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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillem Balagué
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Empfinden einer katalanischen Identität. Das Dorf hatte sogar die Ehre, als Carrer de Barcelona eingestuft zu werden. Diese bis ins Mittelalter zurückreichende katalanische Auszeichnung war mit einer Reihe von Privilegien und steuerlichen Bestimmungen verbunden. Santpedor war eine »Straße nach Barcelona«, in die Hauptstadt Kataloniens, den Bestimmungsort, der auch Guardiolas Leben verändern sollte.
    Pep ist ein sehr stolzer Katalane. Er ist ein gebildeter und höflicher Mensch, der ganz seinen Eltern nachschlägt, den Guardiolas und den Salas, die sich, anständig und bescheiden, wie sie sind, nicht von anderen Eltern im Dorf unterscheiden. Sie brachten die Saat aus. Oder wurde die ursprünglich von Santpedor gesät?
    Peps Freund David Trueba glaubt, dass beide beteiligt waren: »Niemand hat die grundlegende Tatsache beachtet, dass Guardiola der Sohn eines Maurers ist. Für Pep ist sein Vater Valentí ein Musterbeispiel für Integrität und harte Arbeit. Die Familie, in der er in Santpedor aufgewachsen ist, hat ihm alte Werte vermittelt, Werte aus einer Zeit, in der die Eltern ihren Kindern weder Geld noch Besitz mit auf den Weg geben konnten, sondern nur Würde und Prinzipien. Wer Guardiola analysieren oder beurteilen will, muss die Tatsache berücksichtigen, dass der Träger des eleganten Anzugs, des Kaschmirpullovers und der Krawatte der Sohn eines Maurers ist. In den teuren italienischen Schuhen steckt eigentlich ein Herz, das in Espadrilles unterwegs ist.«
    Wenn Pep an seine dörfliche Kindheit zurückdenkt, an seine Eltern, an die langen Spiele auf dem Dorfplatz, dann kommt ihm kein besonderer Augenblick in den Sinn, sondern ein Gefühl: Glück. Freude in ihrer reinsten, schlichtesten Erscheinungsform. Und diese Empfindung wiederholt sich jedes Mal, wenn er zurückkehrt, um seine Eltern oder seine Tante Carmen oder Onkel José oder irgendeinen der anderen Verwandten zu besuchen, die heute noch in Santpedor leben, und er mit ihnen auf dem Dorfplatz sitzt: Das geht so lange, bis sich eine Schar von Bewunderern in seine Privatsphäre drängt und die Ruhe gestört wird.
    Wenn in seinen Kindheitstagen die Sonne untergegangen und es auf dem Dorfplatz dunkel geworden war, ging der kleine Pep nach Hause und legte den Ball in eine Ecke seines bescheidenen Zimmerchens, in dem ein Poster von Michel Platini so ziemlich der einzige Schmuck war: das Gesicht des Fußballs, als Guardiola zehn Jahre alt war. Guardiola hatte ihn nie spielen sehen – in jenen Jahren zeigte das spanische Fernsehen nicht viel internationalen Fußball –, aber er hatte mitgehört, wie sein Vater und Großvater über die fußballerischen Fähigkeiten des Juventus-Spielers sprachen, über seine Führungsrolle und seine persönliche Ausstrahlung. Peps ganzes Wissen über Platini bestand aus den klugen Worten der Älteren und jenem Poster des eleganten Franzosen, auf dem er, den Kopf oben, das Spielfeld mustert, bevor er seinen nächsten Pass spielt. Das Vorbild war rasch gewählt. Fünf Jahre später bemühte sich ein Balljunge namens Pep Guardiola nach einem Spiel im Camp Nou mit großem Eifer um ein Autogramm von Platini. Er ging leer aus, aber aus diesem Misserfolg zog er eine wichtige Lehre. Diese Geschichte wird noch später zu erzählen sein.
    In der Klosterschule des Dorfes erwies Pep sich als guter Schüler. Man kannte ihn als tros de pa – als »Stück Brot«, wie es auf Katalanisch heißt, womit ein »gut erzogenes Kind« gemeint ist –, als Kind, das Wissen förmlich aufsaugte und stets bereit war, in der Kirche mitzuhelfen. Eine Situation, in der er noch am ehesten so etwas wie Aufsässigkeit zeigte, ergab sich, wenn sein Vater ihn gelegentlich einmal bat, bei einer Maurerarbeit mitzuhelfen, und er umgehend verschwand. Man hat bei ihm immer den Eindruck, er könne kein Wässerchen trüben, deshalb wurde ihm beim Krippenspiel im Ort auch regelmäßig die Rolle eines Engels angeboten.
    Im Alter von sieben Jahren wechselte Pep an eine katholische Schule, La Salle de Manresa, die nur wenige Kilometer von seinem Heimatort entfernt war: sein erster Weggang. Diese Einrichtung wurde streng geführt, und Pep musste sich schnell an eine neue Umgebung und neue Lehrer anpassen. Bruder Virgilio war sein erster Englischlehrer, er vermittelte ihm die ersten Wörter in einer Sprache, in die er heute mühelos wechselt, wenn er bei einer Pressekonferenz der Champions League Fragen der Medienvertreter aus aller Welt beantwortet. Außerdem spricht

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