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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillem Balagué
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Emotionen all das zeigen lässt, was sie ihrer Veranlagung entsprechend meist unterdrücken.
    Einige Wochen später gab Carles Puyol – ohne Pep oder sonst jemanden in der Mannschaft davon zu informieren – Abidal die Kapitänsbinde, damit er den Europapokal aus Platinis Händen entgegennehmen konnte. Ein knappes Jahr später sollten die Ärzte den französischen Verteidiger vom Scheitern der Behandlung unterrichten und ihm mitteilen, dass er ein Spenderorgan benötigte.
    Die gesundheitlichen Probleme von Abidal und Vilanova erschütterten Guardiola, sie trafen ihn sehr hart. Es war eine unvorhergesehene, unkontrollierbare Situation, mit der ein Mensch, der gerne alles, was in der Mannschaft geschieht, vorwegnimmt, alles bis ins kleinste Detail ausarbeitet und nie um einen Notfallplan verlegen ist, wenn etwas Überraschendes passiert, nur schwer umgehen konnte. Aber in diesen beiden Fällen war er hilflos. Er konnte nichts tun, schlimmer noch: Das Leben von Menschen, für die er sich verantwortlich fühlte, war in Gefahr.
    Barcelona musste nach dem Sieg in Mailand nach Madrid fliegen, um dort gegen ein mäßiges Getafe-Team anzutreten. Eine Niederlage bedeutete, dass weder Guardiola noch das Team, das zwar das Spiel dominierte, aber vor dem Tor des Gegners nichts Zählbares zustande brachte, Tito Vilanova einen Sieg widmen konnten. Der Assistenzcoach war inzwischen, nach einer erfolgreichen Operation, bei der der Tumor entfernt worden war, auf dem Weg der Besserung.
    Barcelona verlor das Spiel in einem kalten, halb leeren Stadion mit 0:1. Es war die Art von lausigem Spiel, bei dem es immer schwieriger wurde, eine Gruppe von Spielern (ebenso wie den Trainer) zu motivieren, die die Hauptdarsteller so vieler glanzvoller Abende gewesen waren. Pep ärgerte sich über den Verlust von drei Punkten, und in der spanischen Liga schienen sie in dieser Saison viel zu früh den Anschluss zu verlieren. Real Madrid hatte den Lokalrivalen Atlético in dessen eigenem Stadion mit 4:1 besiegt, jetzt fünf Punkte Vorsprung und schien nicht mehr aufzuhalten zu sein. Das Team wirkte erfolgshungrig und zeigte einen unbändigen Willen, Guardiolas Ära ein Ende zu bereiten.
    Die Meisterschaftsrunde war nicht der einzige Grund für Peps Missvergnügen, und sein Auftreten nach dem Spiel bereitete einigen Teammitgliedern Sorgen. Beim frühmorgendlichen Rückflug nach Barcelona am Sonntag, dem 27. November 2011, wirkte Pep so isoliert, niedergeschlagen und wortkarg wie nie zuvor, viel bitterer, als wenn es nur darum gegangen wäre, eine Niederlage zu verarbeiten. Neben ihm war ein Platz frei, auf der Gangseite – und niemand wollte ihn einnehmen. Dort hätte sonst Tito Vilanova gesessen.
    Der Bar Ç a-Coach war an einem absoluten Tiefpunkt angekommen.
    »Es wäre dumm, den Job nicht zu Ende zu bringen.« Das hätte Sir Alex Ferguson zu Pep gesagt, bevor der seine Entscheidung traf. Aber der Trainer von Manchester United hätte wohl seine Meinung geändert, hätte er Pep auf jenem Flug gesehen, so allein, wie er war.
    Andoni Zubizarreta hatte die Wirkung von Titos Erkrankung auf Pep selbst mitverfolgt. Er hatte auf den Reisen nach Mailand und Madrid gesehen und beobachtet, wie sich der Coach vor und nach diesen Spielen auf dem Trainingsplatz verhielt. Es war, als hätte er eine Reifenpanne, und seine Energie würde durch das Loch entweichen. Er wirkte ernüchtert, dünner, geknickt, plötzlich älter und grauer.
    Zubizarreta wünscht sich heute, dass ihm damals etwas Passendes eingefallen wäre, was er Pep hätte sagen können, um ihn zu trösten und zu unterstützen. Das hätte vielleicht überhaupt nichts geändert, aber er bedauert dieses Geschehen bis heute.
    Tito stand diese Sache natürlich durch, aber jene Woche bestätigte Peps schlimmste Befürchtungen – er war nicht darauf eingestellt, weiterzumachen: mehr Verantwortung, verstärkte Suche nach Lösungen, noch mehr Bewältigung von Krisen, endlose Stunden, die mit Arbeit und Vorbereitungen angefüllt waren, und noch mehr Zeit, in der er von seiner Familie getrennt war.
    Das bestätigte nagende Zweifel, die bereits seit Oktober bestanden hatten, seit er unmittelbar nach dem Champions-League-Spiel gegen Bate Borissow im Gespräch mit Zubizarreta und dem Klubpräsidenten Sandro Rosell gesagt hatte, er fühle sich nicht stark genug für eine weitere Saison: Wenn er jetzt gefragt werden würde, ob er gleich seinen Vertrag verlängern wolle, würde er mit Nein antworten. Das war keine

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