Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
eigenen Land und in Europa abfertigt. Wir müssen auf diese Leistung stolz sein. Lasst uns diesen Sieg Rexach und Cruyff widmen, die diese Entwicklung in Gang gebracht haben, und allen anderen, die im Folgenden an diesem Prozess teilhatten: ehemaligen Präsidenten, ehemaligen Trainern, allen anderen. Es ist ein Sieg mit weltweiter Ausstrahlung, weil wir das auf unsere ganz besondere Art gemacht haben und kein anderer Klub der Welt den eigenen Leuten so viel Vertrauen schenkt wie wir.«
Mourinho versuchte das Ergebnis herunterzuspielen: »Es ist leicht zu akzeptieren. Das ist keine Demütigung, nur meine größte Niederlage.«
Mourinho orientierte sich dabei natürlich nicht an den Tatsachen, und in Wirklichkeit sollte dieses Spiel den allergrößten Einfluss auf seine berufliche Laufbahn haben. Er machte den Fehler, zu mutig zu sein, konzentrierte die Energie des Teams darauf, was es bei Ballbesitz tun sollte, und nicht darauf, was zu tun war, wenn die anderen den Ball hatten. Er ging in dem Glauben nach Barcelona, dass er es mit dem Gastgeber aufnehmen könne, mit dessen eigener Spielweise und auf dessen eigenem Terrain. Das Ergebnis mag den tatsächlichen Qualitätsunterschied zwischen beiden Mannschaften nicht richtig wiedergegeben haben – es zeigte eher einen Unterschied beim Verständnis an, wie diese Qualität auf eine bestimmte Situation anzuwenden war. Das war Mourinhos Fehler, und er schwor, dass dies nie wieder passieren würde.
Er nutzte die heftigen Reaktionen auf diese demütigende Niederlage als Unterstützung für sein Argument, der Supertanker Real Madrid müsse den Kurs ändern, und überzeugte alle Passagiere davon, dass sie seinen Anweisungen folgen sollten. Für ihn war diese 0:5-Schlappe ein Beleg für die Tatsache, dass der Klub einen drastischen Wandel brauchte: Aus dem Klub, der vom Präsidenten geführt wurde, musste der Klub werden, den ein erfolgreicher Trainer steuert, der in allen Bereichen das Sagen hat, bei Neuverpflichtungen, in der Nachwuchsakademie, in Fragen, die mit den Sportanlagen zu tun hatten, in allen Geschäftsfeldern. Der Portugiese sollte in seinem Bestreben, Barcelona vom hohen Ross herunterzuholen, den Aufgabenbereich des Cheftrainers zum ersten Mal in Richtung eines Generaldirektors erweitern – und, noch weiter gehend, zur Leitfigur der gesamten Institution werden.
Pep Guardiola und José Mourinho mögen unterschiedliche Führungsstile pflegen und sehr unterschiedliche Persönlichkeiten sein, aber eine wichtige Sache haben sie gemeinsam: Sie lieben beide den Fußball, sie wollen gewinnen, und sie führen ihr jeweiliges Team mit Erfolg. Sie kontrollieren, planen, analysieren und entscheiden alles. Sie gewinnen, indem sie sich mit einer Prätorianergarde umgeben und diejenigen Personen fallen lassen, die nicht zu ihren Vorstellungen für die Mannschaft passen. Beide haben Superstars in ihrem Kader, auf die sie bei der Jagd nach Siegertrophäen zählen. Das sind schon viele Gemeinsamkeiten.
Pep möchte ein Vermächtnis und eine Blaupause für den Klub hinterlassen, die den künftigen Anforderungen standhalten, damit das Team weiter siegen kann, lange nach seinem Abschied von der Cheftrainerbank im Camp Nou. Mourinho hält es in Madrid genauso, nachdem er dort eine enorme Machtposition erreicht hat. Eines der Hauptziele ist in seinen Augen, den Klub ins neue Jahrhundert zu führen und den Boden für eine dauerhafte Spitzenstellung zu bereiten.
Früherer Ruhm und Erfolg unterstützten das Charisma des Portugiesen, aber in Madrid stand er vor einer gewaltigen Aufgabe: Er musste eine Fanbasis für sich gewinnen, die attraktiven Fußball und Titel forderte. Er lieferte beides bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt.
Mourinho mag gegenüber den Medien, einem weiteren Feind, forsch auftreten, aber im Umgang mit den Spielern ist er großzügig. Er zeigt Zuneigung und Respekt. In Wirklichkeit ist er sehr viel sanfter, als er vorgibt, auch wenn er den Menschen mit seinem öffentlichen Erscheinungsbild den gegenteiligen Eindruck vermitteln will. Er geht ehrlich mit den Spielern um: »Ich werde ihnen nicht sagen, dass sie ihre Sache gut machen, wenn das nicht der Fall ist.«
Guardiola und Mourinho brachten ihre Leute schon bald auf ihre Seite.
Ibrahimović sagt das so: »José Mourinho ist ein großer Star. […] Er ist cool. Bei der ersten Begegnung mit [meiner Frau] flüsterte er ihr zu: ›Helena, Sie haben nur einen Auftrag. Geben Sie Zlatan etwas zu essen, lassen Sie
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