Penelope Williamson
es vorsichtig. »Ich ... ich glaube ja«, sagte sie,
aber die Stimme wollte ihr nicht mehr gehorchen.
Seine Hände lagen auf ihrer Hüfte, sein Oberkörper drückte sich an
ihren Rücken. Sie war sich seiner Nähe mehr denn je bewußt. Alles schien mit
einem Mal unnatürlich still zu sein. Sie hörte nur noch seinen Atem. Sie
fühlte, wie sich sein Brustkorb hob und senkte, hob und senkte ...
Plötzlich hielt er den Atem an, trat einen Schritt zurück und nahm
die Hände von ihrer Hüfte.
»Ich knie mich jetzt auf den Boden, und du steigst auf meine
Schultern. Dann drücke ich dich nach oben«, sagte er.
Seine Stimme klang seltsam rauh, und Delia dachte: Wahrscheinlich
ärgert er sich wieder über mich.
Wie konnte sie auch nur so unvorsichtig sein, in diese Grube zu
fallen? Eine richtige Dame geriet bestimmt nie in in solche Schwierigkeiten.
Sie rannte nicht kopflos in den Wald, stürzte in eine Fallgrube und mußte von
einem Mann gerettet werden ...
Tyl kniete vor ihr. Sie zögerte einen Augenblick. Alles war so
unwirklich. Sie hatte Angst, ihn zu berühren, denn seine Nähe brachte sie aus
dem Gleichgewicht. Bestimmt würde er ihre Gefühle erraten, und dann war sie
verloren.
Er
schnaubte ungeduldig. »Na los, Delia. Worauf wartest du?«
Sie holte tief Luft und schlang die Arme um seinen Hals. Er griff
nach hinten, umfaßte ihre Beine, legte sie um seine Hüften und stand schnell
auf. Delia sah den Grubenrand über sich; es wäre ein leichtes gewesen, Tyl
loszulassen und nach oben zu klettern.
Aber sie bewegte sich nicht. Sie war wie gelähmt. Sie spürte seinen
Pulsschlag an den Armen und seinen Brustkorb, der sich unter ihren Schenkeln
hob und senkte. Ihr Unterleib, der sich an die straffen, warmen Muskeln seines
Rückens preßte, wollte sich nicht mehr von ihm lösen.
Unbewußt legte sie die Wange auf seinen Kopf und drückte sie auf
seine weichen Haare.
»Sollen wir vielleicht die ganze Nacht hier
stehen?«
Delia zuckte schuldbewußt zusammen.
Vermutlich war sie eine schwere Last, und deshalb klang seine Stimme so
gepreßt. Sie ließ ihn los und griff mit zitternden Händen nach oben. Ihre
Finger krallten sich in die Erde, und sie zog sich vorsichtig hoch. Er drückte
mit beiden Händen gegen ihr Gesäß und schob sie mit einem Ruck nach oben über
den Grubenrand. Die unerwartete Berührung ließ Delia laut aufstöhnen.
»Alles in Ordnung?« hörte sie ihn fragen.
Sie kroch auf allen vieren zur Grube zurück und blickte in sein
nach oben gerichtetes Gesicht. Auf seiner Stirn standen Schweißtropfen, obwohl
die abendliche Luft kühl war. Er hatte die Lippen zusammengepreßt und schluckte
heftig.
»Reich mir die Hand, mein Leben«, sagte er
spöttisch.
Sie gehorchte verwirrt. Er umfaßte ihr Handgelenk und kletterte
leichtfüßig hinauf. Er war schneller oben, als sie erwartet hatte. Als der Zug
seines Gewichts plötzlich nachließ, fiel sie rückwärts auf die weiche Erde.
Dabei riß sie ihn mit sich; er landete auf ihr, aber er stützte sich im letzten
Moment mit beiden Ellbogen ab.
Ihre Gesichter waren so nah beisammen, daß sie seinen warmen Atem
auf ihren Lippen spürte und seine dunklen Augen direkt über sich sah. Es war
inzwischen beinahe völlig dunkel, aber gerade noch hell genug, daß sie seine
unergründlichen Augen bemerkte, die immer näher kamen, und die schimmernden
Zähne, als sich sein Mund öffnete.
Seine Lippen berührten ihre Lippen – zuerst
bewegten sie sich vorsichtig und langsam über ihren weichen, vollen Mund. Dann
drückten sie sich fester auf ihre Lippen, die sich wie selbstverständlich
öffneten. Sie schlang die Arme um ihn und zog ihn an sich. Sie preßte ihre
Finger in die Muskeln seiner Schultern und spürte, wie er erbebte. Seine
Zungenspitze glitt über ihre Zähne und dann in ihren Mund. Sein Kuß löste etwas
Seltsames in ihr aus. Die Hitze in ihrem Leib schien sich unter der Haut zu
sammeln. Zurück blieb eine Leere, die sich danach sehnte, von ihm gefüllt zu
werden. Ohne ihn schien sie nicht mehr atmen zu können.
Sie bäumte sich auf und preßte sich so leidenschaftlich an ihn,
daß er nach Luft rang, sich von ihr löste und verwirrt murmelte: »Mein Gott,
Delia ...«
Er küßte sie wieder. Es waren zarte, spielerische Küsse, als wollte
er sie necken. Delia stöhnte, legte die Hand auf seinen Hinterkopf und drückte
seinen offenen Mund fest auf ihre Lippen.
Sie erforschte zuerst seine Zunge und dann
seinen Mund mit ihrer Zunge. Dieser Kuß, daran
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