Pennäler contra Pauker
Tom-Shark- und Pitt-Strong-Hefte. Er raucht trotz gewisser physischer Beschwerden mutig die kurze Pfeife und sehnt sich heimlich danach, unter den Mitgliedern des Lehrkörpers einen verkappten Verbrecher zu entdecken. Dagegen schweigen wir uns lieber über das Protektionskind aus, da dieser peinliche Fall zum Glück nur noch vereinzelt vorkommt.
Der Klassenokkultist widmet alle Freizeit dem Studium der Geheimwissenschaften wie Yoga, Schwarze Magie oder Telepathie und bemüht sich, den Herrn Professor während des Unterrichts in einen hypnotischen Schlaf zu versetzen.
Schließlich finden wir unter der Schülerschaft die von der Wissenschaft Berauschten oder Verzückten. Sie sind für den Lehrer eine recht harte Nuß. Der für Chemie Schwärmende richtet sich etwa daheim eine ganze magische Küche ein und bevorzugt beim Arbeiten Sprengstoffe, Giftgase und ähnlichen Unrat. Oft leidet er unter den grausamen Nachstellungen seitens verständnisloser Eltern, in welchem Falle er sein Arsenal auf dem Abort verbirgt. Bisweilen kommt es dann an diesem düsteren Örtchen zu einem prächtigen Feuerwerk, wenn der unvorsichtige Vater ein Streichholz wegwirft. Die rückständigen Eltern beklagen sich hierauf in der Schule, und dem Chemielehrer fällt die mißliche Aufgabe zu, dem jungen Schwärmer seine Leidenschaft für die Wissenschaft schweren Herzens auszureden.
Noch größere Hartnäckigkeit entwickelt der für den Rundfunk schwärmende junge Mann. Er versteht es, aus einem alten Regenschirm einen tadellos funktionierenden Empfänger zu basteln, wogegen er die lateinischen unregelmäßigen Zeitwörter durchaus nicht zur Kenntnis nehmen will. Es bedarf schon einer großen belehrenden Gewandtheit des Lateinlehrers, den so einseitig belasteten Konstrukteur von der Bedeutung und der Weltsendung dieser unregelmäßigen Zeitwörter zu überzeugen.
Wir haben bei der Aufzählung der einzelnen Typen die Kategorie der Schwänzer absichtlich übergangen, da sie uns jetzt als Einleitung zur Beschreibung der Kampfmethoden der Schüler dienen sollen.
Der Schwänzer
Das Schwänzen oder das «Hinter-die-Schule-Gehen» ist zwar eine treffliche Art, dem Bereich der Pauker zu entwischen, ist aber ebenso gewagt wie gefährlich. Von den «Schwänzern», «Drückebergern» oder «Kneifern» soll noch ausführlich die Rede sein. Hier zeigen wir bloß am Fall des Schwänzers Kadel-burg, mit welchen Gefahren das waghalsige Unternehmen des Schwänzers verbunden ist.
Kadelburg verschaffte sich von einem bekannten Arzt eine Bescheinigung, daß er an einer schweren Nervenkrankheit leide, die zumindest einen Monat Ruhe und Unterbrechung des Schulbesuchs notwendig mache. Die vertrauenseligen Pädagogen nahmen das zur Kenntnis, und der junge Mann ging täglich in den Stadtpark wie ein reicher Rentner und schmauchte dort Zigaretten.
Eben da fiel es dem Vater Kadelburg offenbar aus bloßer Laune ein, in der Schule nachzufragen, ob sich sein Sprößling in Physik verbessert habe. Der Klassenlehrer, ein recht biederer Mann, überhörte die Frage und sagte freundlich: «Gewiß, gewiß, solche Nervenanfälle sind eine ernste Sache, aber ich hoffe, Ihr Sohn wird sich bald erholen.» Der Vater maß forschend das ernste Gesicht des Gelehrten und wiederholte eindringlich, daß er etwas über den Fortgang des Obersekundaners Ulrich Kadelburg erfahren möchte. Worauf ihm der Klassenlehrer versicherte, daß Nervenkrankheiten durch Ruhe und kalte Bäder, namentlich bei jungen Menschen, rasch zu beheben seien.
Vater Kadelburg dankte höflich, setzte sich wütend seinen
Hut auf und ging heim, um die Nervenkrankheit seines Sohnes Ulrich zu kurieren. Als Ulrich Kadelburg zum Mittagessen mit einer Aktentasche voll Büchern heimkam, wunderte er sich sehr, daß der Vater ihn schon an der Tür erwartete. «Komm, komm, mein Junge, es ist schon gedeckt», sagte der Vater honigsüß. Ahnungslos ging Ulrich in die Falle. Er legte die Aktentasche auf den Stuhl und sagte munter: «Heute gab's wieder einen Mordsspaß in der Schule!» Diese Worte betrachtete der Vater als Signal zum Angriff; er nahm den Leibriemen ab und stürzte sich in unfairer Weise auf den Sohn.
So viel über das wenig beneidenswerte Leben der Schwänzer.
Pennäler contra Pauker
Zwischen Paukern und Pennälern wird ein unaufhörlicher Kleinkrieg oder eine Guerilla geführt. Überall tobt dieser Kampf: in der Klasse, auf den Korridoren, im Schulhof, vor der Schule und außerhalb des Schulbereichs. Die
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