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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillem Balagué
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»Großvater Miquel« gaben. Robson lernte nie Spanisch und fand auch keinen Zugang zu seinen Spielern, aber er musste sich auch unfaire Vergleiche mit dem holländischen Meister gefallen lassen, dessen langer Schatten auch auf das Wirken jedes anderen Trainers gefallen wäre.
    Erste Trainings unter Bobby Robson im Camp Nou.
Spät am Morgen, 1996
    Bobby Robson skizzierte eines Morgens, kurz nach seiner Ankunft in Barcelona, auf dem Fußboden der Umkleidekabine mit einem Stück Kreide sein taktisches Konzept, und José Mourinho übersetzte Robsons Englisch ins Spanische. Die Spieler sahen ihm zu und wechselten irritierte Blicke, als der ältere Herr da vor ihnen kniete und unverständliche Kringel auf den Boden malte. Genau in diesem Augenblick verlor er, gleich zu Beginn seiner Amtszeit, die Kontrolle über das Team, und im Verlauf der Saison entwickelte sich unter den Spielern eine Art Selbstverwaltung. Oft lief es so ab, dass Mourinho übersetzte, was Robson sagte, und dann weitere, deutlichere Anweisungen hinzufügte – mitunter waren das ziemlich viele Zusatzinformationen. Pep und José erkannten rasch gegenseitig den Fußballfachmann, und die beiden taten sich zusammen, besprachen sich und trafen gemeinsam ihre eigenen Trainerentscheidungen. Es ist gut möglich, dass dies nicht ganz so oft geschah, wie Mourinho gerne einräumt, und doch vielleicht öfter, als Pep heute zugeben will.
    Guardiola schrieb in seinem Buch La meva gent, el meu futbol : »Charly Rexach sagte immer, wenn du ein Trainer sein willst, musst du 30 Prozent deiner Zeit fürs Nachdenken über Fußball aufwenden und den Rest für alles andere, was mit der Mannschaft zusammenhängt: für das Umfeld. […] Das verstand ich erst in dem Jahr, in dem Robson bei uns war. Ich kam aus einer anderen Fußballschule. Ich war so sehr an Cruyffs Methoden gewöhnt, dass ich annahm, alle Trainer seien so wie er. Robson dachte, wir müssten anders sein, und das war nicht das, was ich erwartet hatte. Er war geradlinig, aber bei dieser Entwicklung verloren wir drei oder vier Monate. Es war zu spät. Im Fußball musst du immer mutig sein. Wenn wir uns nur beklagen, sind wir erledigt. Es muss gehandelt werden, und dabei muss man immer das gemeinsame Ziel im Kopf haben. Robson und die Spieler setzten sich für dieselbe Sache ein: Bar Ç a. Aber als unsere und seine Gedanken endlich zusammenpassten, war es zu spät. Diese Synchronie wurde als Selbstverwaltung gedeutet.«
    Pep mag diese Entwicklung als Synchronie bezeichnen und behaupten, der Gedanke, hier habe es sich um einen Fall von Selbstverwaltung gehandelt, sei nur eine Interpretation dessen, was unter Robsons Ägide geschah. Aber das ist irreführend, denn genau so etwas spielte sich ab. Beim spanischen Pokalfinale 1997 gegen Betis Sevilla, das im Bernabéu-Stadion in Madrid ausgetragen wurde, saß Bobby Robson während der Halbzeitpause in einer Ecke der Umkleidekabine. Es stand 1:1, und die Bar Ç a-Spieler wollten die Initiative ergreifen und die Schwächen nutzen, die sie selbst auf der linken Seite der Betis-Verteidigung ausgemacht hatten. Auch die Lücken, die sich beim Gegner zwischen Mittelfeld und Abwehr aufgetan hatten, waren ihnen nicht entgangen. Die Spieler, nicht der Trainer, gaben sich gegenseitig die nötigen Anweisungen, die durch Anmerkungen Mourinhos ergänzt wurden. Bar Ç a gewann nach Verlängerung mit 3:2, und dies bedeutete den dritten Titel – hinzu kamen noch der spanische Supercup und der Europapokal der Pokalsieger – in einer Saison, die sich in die Erinnerung eingegraben hat durch die Bilder von Ronaldo, der die Abwehrreihen der spanischen Liga nach Belieben düpierte, an seinen Gegnern vorbeiging, sie umdribbelte oder mitten durch die Deckung in Richtung Tor zog.
    Guardiolas Selbstvertrauen wuchs, sowohl beim Nachfragen – Warum tun wir das? Warum gestalten wir den Spielaufbau auf diese oder jene Art? Warum bewegen wir diese Spieler nicht in jene Richtung, wenn der Ball in der anderen Richtung unterwegs ist? – als auch bei den Anweisungen für die Mitspieler. »Pep ging mir gewaltig auf die Nerven, und das den ganzen Tag: dies und das und dies und das in der Umkleidekabine. Er machte mich ganz konfus!«, sagt Laurent Blanc, der während Bobby Robsons Amtszeit für Barcelona spielte, und damals war Blanc von Peps »Beharrlichkeit« nicht allzu sehr beeindruckt – eine höfliche Umschreibung von dessen Fußballbesessenheit.
    Den Meistertitel verpasste Barcelona, und die

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