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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillem Balagué
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Barcelona entfernt, wo Pep sich nach seiner eigenen Erinnerung benahm »wie ein kompletter Idiot. Ich sage das so deutlich, weil ich mich genau so fühle, wenn ich mich daran erinnere, dass ich mich distanziert gab und mich in der Gruppe zum Außenseiter machte. Ich zeigte nicht die geringste Absicht, mich zu integrieren oder an der Solidarität teilzuhaben, die Mannschaftsspieler zeigen müssen, die ein gemeinsames Ziel anstreben. Meine Mannschaftskameraden waren zwar freundlich, dachten aber wohl zumindest, dass ich sehr von mir eingenommen war – ein Narr. Als ich schließlich aus meiner Lethargie erwachte, genoss ich das Fußballspielen in einer Mannschaft, in der so viele ausgezeichnete Spieler standen, Jungs, mit denen ich starke, anhaltende Freundschaften schloss, die bis heute Bestand haben. Die Freundschaft ist ein genauso großer Triumph wie die Goldmedaille, die wir gewannen.« Einige Spieler jener spanischen Olympiamannschaft – Chapi Ferrer, Abelardo, Luis Enrique (der damals bei Real Madrid spielte), Alfonso und Kiko – bildeten während des darauffolgenden Jahrzehnts auch das Rückgrat der A-Nationalmannschaft.
    In jenem Sommer erwarb sich Guardiola den Ruf, ein etwas seltsamer Typ zu sein, der sich ein bisschen anders verhält als der durchschnittliche Spieler. Dieses Markenzeichen wurde er in bestimmten Fußballerkreisen nicht mehr los. Die Distanz, die er im Umgang mit den anderen Nationalspielern an den Tag legte, verärgerte manche, auf andere wirkte die Intensität, mit der er im Wettkampf wie im Training agierte, einschüchternd, was einen noch größeren Abstand zu denen schuf, die wenig Interesse zeigten, das Spiel zu verstehen. José Antonio Camacho, drei Jahre lang sein Nationaltrainier, teilt diese Einschätzung: »Für mich hatte Guardiola etwas Geheimnisvolles an sich. Seine Art, sich zu kleiden – immer in Schwarz –, er war manchmal sehr still, analysierte ständig, dachte über vieles nach: warum wir gewannen, warum wir verloren, warum er den Ball verloren hatte. Zuweilen übertrieb er diese Besessenheit.«
    Sein Talent, den richtigen Pass zu spielen, den Spielrhythmus zu bestimmen und in einem Spiel auf 1000 Ballkontakte zu kommen, die aber niemals länger als eine Sekunde dauerten, wie auch sein Glaube an den von Cruyff eingeführten Spielstil fanden 1992 auch internationale Beachtung, und er erhielt den von der italienischen Fachzeitschrift Guerin Sportivo (GS) vergebenen »Trofeo Bravo«, die Auszeichnung für den besten europäischen Nachwuchsspieler des Jahres.
    Er hatte einen kometenhaften Aufstieg erlebt: Innerhalb von zwei Jahren nach seinem Debüt war er zum Weltklassespieler gereift. Sofort folgten weitere Titel in der spanischen Liga, einer nach dem anderen, aber dann kam der erste große Rückschlag, aus dem er mehr lernen sollte als aus jedem Sieg. Es war der 18. Mai 1994: Das übermächtige Dream Team war im Champions-League-Finale gegen Fabio Capellos AC Mailand in Athen der Favorit der Buchmacher. Die 0:4-Niederlage ließ Barcelona etwas kleinlaut werden, sie war eine Lektion in puncto überbordende Zuversicht, ja Selbstzufriedenheit, und sie fiel umso bitterer aus, weil der Grund für die Schlappe weder in der Defensivarbeit noch in der Taktik zu suchen war – er lag im psychischen Bereich, in einer mangelhaften Vorbereitung: »Wir alle dachten, dass wir gegen irgendeine beliebige Truppe spielen. Wir gingen mit der Überzeugung auf den Platz, die bessere Mannschaft zu sein, und sie hauten uns vier Dinger rein. Sie waren uns so überlegen, dass ich mich nur noch nach dem Schlusspfiff sehnte«, schrieb Pep Jahre später.
    Cruyff tat sich nach der goldenen Ära von 1990 bis 1994 mit neuen Lösungen für die Probleme des Teams und motivierenden Maßnahmen zunehmend schwer, und das führte schließlich dazu, dass der Holländer in seinen beiden letzten Trainerjahren im Klub einige seltsame Entscheidungen traf. Eine davon legte in besonderer Weise Peps Sensibilität offen. Als Cruyff dem Torwart Zubizarreta, dem Kapitän, der Führungsfigur, dem Mann, der für Guardiola wie ein Bruder war, eröffnete, dass er den Klub verlassen müsse, war Pep völlig verzweifelt. Er hielt an sich, aber nur bis zu dem Abend, an dem die Mannschaft in einem Restaurant zusammenkam, um dem Mann ihre Reverenz zu erweisen, den sie liebevoll »Zubi« nannten. Pep verschwand, und man fand ihn später in eine Ecke gedrückt und in Tränen aufgelöst. Nur Zubizarreta war imstande, ihn zu

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