Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
People Always Leave

People Always Leave

Titel: People Always Leave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alec Cedric Xander
Vom Netzwerk:
erinnern“, erklärte Dean.
    „Wie meinst du das?“
    „Ein EKT wird bei Patienten mit starken depressiven oder psychischen Störungen angewendet. Das Wirkprinzip solch einer Behandlung besteht in der Auslösung eines epileptischen Anfalls durch Verabreichung von elektrischem Strom am Schädel des narkotisierten Patienten. Suizidalität gehört auch oft zu diesem Krankheitsbild.“
    Nathan schluckte.
    „Aber du brauchst dir keine Gedanken machen. Das würde ich nun wirklich nicht zulassen.“
    „Wie viel Erinnerung geht denn bei so einer Behandlung verloren?“, wollte Nathan neugierig wissen.
    „Stunden … manchmal Tage.“
    „Ach so …“
    „Wieso fragst du?“
    „Nur so.“
    Dean erkannte Nathans Gedanken sofort. „Es würde dir nichts bringen.“
    „Was?“, stellte Nathan sich bewusst dumm.
    „Du weißt ganz genau, was ich meine. Ein EKT bringt dich nicht weiter.“
    „Ich habe es ja auch nicht vor.“
    „Will ich auch hoffen – und selbst wenn, würde es gar nicht so weit kommen.“
    „Weil du es verhindern würdest, schon verstanden. Habe ja kein Alzheimer.“
    „Nein“, sagte Dean. „Menschen mit einer Herzschwäche oder einer allgemeinen Herzkrankheit sollten und dürfen sich solch einer Behandlung nicht unterziehen. Abgesehen davon halte ich von dieser Behandlungsmethode überhaupt nichts.“
    „Ich habe es verstanden“, murrte Nathan ungehalten.
    „Ich wollte dich nur darüber informieren.“
    „Ich weiß, danke.“
    „Und?“, fragte Dean.
    „Hm?“
    „Wie ging es weiter?“
    Ein sanftes Lächeln flog Nathan über die Lippen, denn Dean ließ einfach nicht locker. Jeder andere Typ wäre schon längst über alle Berge, wusste er – nur Dean nicht. Lag es vielleicht einfach nur daran, dass Dean Psychotherapeut war und gar nicht anders konnte, außer, alles über ihn erfahren zu müssen – oder war da mehr, als dieses übliche Geschwatze zwischen Therapeut und Patient?
    Dean erinnerte sich, dass Nathan die Kleidung von Ärzten nicht leiden konnte, und plapperte hastig: „Ich ziehe auch gerne meinen Kittel aus.“
    Gesagt, getan. So schnell konnte Nathan gar nicht gucken, da saß Dean normal bekleidet wieder neben ihm.
    „Besser?“, fragte er mit einem unschuldigen Dackelblick.
    Nathan lächelte. „Danke dir.“
    Dean zwinkerte.
    Tief atmete Nathan durch.
    „Lass dir Zeit“, hauchte Dean ihm besorgt zu.
    „Geht schon“, wisperte er und fuhr mit seiner Geschichte fort.
    Gespannt hörte Dean zu.
    „Als ich aus dem Bad ging und mich wieder einmal in meinem Zimmer verschanzte, lag ich den ganzen Tag nur mit Herzrasen auf meinem Bett. Der Samstag verlief nicht viel anders. Die ganze Zeit über war mir schlecht, mein Herz raste. Am Sonntag konnte ich einfach nicht mehr. Wie ein Stückchen Elend saß ich auf meinem Bett. Unerwartet kam mein Vater ins Zimmer. Zuerst wollte er etwas, das spürte ich, doch als er mich dann anguckte, bekam ich zum ersten Mal das Gefühl, er würde sich Sorgen um mich machen.
    „Geht es dir echt so schlecht?“, fragte Hendrik. Ich nickte und ließ mich dann weinend in seine Arme fallen. Nach kurzer Tröstung forderte er mich auf, ein paar Sachen zu packen. Er würde mich mit seiner Frau ins Krankenhaus bringen. Das tat er auch, auch wenn wir einen langen Umweg gefahren sind, weil er ja noch so dringend etwas erledigen musste.
    Im Krankenhaus angekommen, ließ man uns erst einmal warten. Ein gebrochenes Handgelenk war einfach wichtiger als jemand, der seit Wochen Herzrasen hatte. Während wir also warteten, saß ich die ganze Zeit über gekrümmt da. Mir war schlecht, und ich hatte immer die Befürchtung, mich gleich übergeben zu müssen.
    „Schuster?“, rief endlich eine Frau in Weiß. Ich blickte zu ihr auf. „Sie können dann jetzt bitte mitkommen“, meinte sie und führte uns in einen Behandlungsraum, der alles andere als angenehm warm war. „Der Arzt wird gleich zu Ihnen kommen.“ Sie schloss beim Hinausgehen die Schiebetür. Als ich mich umsah, wurde mir ganz anders. Der Raum war groß und erinnerte mich an eine Folterkammer.“
     
    „Wie aus einem dieser Horrorfilme. Man kommt rein, aber nie mehr heraus …“
    Dean erkannte, dass Nathan leicht weggetreten zu sein schien. „Nathan?“
    „Hm?“
    „Alles in Ordnung?“
    Nathan sah in die besorgten Augen. „Entschuldige“, murmelte er und erzählte weiter.
     
    Wieder durften wir warten und warten und warten. Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, kamen gleich zwei Ärzte herein.

Weitere Kostenlose Bücher