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People Always Leave

People Always Leave

Titel: People Always Leave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alec Cedric Xander
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Problem mit seinem Bein hatte. Gegenüber ein älterer Herr, der, wie sich später herausstellte, unter einer Herzschwäche litt. Genau das, was ich brauchte. Neben dem Herrn lag ein noch älterer Mann, der ständig seinen Rotz auf sein Laken spuckte. Das Bett neben ihm war leer. Neben meinem lag zum Glück niemand.
    Bianca verstaute meine Sachen in einem kleinen Schrank, den vor mir schon tausend andere genutzt hatten. Alles in diesem Zimmer kam mir so tot vor. Als ob der Tod nur wenige Schritte von mir entfernt stünde. Es fühlte sich merkwürdig an, und als ich aus dem großen Fenster blickte, wurde mir erst recht ganz anders. Aus der Ferne konnte man meine alte Heimatstadt, in der ich zuvor etliche Jahre gelebt hatte, sehen. Wie gelähmt starrte ich hinaus.
    „Alles in Ordnung?“, wollte die Krankenschwester von mir wissen. Ihre Stimme klang so herzlich, so besorgt.
    „Klar, sicher doch“, log ich.
    Nach einer knappen halben Stunde verabschiedete sich mein Vater mit den Worten: „Ich würde ja länger bleiben, aber ich muss zu Hause noch so viel erledigen. Aber Bianca kommt morgen vorbei und bringt dir noch ein paar weitere Sachen. Pantoffeln und so …“
    „Ist gut“, gab ich in mich gekehrt zurück.
    „Brauchst du sonst noch etwas?“
    „Nein, passt schon“, antwortete ich mit einem gespielten Lächeln. Er verabschiedete sich mit einer kurzen Umarmung und verschwand.
    „Wir sehen uns dann morgen nach der Arbeit“, rief Bianca quer durch den Raum und folgte ihrem Mann.
    Da saß ich nun – allein. Nun ja, zumindest fühlte ich mich allein. Der eine Patient hörte Radio, der andere sah fern und der dritte hustete ständig. Dabei wollte ich nur eines: Ruhe. Doch die bekam ich nicht. Zum Abendessen gab es nichts, schließlich war ich zu spät ins Krankenhaus gekommen. Den anderen beim Mampfen durfte ich jedoch zusehen.
    Als die Schwester später hereinkam, streckte sie mir ein Fieberthermometer entgegen und legte mir eine Tablette auf den kleinen Nachtischschrank. Ein Blick darauf genügte, um meine Laune noch tiefer in den Keller sinken zu lassen. Vomex gegen Übelkeit. Zehn Stück hätte ich schlucken können. Die Wirkung wäre immer die gleiche gewesen. Keine Veränderung, nichts.
    Meine Körpertemperatur war normal. Der Blutdruck ein wenig erhöht. An diesem Abend fand ich wirklich sehr schwer in den Schlaf.
    Die Nacht hatte noch nicht einmal richtig für mich begonnen, da wurde ich um Punkt sechs Uhr auch schon wieder aus dem Bett geschmissen. Schlafen schien in diesem Krankenhaus ein Privileg zu sein. Allerdings nicht meins. Erneut eine Blutdruck- sowie Fiebermessung, und dann kam die Spritze. Mein Blut wollten sie, und das nicht zu wenig. Danach war mir ganz anders im Kopf. Immerhin gab es jetzt aber ein Frühstück. Je eine Scheibe Brot, Käse und Salami und einen kleinen Joghurt. Es war ein Witz. Immerhin war mein Hunger schon immer sehr groß gewesen. Das Brot war sehr schnell weg, doch der Gedanke an das Milchprodukt ließ mir einen kleinen Schauer über den Rücken laufen. Gegessen habe ich ihn trotzdem, auch wenn mir danach total schlecht war. Mein Hunger jedoch, der blieb.
    Dann lag ich da. Drei Stunden lang, und nichts geschah, bis eine Krankenschwester ins Zimmer kam und mich bat, mitzukommen. Wieder ging es in den Fahrstuhl. Die fünf Stockwerke kamen mir wie eine halbe Ewigkeit vor. Mit zittrigen Knien folgte ich ihr quer durch das quietschgelbe Krankenhaus. Gelb, die Farbe der Lebensfreude. Doch in diesem Fall wohl eher die Farbe zum Übergeben. Wenn ich zurück an diesen Ort denke, dann wird mir immer noch ganz anders. Er hatte etwas an sich, was man einfach nicht erklären kann. So voller Trauer, Schmerz und Tod.
    „Setzen Sie sich bitte und warten Sie“, meinte die Schwester mit einer gekonnten Handbewegung zum Stuhl. Ich nickte und kam ihrer Aufforderung nach. Die ganze Zeit über fragte ich mich, was jetzt wohl passieren würde, doch meine Neugierde sollte auf die Probe gestellt werden, denn man ließ mich eine sehr lange Zeit warten.
    „Herr Schuster“, rief Ewigkeiten später ein dürrer Arzt, dessen Kopf aus einer der vielen Türen blickte. Langsam begab ich mich zu ihm. Schon jetzt raste mein Herz aus unerklärlichen Gründen, und das Schlimmste dabei war, dass ich es andauernd mitbekam. Früher hatte ich mein Herz nie gespürt. Egal, wie viel Angst, Wut oder Trauer ich in mir hatte.
    „Hallo“, sagte er und schüttelte meine Hand. Wieder erinnerte mich mein Umfeld an

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