Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
beim FC Barcelona nicht weitermachen werde.
Die Besprechung dauerte drei Stunden, und Pep erklärte die Gründe für seinen Ausstieg. »Ihr wisst noch um all die Dinge, über die wir im Verlauf der Saison gesprochen haben? Nichts hat sich geändert. Ich gehe. Ich muss weggehen«, so Pep. Die Niederlage gegen Real Madrid und das Ausscheiden gegen Chelsea waren nicht der Grund, aber beide Misserfolge hatten in der Abfolge der Ereignisse als Katalysator gewirkt.
Am nächsten Tag informierte er seine Eltern. Seine Mutter Dolors war einerseits zwar der Ansicht, dass die Gesundheit ihres Sohnes »zuerst kommt«, fühlte aber zugleich, wie es ihr »einen Stich ins Herz gab«, als sie die Neuigkeit erfuhr. Nach Dolors’ Ansicht brauchte Pep »einen Ort der Ruhe und Entspannung«. Sein Vater Valentí sah das genauso: Sein Sohn fühle sich »überwältigt von so viel Verantwortung gegenüber den Mitgliedern, den Fans und dem Klub«. Der Vater – so schrieb es Ramón Besa in El País – verstand das Ende und hatte es sogar vorausgesagt. Bereits im vergangenen September, als sein Sohn die Goldmedaille vom katalanischen Regionalparlament erhielt, hatte er erklärt, dass es »Zeit ist, die Sachen zu packen, wenn die ersten Ehrungen eintreffen«.
Viele Leute versuchten, Pep während der zwei Tage bis zur offiziellen Bekanntmachung noch umzustimmen, wie der Journalist Luis Martín (ebenfalls von El País) feststellte. SMS -Nachrichten von Valdés, Iniesta, Xavi und besonders von Messi gingen bei Pep ein. Selbst Vilanova bat ihn, die Entscheidung noch einmal zu überdenken. Zubizarreta verfiel schließlich auf eine verrückte Idee, auf eine dieser schwachen Hoffnungen, die man auch dann noch äußern muss, wenn man die Antwort bereits kennt: »Bei einer der Jugendmannschaften ist ein Posten frei. Warum übernimmst du nicht den? Das Jugendtraining gefällt dir doch am besten, oder nicht?« Pep sah ihn an und überlegte, was wohl hinter dieser Frage steckte. Er antwortete ihm ähnlich doppeldeutig: »Mein Gott, das wäre vielleicht eine gute Idee.« Die beiden Freunde lachten.
Zwei Tage nachdem er dem Trainer seinen Abschied angekündigt hatte, war es an der Zeit, die Spieler offiziell zu informieren.
In der Mannschaft war sich niemand sicher, wie die Sache ausgehen würde. Carles Puyol, der nach der Halbfinalniederlage in der Champions League gegen Chelsea noch darauf gewartet hatte, seine Urinprobe für den Dopingtest abgeben zu können, bekam mit, dass Pep seinen Auftritt bei der Pressekonferenz hinauszögerte. Er dachte, das sei ein positives Zeichen. Also sagte er zu einem Mannschaftskameraden: »Diese Woche sagt er uns, dass er weitermacht, du wirst schon sehen. Er will jetzt nicht von uns weggehen.« Puyol hat, wie er inzwischen einräumt, keine Zukunft als Hellseher vor sich. Die Spieler bekamen nach dem Champions-League-Spiel zwei Tage frei. Sie hatten die Gerüchte vernommen und wussten von dem Treffen mit Rosell, waren sich aber nicht sicher, was dabei herauskommen würde.
Die Morgenzeitungen erschienen mit Schlagzeilen, die bestätigten, dass niemand außerhalb des Klubs eine klare Vorstellung davon hatte, was jetzt anstand. Mundo Deportivo erschien mit einer zweigeteilten Titelseite, die eine Hälfte trug die Überschrift »Pep geht«, die andere verkündete: »Pep bleibt.« Die meisten Spieler dachten, bei dieser Besprechung vor dem Training würden sie die Bestätigung erhalten, dass Guardiola bleiben werde. »Es scheint ihm gut zu gehen«, sagten sie zueinander. Sie hofften, dass er seine Befürchtungen und Zweifel abgeschüttelt hatte und noch etwas länger blieb, vielleicht sogar eine ganze Saison.
Nur eine Handvoll Leute wusste ganz genau, was gesagt werden würde. Die Spieler versammelten sich in der Umkleidekabine auf dem Trainingsgelände. Witze wurden keine gemacht, es herrschte nur ein leises Gemurmel, das sofort verstummte, als Pep den Raum betrat und zu sprechen begann. Sky Sport News berichtete bereits über seine Entscheidung, während die Spieler informiert wurden. Seine Worte wirkten wie ein Schock. Der Trainer des FC Barcelona gab sein Amt auf.
»Ich seid die Besten, und ich bin stolz auf euch alle. Aber mir fehlt die Energie zum Weitermachen, und es ist Zeit zu gehen. Ich bin erschöpft.« Er wirkte entspannt, aber seine Stimme verriet seine Gemütslage. Er benutzte dieselben Tricks, die er so gerne einsetzte, wenn er ihnen die Schwächen des gegnerischen Teams aufzeigen wollte: Er versuchte
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