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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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vorwerfen, daß ich dachte, du
seist eine Dirne, die es mit jedem Mann treibt, der sie dafür bezahlt ...«
    Es waren Schuldgefühle und Angst vor dem Verlust seiner Freiheit
und seines Seelenfriedens, die ihn dazu brachten, diese häßlichen Worte
auszusprechen. Er verstummte erschrocken, als er sah, was sie bei Delia
auslösten. Das Blut wich aus ihrem Gesicht, als habe er ihr das Herz aus dem
Leib gerissen. Sie verdrehte die Augen und schwankte. Er mußte sie stützen,
damit sie nicht fiel.
    »Ich habe es nicht so gemeint ...«, murmelte
er betroffen.
    Sie zitterte heftig und wollte sich losreißen. »Laß mich ...« Ihre
Stimme versagte.
    Er ließ sie los.
    Am liebsten wäre er in diesem Augenblick vor
Scham im Boden gesunken. Er kam sich jämmerlich und nichtswürdig vor. Es wäre
besser gewesen, wenn sie ihn geschlagen, ihn angeschrien oder mit Füßen
getreten hätte. Aber sie blickte ihn nur mit großen Augen an, und er wußte, sie
haßte ihn nicht, auch wenn er es jetzt mehr denn je verdiente. Sie liebte ihn.
Und Tyl hatte vor dieser Liebe Angst, denn er wollte nicht so große Macht über
einen anderen Menschen besitzen. Vor allem wollte er nicht, daß ein anderer
soviel Macht über ihn besaß.
    »Verzeih
mir, Delia«, murmelte er und ließ den Kopf sinken.
    Sie hob die Hand, ließ sie aber wieder sinken. »Du mußt mir verzeihen«,
sagte sie leise. »Es war alles meine Schuld. Ich habe mir etwas gewünscht, das
ich nicht haben kann. Ich habe mir etwas eingeredet, das nur ein Traum war ...«
    »Delia, bitte ...«
    »In der Nacht, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe und als
deine Hände mich berührten, dachte ich, es gäbe auf der ganzen Welt keinen
besseren Menschen als dich. Damals habe ich mich in dich verliebt, Tyl. Aber
ich hätte dir meine Ehre nicht einfach so geben dürfen. Ich hätte nicht
zulassen dürfen, daß du mit mir wie mit einer Hure schläfst.«
    Sie drehte sich um und ging davon. Tyl war nahe daran, sie
zurückzurufen. Er wollte sie um Verzeihung bitten und ihr sogar versprechen,
sie zu heiraten, wenn es sein mußte. Er wollte alles tun, um ihr die
unerträgliche Qual zu nehmen. Aber er mußte sich gleichzeitig eingestehen, daß
es noch grausamer gewesen wäre, sie zurückzurufen, denn dann hätte sie noch mehr
gelitten. Denn sie wollte seine Liebe, und die konnte er ihr nicht geben.
    Er blieb noch lange an dem Platz stehen, nachdem sie gegangen war.
Aber schließlich beugte er sich langsam vor und hob sein Hemd auf. Als er es
anziehen wollte, sah er das Blut ... ihr Blut.
    Er verließ den Wald und ging den Fußpfad hinunter zum Meer. Am
Ufer kniete er sich in den Sand und tauchte das Hemd in die Wellen. Er sah, wie
sich das Blut mit dem Wasser vermischte und langsam verschwand. Mit dem Blut
ihrer Jungfräulichkeit schien er jedoch auch etwas in sich zu entfernen. Etwas,
das zu ihm gehört hatte, schwand, und erst, nachdem er es verloren hatte, wurde
ihm bewußt, daß es ein entscheidender Teil seines Wesens war.
    Als er nachdenklich den Kopf hob, wurde es ihm schlagartig bewußt:
Er hatte die Freude verloren. In den letzten Wochen, seit Delia in sein Leben
getreten war, hatte ihn die Freude glücklich und stark gemacht. Bereits beim
Aufwachen am frühen Morgen freute er sich bei dem Gedanken, ihr schelmisches,
lächelndes Gesicht zu sehen und ihre dunkle, seltsam rauchige Stimme zu hören.
Sie hatte ihn zum Lachen gebracht und ihn wütend gemacht, aber vor allem hatte
sie ihm die Freude am Leben geschenkt. Sein Verlangen nach ihr hatte alle
Grenzen überstiegen und ...
    Er verwünschte sie, und er verwünschte ihren verführerischen,
sinnlichen Körper. Seine Leidenschaft war noch immer nicht gestillt. Trotzdem
brachte er nicht den Mut auf, sie zu lieben. Deshalb schob er sie von sich und
ließ sie gehen.
    Aber die Freude war mit ihr aus seinem Leben
verschwunden.

11
    Die schönen
Mokassins mit den bunten Perlen lagen auf seiner Satteltasche und wirkten
verloren. Die Spitzen berührten sich, und die Fersen standen etwas auseinander.
Tyl bückte sich und wollte sie wegnehmen, aber seine Hand zögerte, als bringe
er es nicht über sich, sie anzufassen. Dann schnaubte er wütend, packte die
Mokassins und schob sie tief in die Satteltasche, damit er sie nicht mehr
sehen mußte.
    »Verflucht ...«, murmelte er.
    Er hängte sich die Satteltasche über die Schulter und ging damit
hinaus in die helle Morgensonne. Im Hof wartete Susan auf ihn.
    »Schade, daß du nicht länger bleiben

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