People Always Leave
ihren Computer zu tippen. „Ich brauche Ihren Ausweis.“
Geht doch, freute ich mich und überreichte ihr meine Personalien. Sie tippte erneut. Plötzlich spürte ich, wie mir übel wurde. „Haben Sie hier ein Klo?“, fragte ich rasch.
Abwertend sah sie mich an.
„Haben Sie hier eine Toilette?“
„Sie können doch noch eben warten“, meinte sie. „Aber ja, die haben wir.“
Ich versuchte mich zu beruhigen, klappte irgendwie nur nicht wirklich. So nervös war ich noch nie zuvor gewesen. Mein Bein wippte auf und ab. Meine Finger bewegten sich ständig, als ob ich in Windeseile einen Roman verfassen müsste. Blitzartig stand sie auf und ging zum Drucker. Gespannt starrte ich darauf. Ein Schein kam heraus.
Diese Scheine kannte ich von früher, als mein Dad noch alleinstehend gewesen war. Da hatte er auch ständig diese Sozialscheine bekommen, damit auch wirklich jeder erkennen konnte, dass er arbeitslos war.
Nachdem ich das große Blatt Papier an mich gerissen hatte, ging ich sofort zurück nach Hause, um einen Zettel zu verfassen, auf dem stand, was für Symptome ich hatte. Sprechen fiel mir aus irgendeinem Grund immer schwerer. Denn jedes Mal, wenn ich zu reden begann, wurde mir nur noch schlechter. Nachdem ich alles aufgelistet hatte, ging ich schnurstracks zu einem Arzt. Da ich zuvor nie wirklich bei einem Mediziner in meiner Stadt gewesen war, entschied ich mich für den erstbesten. Es war ein Mann, und ich kam sofort dran. Nun ja, zumindest am gleichen Tag. Es dauerte nur ein paar Stunden. Sein Name war Doktor Braun. Er sah mich an und bat mich in seinen Behandlungsraum.
„Hallo, Herr Schuster“, sagte er und nahm Platz.
„Hallo“, murmelte ich mit schwacher Stimme.
„Wie kann ich Ihnen weiterhelfen?“ Kurz zögerte ich, bis ich den Zettel aus meiner Jeanstasche nahm und ihm diesen überreichte.
„Okay“, grübelte er und begann zu lesen. Irgendwie war es mir total peinlich, nicht selbst zu sprechen. Mit dieser ständigen Übelkeit und diesem seltsamen Gefühl im Halsbereich blieb mir jedoch nichts anderes übrig.
„Aha“, staunte Herr Braun und stand plötzlich von seinem Schreibtischstuhl auf. „Ihnen ist also den ganzen Tag über schlecht, und ihr Herz rast andauernd?“, fragte er und griff nach dem Stethoskop. „Machen Sie bitte einmal den Oberkörper frei.“
Ich nickte, legte meine Jacke ab und zog mir das Oberteil hoch.
So ein seltsames Gerät, dachte ich. Es war das erste Mal, dass ich so etwas sah. Er legte es an meine Brust und horchte.
„Ja“, bemerkte er, „ist wirklich etwas schnell.“ Noch einmal horchte er.
„Schnell, aber ich höre nichts“, erklärte er und legte das Stethoskop zur Seite. Nun griff er nach dem Blutdruckmessgerät und legte es mir um meinen rechten Arm. Angespannt sah ich ihm dabei zu. Er pumpte diesen komischen runden Ball auf, und die Manschette drückte immer fester zu.
„Ein bisschen hoch“, staunte er, als er die Luft rausgelassen hatte. „Hundertvierzig zu neunzig.“
Mir sagte das alles überhaupt nichts.
„Aha“, seufzte ich. Wieso hatte ich nur etwas gesagt? Diese seltsamen Stiche in meinem Bauchraum kamen prompt zurück.
Wieder hatte der Arzt etwas anderes in seiner Hand. Es sah aus wie ein Kugelschreiber. Ein leuchtender Kugelschreiber, mit dem er in meine Augen schaute.
„Okay“, rätselte er und sah mit diesem komischen Löffel in meinen Mund.
„Okay“, stammelte er erneut und begab sich zurück auf seinen Platz. Er begann etwas in seinen Computer zu tippen „Ihr Puls ist etwas erhöht und liegt bei einhundertundzwanzig.“
„Und was wäre normal?“, wollte ich rasch wissen.
„Kommt immer darauf an. Also, in der Ruhephase sollte dieser in ihrem Alter bei circa siebzig oder achtzig liegen.“
Ich schluckte unüberhörbar.
„Aber ich konnte nichts hören“, warf er rasch ein. „Wir machen jetzt ein EKG, und dann nehmen wir Blut ab. Morgen kommen Sie dann bitte wieder, damit wir ein Langzeit-EKG-Gerät anlegen können.“
„Was ist das?“
„Das ist ein Gerät, welches ihr Herz vierundzwanzig Stunden lang abhört und alle fünfzehn Minuten ihren Blutdruck misst. Wie dies ungefähr aussieht, werden sie gleich bei dem kurzen EKG sehen.“ Nachdem er noch einige Wörter langsam in seinen Rechner getippt hatte, folgte ich dem Doc in einen anderen Raum. „Oberkörper ganz frei machen und die Socken ein Stück herunterziehen.“ Schnell war er wieder über alle Berge. Es war viel zu kalt und ich zitterte
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