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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillem Balagué
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Position eingenommen, aber keiner von ihnen ist bereit zuzubeißen, aufzurücken und den ballführenden Spieler unter Druck zu setzen. Sie spielen zurückhaltend, zeigen zu viel Respekt vor Manchester United. Víctor Valdés pariert einen Schuss von Cristiano Ronaldo. Es folgt ein weiterer Schuss. United kommt einem Tor näher. Ronaldo schießt knapp neben den Pfosten, um wenige Zentimeter. Das macht den Unterschied aus: wenige Zentimeter neben das Tor.
    Es fehlten nur wenige Zentimeter, und die Fußballwelt wäre zu einer anderen Einschätzung von Pep Guardiola und seiner Camp-Nou-Revolution gekommen.
    Giggs, Carrick und Anderson lassen den Ball nach Belieben in den eigenen Reihen laufen. Es muss etwas geschehen. Pep springt von der Trainerbank auf und bellt in rascher Folge Anweisungen, die Spieler hören seine Stimme trotz des Höllenlärms, der im ausverkauften Olympiastadion in Rom herrscht.
    Messi erhält die Order, zwischen den beiden gegnerischen Innenverteidigern eine Position als hängende Spitze einzunehmen – und Eto’o wird auf die Außenbahn geschickt, er soll seinen Platz auf dem rechten Flügel einnehmen. Ferguson ist sitzen geblieben und gibt sich unbeeindruckt. Er ist mit dem bisherigen Spielverlauf überaus zufrieden, seine Mannschaft scheint das Geschehen zu bestimmen.
    Aber das ändert sich, zunächst unmerklich. Messi spielt zu Iniesta, dieser zu Xavi, der wiederum zu Messi. Carrick und Anderson müssen plötzlich schnell reagieren, sie müssen entscheiden, wer zu bewachen, welcher Pass zu unterbinden, welcher Raum abzudecken ist. Giggs ist mit Busquets beschäftigt und kann ihnen nicht helfen.
    Iniesta erhält den Ball in der Spielfeldmitte. Eto’o hat sich von Evra gelöst, und Iniesta erkennt die Gelegenheit, die sich auf der rechten Seite bietet. Er treibt den Ball nach vorn und spielt genau im richtigen Augenblick einen öffnenden, zentimetergenauen Pass zu Eto’o, der den Ball an der Strafraumkante annimmt. Vidić unternimmt noch einen Rettungsversuch, aber Eto’o zieht an ihm vorbei, er verlässt sich auf seinen Torinstinkt und versenkt den Ball einen Wimpernschlag später im kurzen Eck.
    Das Ziel dieses Schusses, dieser Augenblick, der Höhepunkt eines Spielzugs – dies alles half mit, eine Idee, eine 40 Jahre zuvor ausgebrachte Saat in einen fußballerischen Tsunami umzuwandeln, der das Spiel auf Jahre hinaus verändern sollte.

Prolog
    Pep verließ Barcelona und alles, was er dort ins Werk gesetzt hatte, weil er, verehrter Sir Alex, anders als die meisten anderen Trainer ist. Er ging weg, weil er schlicht und einfach nicht der typische Fußballer ist.
    Sie konnten das bereits bei Ihrer ersten Begegnung mit ihm feststellen, auf der Trainerbank im Champions-League-Endspiel in Rom 2009. Guardiola hatte für dieses Finale ein Kompendium seiner Gedanken erstellt und seine Klubphilosophie auf alles übertragen, was mit diesem Spiel zusammenhing, von der Vorbereitung bis zur Taktik, von der letzten taktischen Besprechung bis zur Art und Weise, in der sie diesen Sieg feierten. Pep hatte die ganze Welt eingeladen, die Freude über die Teilnahme an einem großen europäischen Pokalfinale mit ihm und seiner Mannschaft zu teilen.
    Er war zuversichtlich, die Mannschaft so gut vorbereitet zu haben, dass sie Sie besiegen konnte, und falls dies nicht gelang, sollten die Fans den Stolz mit nach Hause nehmen, es auf die Bar Ç a-Art versucht und im Verlauf dieses Prozesses eine düstere Phase der eigenen Geschichte überwunden zu haben. Er hatte nicht nur einen Negativtrend innerhalb des Klubs umgekehrt, sondern auch in den erst zwölf Monaten seit seinem Amtsantritt einige ungeschriebene, aber gängige Gebote beerdigt, die sehr wirkungsmächtig waren. Da war davon die Rede, dass das Gewinnen über allem anderen stehe, dass es unmöglich sei, die höchsten Ziele zu erreichen und dabei gut zu spielen und ein Spektakel zu bieten. Oder davon, dass die grundlegenden Werte der Fairness und des Respekts nicht mehr zeitgemäß seien. Wer hat diese Regeln formuliert, wer hat diese Mode in Gang gebracht? Pep war seit seinem ersten Tag auf Barcelonas Trainerbank entschlossen, gegen den Strom zu schwimmen, weil er nur daran und an nichts anderes glaubte.
    Aber das war vor einigen Jahren.
    Am Ende seiner Zeit in Barcelona war er nicht mehr der jugendlich wirkende, ambitionierte, begeisterte Trainer, den Sie an jenem Abend in Rom oder, im darauffolgenden Jahr, am UEFA -Hauptsitz in Nyon in einem seltenen

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