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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillem Balagué
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wirklich durchsetzte – und kein Spieler verkörpert diesen Übergang so gut wie Guardiola. Pep war der erste in einer traditionsreichen Reihe derjenigen Spielerrolle, die bei Bar Ç a fast Heiligenstatus genießt: des »Sechsers« (in Spanien trug er traditionell die Rückennummer vier, abgeleitet von der Nummer fünf in Argentinien – gemeint ist der Mittelfeldspieler, der vor der Verteidigung agiert, defensive Aufgaben hat, aber auch die Angriffe organisiert). Luis Milla hatte diese Rolle zu Beginn der Ära Cruyff inne, aber Guardiola hob sie auf ein anderes Niveau.
    In seiner Debütsaison kam Pep nur auf drei Einsätze in der ersten Mannschaft, aber im darauffolgenden Jahr beschloss Cruyff, dem schlaksigen Guardiola die Schlüsselposition zuzuweisen. Auf diese Weise schuf er ein spielerisches Konzept und definierte eine taktische Position. Barcelonas Spielmacherrolle entwickelte sich im selben Maß, in dem im Fußball weltweit die körperlichen Anforderungen zunahmen, und La Masía brachte weiterhin Spieler hervor wie Xavi, Iniesta, Fàbregas, Thiago Alcantara, ja sogar Mikel Arteta, und das beweist, dass Guardiolas Vermächtnis bis heute Bestand hat.
    »Guardiola musste schlau sein«, sagt Cruyff heute. »Er hatte damals gar keine andere Wahl. Er ähnelte mir ein bisschen. Man muss eine sehr gute Technik haben, den Ball schnell laufen lassen, jeden Zusammenstoß vermeiden – und um so etwas zu vermeiden, muss man ein gutes Auge haben. Das ist ein Dominoeffekt. Man erwirbt sich rasch ein scharfes Auge für Details, für die Positionen der Spieler. Das kann man als Spieler wie auch als Trainer umsetzen. Guardiola lernte – wegen seines Körperbaus – auf diese Art, und er hatte das Glück, auf einen Trainer mit ähnlichen Erfahrungen zu treffen.«
    Den besten Rat, den Rexach Pep gab, als dieser sich in der ersten Mannschaft durchgesetzt hatte, wiederholt der einstige Schüler heute noch gern im Gespräch mit seinen Mittelfeldspielern: »Wenn du den Ball hast, solltest du im Spielfeld so postiert sein, dass du jeden der zehn anderen anspielen kannst. Dann wählst du die beste Möglichkeit.«
    Guardiola hat bei zahllosen Gelegenheiten erklärt, dass er es heute als 19-Jähriger bei Barcelona niemals ins Profiteam geschafft hätte, weil er zu mager und zu langsam war. Im günstigsten Fall, so sagt er heute gerne, würde er irgendwo in der dritten Liga spielen. Vor einem Jahrzehnt hätte das vielleicht gestimmt, und bei vielen anderen Spitzenklubs träfe das möglicherweise heute noch zu, aber nicht beim FC Barcelona. Und nicht heute. Sein Passspiel und seine rasche Auffassungsgabe würden wunderbar zu dem Team passen, das er trainierte – und seine Führungsqualitäten dürfen ebenfalls nicht vergessen werden. Sie zeigten sich schon bald in seiner Spielerkarriere. Er spielte seinen Teamgefährten nicht nur den Ball zu, er redete auch unentwegt mit ihnen.
    »Spiel den einfachen Ball, Michael!«, rief der 20-jährige Guardiola einmal dem internationalen Superstar Laudrup zu. Der Däne hatte zu nahe an der Mittellinie – dort, wo ein Ballverlust gefährlich gewesen wäre – versucht, drei Gegner zu umdribbeln. »Das war einfach«, gab Laudrup augenzwinkernd zurück. Aber er wusste, dass der junge Bursche recht hatte.
    Pep war sieben Monate nach seinem Debüt nicht nur zum Stammspieler gereift, sondern bereits eine Führungspersönlichkeit mit enormem Einfluss im – jedenfalls bis vor wenigen Jahren – besten Bar Ç a-Team der Klubgeschichte: Cruyffs FC Barcelona gewann von 1991 bis 1994 viermal nacheinander den spanischen Meistertitel.
    In der Saison 1991/92 hatte es Barcelona bis ins Finale des Europapokals der Landesmeister geschafft, das im Londoner Wembley-Stadion gegen Sampdoria Genua ausgetragen wurde. Für Pep war das, als Culé wie als Spieler, der Höhepunkt eines Traums. Barcelona hatte diese Trophäe noch nie zuvor gewonnen.
    Beim Abschlusstraining in London, am Vorabend des Endspiels, stritten sich der Stürmer Julio Salinas und Pep über die Zahl der Stufen, die zur berühmten Loge hinaufführten, wo im alten Stadion die Pokaltrophäe in Empfang genommen wurde. »Ich sage dir, es sind 31 Stufen«, sagte Pep, dem Genauigkeit wichtig war, weil er eine Schwäche für Fußballmythen und Rituale hatte. Salinas, der Pep gerne aufzog, hatte seinen Spaß an dieser Meinungsverschiedenheit. Zubizarreta, der Torwart, konnte die Streiterei nicht länger mit anhören: »Die beste Möglichkeit, diese Sache zu

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