Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
People Always Leave

People Always Leave

Titel: People Always Leave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alec Cedric Xander
Vom Netzwerk:
abzustützen.
    „Du hast also bis zu drei, manchmal auch vier Tabletten am Tag genommen?“
    „Nein“, antwortete er, „das waren nicht so viele.“
    „Aber nach deinen Unterlagen …“
    „Ich weiß, aber das stimmt nicht.“
    „Was stimmt denn dann?“
    „Die Tabletten waren manchmal echt bröselig.“
    „Und das soll ich dir jetzt glauben?“
    „Glauben Sie doch, was Sie wollen.“
    „Okay. Angenommen, das stimmt, dann hattest du also über all diese Jahre keine Probleme?“
    „Wie ich schon sagte … mir ging es echt gut damit.“
    „Was ist dann passiert?“
    Nun zögerte Nathan.
    „Nathan?“
    „Es ging alles so schnell“, erinnerte er sich.
    „Was meinst du?“
    „Diese Panik, diese Angst.“
    „Du meinst, dass dein Herz zu schlagen aufhören könnte?“
    Ein leises „Ja“ flog über Nathans Lippen.
    „Wie ich sehe, wurdest du einen Tag, nachdem du einen Psychotherapeuten aufgesucht hattest, mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht und am nächsten Tag sofort wieder entlassen.“
    Nathan erinnerte sich. Es kommt mir vor, als wäre es nur wenige Wochen her, dabei sind schon Jahre vergangen. „Ja.“
    „Subjektives Herzrasen und Hyperventilation“, sagte Schlaus mit fragendem Blick.
    „Ja, subjektiv“, gab Nathan zurück und lachte kurz.
    „Was ist so witzig?“
    „Mein Herz“, begann er mit ernster Mimik, „es stolperte ohne Ende und raste und raste …“
    „Pure Panik“, unterbrach der Arzt.
    „Nein, bittere Realität.“
    „Nein.“
    „Ich weiß ja wohl noch, wie es mir ging.“
    „Es war der Anfang eines erneuten Ärzte-Marathonlaufs“, erklärte der Doktor.
    „Ich weiß“, sagte Nathan – wie so oft.
    „Blutuntersuchungen, EKGs, Ultraschalle, mehrere Kardiologen und keiner konnte auch nur das Geringste feststellen.“
    Muss er mir das jetzt wirklich alles erzählen? Schließlich weiß ich es doch schon.
    „Irgendwann haben die Facharztbesuche allerdings aufgehört und du gingst nur noch zu deinem Arzt, um dir Beruhigungsmittel zu holen.“
    „Jupp.“
    „Benzodiazepine.“
    Nathan stöhnte kurz, doch dann fiel ihm auf, dass er seit seinem Aufenthalt kein einziges Mal an Tabletten gedachte hatte.
    „Was ist?“, fragte Doktor Schlaus.
    „Ich habe diese Tabletten täglich über sechs Jahre eingenommen, vielleicht sogar sieben, doch seit ich hier bin, da …“
    „Verspürst du nicht mehr den Drang nach Sedativa?“
    „Es ist seltsam, aber Sie haben recht“, stimmte er dem Arzt zu.
    „Ich kann dir sagen, woran das liegt. Nachdem du versucht hattest, dich umzubringen, lagst du über Wochen im Koma, und genau in dieser Zeit hat sich dein Körper von all dem Gift erholt, das du dir tagtäglich eingeschmissen hast. Die Nebenwirkungen, die man eigentlich hat, wenn man solche Tabletten über einen längeren Zeitraum einnimmt und dann prompt absetzt, hast du also nicht wahrnehmen können, da du wie gesagt im Koma lagst.“
    „Soll das etwa heißen, dass ich diese ganzen Tabletten nie wieder brauche?“, fragte Nathan und freute sich sprunghaft.
    „Menschen mit einer Herzneurose haben meist oder immer kein wirkliches Leiden. Im Gegenteil. Sie leben sogar länger als Menschen mit Erkrankung. Doch das spielt ja jetzt auch keine Rolle mehr, nicht?“
    Nathan sagte nichts, denn ihm wurde bewusst, dass er nicht mehr lang zu leben hatte.
    „Leider kam alles anders als erwünscht, nicht?“
    „Mir auch egal“, gab er trotzig zurück.
    „Ist es das?“
    „Ja!“
    „Was glaubst du, was deine Eltern …“, sagte Schlaus, stoppte aber wieder, als Nathan ihn erbost ansah. „Entschuldige, ich meinte, was dein Vater oder deine Familie allgemein davon halten, dass du dir dein kostbares Leben nehmen wolltest?“
    „Mir egal.“
    „Dir ist es egal, was sie denken?“
    „Ja, ist es!“
    „Wieso so grantig?“
    „Ich habe, außer mit meinem Vater, nichts mit ihnen zu tun“, erklärte er und machte sich mit einem Mal Sorgen. „Weiß er es?“
    „Was meinst du?“
    „Mein Dad? Weiß er, dass ich bald sterben werde?!“
    „Nein.“
    „Gut, ich will nicht, dass er es erfährt.“
    „Das musst du ihm selbst sagen.“
    „Haben Sie mir gerade nicht zugehört? Ich sagte doch, dass ich nicht will, dass er es erfährt.“
    „Wieso nicht?“
    „Er soll sich nicht unnötig sorgen.“
    „Aber irgendwann musst du es ihm sagen.“
    „Ich weiß“, antwortete Nathan betrübt. „Nur nicht jetzt.“
    „Dein Vater und seine Frau sind hier“, behauptete der Arzt

Weitere Kostenlose Bücher