Penelope Williamson
»Nein, Tyl, aber ...«
Er legte ihr schnell zwei Finger auf die Lippen. »Es tut weh, ich
weiß es.« Er zog sie an sich und drückte ihren Kopf an seine Schulter. »Du
bist so zierlich und so schmal gebaut. Ich hätte nicht so heftig sein dürfen
und wie ein wilder Stier ...«
Sie murmelte schluchzend: »Es hat nur anfangs etwas weh getan.
Dann war es schön, dich in mir zu fühlen, Tyl. Wirklich ... es war so schön.«
»Es war auch für mich sehr schön«, flüsterte
er und dachte, daß die Worte kaum das ausdrückten, was er bei der Vereinigung
mit ihr empfunden hatte. »Schön«? O nein, es war die reine Ekstase gewesen.
Er strich ihr langsam über ihre Haare; dann hob er ihren Kopf,
damit er ihr in die Augen sehen konnte. »Damals, das erste Mal bei der Grube,
konnten wir uns beide nicht mehr beherrschen, und ich dachte, du wolltest mich
...«
»Ja, das wollte ich auch, Tyl.«
Sie sagte das in aller Unschuld. Es war so ehrlich und offen, daß
er fast verlegen wurde. Er küßte sie schnell auf den samtigen Mund und mußte
sich eingestehen, daß ihn noch nie eine Frau mit dieser vertrauensvollen
Offenheit geliebt hatte.
»Wenn ich das nächste Mal mit dir schlafe, dann werden wir uns
viel Zeit nehmen. Es wird so schön und wunderbar sein, wie es sein kann, wenn
ein Mann eine Frau liebt.«
»Das nächste Mal ...« Sie sah ihn unsicher
und unter Tränen an. »Tyl, willst du damit sagen, daß du mich noch einmal haben
willst?«
Er umarmte sie und flüsterte ihr ins Ohr: »Ich will dich immer
wieder und wieder haben, immer wieder ...«
Sie lachte glücklich, ließ sich auf den Boden sinken und zog ihn
mit sich. »Jetzt?«
Unbeschwert und plötzlich von allen Lasten
befreit, lachte auch er. »Du verlangst viel, Kleines«, sagte er neckend, zog
das Leinenhemd aus ihrem Rock und schob ihn über ihre Hüften. »Vergiß nie, daß
ein Mann zwischendurch wieder zu Kräften kommen muß. Außerdem haben wir noch
den Nachmittag und die ganze Nacht.« Er küßte sie zärtlich und murmelte: »Aber
wenn du willst, kann ich gleich dafür sorgen, daß du ...« Seine Lippen glitten
tiefer und legten sich um eine Brustwarze, die sich sofort aufrichtete, » ...
bereit bist.«
Seine Zunge liebkoste bereits die Unterseite der Brust. »Ich werde
dir auch zeigen, wie du mich ...« Er schmeckte den salzigen Schweiß und
entfernte behutsam mit den Fingerspitzen eine paar Kiefernnadeln, die an ihr
klebten, » ... bereit machst.«
Sie hielt die Luft an und fuhr mit den Fingern durch seine Haare.
»Tyl, was soll mit Nat geschehen?«
Seine Zunge glitt bereits über ihren Bauch,
und er stellte zu seiner Überraschung fest, daß er vielleicht nicht lange
warten konnte. »Hm?«
»Ich meine Nathaniel Parker. Was sollen wir
ihm sagen?«
Tyl hatte Nat völlig vergessen und wollte auch jetzt nicht an ihn
denken, denn Delia überließ sich ihm, und seine Leidenschaft stellte sich
stürmisch wieder ein.
» ... Wir sagen nichts«, murmelte Tyl, und seine Zunge spielte mit
ihrem Nabel.
Sie wand sich stöhnend unter seinen Liebkosungen. Er mußte
unwillkürlich lächeln. Vielleicht hatte er doch nicht völlig versagt, und es
war ihm gelungen, die widerspenstige Delia in die Freuden der Liebe
einzuweihen.
»Aber wir müssen ihm etwas sagen, Tyl«, stieß sie atemlos keuchend
hervor. Ihre Haut unter ihm begann zu zittern und heiß zu werden. »Wird er
nicht wütend sein, wenn er erfährt, daß du mich an seiner Stelle heiratest ...«
Tyls Zunge, die gerade weiter nach unten glitt, bewegte sich nicht
mehr. Plötzlich war es so still, daß er den fernen Schrei einer Möwe hörte. Ein
kalter Windstoß traf seinen nackten Rücken.
Er rollte zur Seite und setzte sich auf. Dann
zwang er sich, ihr in die verwirrten Augen zu sehen. Er kam sich schlecht und
gemein vor. Er hatte das Gefühl, sich wie durch dichten Nebel zu seinem
Verstand durchzukämpfen. Der stechende Schmerz wachsender Schuldgefühle in
seiner Brust machte jeden Atemzug zur Qual.
Er griff nach ihren Händen und zog sie hoch, so daß sie sich
gegenübersaßen. Sie schien so verletzlich und kaum älter als ein Kind zu sein.
Bei Gott, sie war kaum älter als ein Kind. Im Grunde war sie noch ein junges
Mädchen – nur in einem wesentlichen Punkt nicht mehr, und daran trug er die
Schuld.
Er sah die wachsende Angst in ihren Augen und mußte schlucken,
aber dann holte er tief Luft und sagte klar und deutlich: »Ich werde dich nicht
heiraten, Delia.«
Sie legte die Arme über die
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