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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillem Balagué
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auf das klare, blaue Wasser des Genfer Sees und die Luxusvillen auf dem gegenüberliegenden Ufer.
    Pep wurde in Ihrer Gegenwart ganz demütig. In seinen Augen sind Sie ein Riese der Trainerzunft, aber an jenem Morgen waren Sie ein freundlicher Schotte, der entspannt lächelte – so wie Sie das fernab des Rampenlichts oft halten. Sie bewunderten die Bescheidenheit, die der junge Trainer an den Tag legte, trotz der Tatsache, dass Pep bis zu diesem Zeitpunkt sieben von neun möglichen Titeln gewonnen und außerdem die Fußballwelt in Diskussionen darüber gestürzt hatte, ob er beim FC Barcelona eine Evolution oder eine Revolution in Gang gesetzt hatte. Ein Konsens bestand damals in der Feststellung, dass Pep mit seiner Jugend und positiven Einstellung zumindest für frischen Wind gesorgt hatte.
    Der Kaffeeplausch verwandelte sich rasch in eine improvisierte Unterrichtsstunde zwischen dem Lehrer und seinem Schüler. Pep genießt es, zu beobachten und die Neuerungen aufzunehmen, die die Fußballlegenden zum Spiel beigetragen haben. Mit großem Detailreichtum erinnert er sich an Louis van Gaals Ajax Amsterdam und die Erfolge des AC Mailand mit Arrigo Sacchi. Über beide Themen könnte er eine halbe Ewigkeit reden. Ein Sieg in der Champions League ist ihm fast so viel wert wie ein Autogramm von Michel Platini auf seinem Trikot. Auch Sie gehören zu Peps persönlicher Hall of Fame.
    Der Respekt des Schülers, der jedes Wort begierig aufnahm, verwandelte sich beim Zuhören in Verehrung, und zwar nicht nur wegen des symbolischen Gehalts dieses Gesprächs und Ihrer Vorstellung vom Berufsbild des Trainers. Es waren nicht nur die Einsichten, es war die Statur des Mannes, der hier das Wort führte.
    Er bewundert Sie für die Länge Ihrer Amtszeit bei Manchester United, für die Zähigkeit und innere Stärke, die man braucht, um dieser Tätigkeit so lange nachgehen zu können. Pep hat immer gedacht, der Druck in Barcelona und der in Manchester müssten von unterschiedlicher Art sein. Er möchte unbedingt verstehen, wie man sich den Erfolgshunger bewahrt und dabei den Appetitverlust vermeidet, der unweigerlich auf eine Siegesserie folgt. Er glaubt, dass eine Mannschaft, die immer nur gewinnt, auch einmal verlieren muss, um die Lehren zu ziehen, die nur eine Niederlage bereit hält. Pep möchte entdecken, wie Sie das handhaben, Sir Alex. Wie Sie den Kopf wieder frei bekommen. Wie Sie mit einer Niederlage umgehen. Sie hatten nicht die Zeit, über all dies zu sprechen, aber diese Themen werden bei Ihrer nächsten Begegnung angesprochen werden, da können Sie sicher sein.
    Pep verehrt Ihre Beherrschung in Sieg und Niederlage und die Art und Weise, in der Sie Ihre eigene Auffassung von Fußball mit Zähnen und Klauen verteidigen – und Sie rieten ihm außerdem, seinem eigenen Stil treu zu bleiben, seinen Überzeugungen und seinem Ich.
    »Pepe«, sagten Sie zu ihm – und er hatte zu viel Respekt, um Sie wegen dieses Namensirrtums zu korrigieren –, »Sie müssen darauf achten, dass Sie sich selbst nicht aus dem Blick verlieren. Viele junge Trainer verändern sich, aus welchen Gründen auch immer, aufgrund von Umständen, auf die sie keinen Einfluss haben, weil manche Dinge zunächst nicht glücken oder weil der Erfolg einen Menschen verändern kann. Plötzlich wollen sie die Taktik ändern, sich selbst. Sie begreifen nicht, dass der Fußball ein Ungeheuer ist, das man nur besiegen und aushalten kann, wenn man immer bei sich selbst ist, unter allen Umständen.«
    Für Sie war das vielleicht nur wenig mehr als ein freundlicher Rat, mit dem Sie einen väterlichen Instinkt zufriedenstellten, dem Sie gegenüber neuen Gesichtern der Fußballszene häufig folgten. Und dennoch enthüllten Sie – vielleicht unbeabsichtigt – Pep die Geheimnisse Ihres großen Durchhaltevermögens im Fußballgeschäft, Ihres Drangs zum Weitermachen und Ihrer seltsamen Beziehung zu dem Sport, in dem Sie sich manchmal gefangen und zu anderen Zeiten befreit fühlen.
    Ihre Worte kamen ihm mehr als einmal in den Sinn, als er angestrengt über seine Zukunft nachdachte. Er versteht, was Sie damals sagten, konnte aber nicht vermeiden, dass er sich in den vier Jahren als Cheftrainer der ersten Mannschaft des FC Barcelona veränderte. Der Fußball, das Ungeheuer, veränderte ihn.
    Sie warnten ihn davor, das wahre eigene Ich aus dem Blick zu verlieren, aber er veränderte sich. Das hatte zum einen mit dem Druck zu tun, der von einer dankbaren und hingebungsvollen

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