Per Anhalter (German Edition)
klebte ein Streifen aus Spucke und Blut. Er blubberte beim Atmen. Taufrisch sah er nicht mehr aus, jedoch auch nicht so, wie man für gewöhnlich nach einem derartigen Bombardement aussehen musste.
„Ich sagte du sollst stehen bleiben !“,
„Wieso?“, er ging einfach weiter. „Weil ich es sage!“ Er fing an, aus der Nase zu bluten, während er immer dichter kam.
„Und weil ich dir sonst in deine widerwertige Trottelvisage schieße. BLEIB STEHEN!“,
„Come on, Killer. Shoot at me. Do it!“,
„Ja, das werde ich.“,
„Jo, los-los!“
Wumms – noch ein Schuss! Dieser ging daneben! Und der Scheißkerl wagte es auch noch, zu lachen.
Mario lud sofort nach und drückte ab. Jetzt traf er ihn am Brustbein, was erneut zu nichts weiter führte, außer dass er mit den Armen wirbelte und rückwärts tapernd ins Wanken geriet.
„Jetzt bist du bald durch mit de knallä, wa?“,
„Ich bin noch lange nicht durch, du fettes Arschloch. Ich mach solange weiter, bis du krepierst, klar?“,
„Ja, ja. Mach!“ Zwischen seinen schmalen Lippen sickerte jetzt große Mengen Blut heraus.
Das war ein gutes Zeichen dafür, dass er ihn irgendwo tief drinnen verletzt hatte.
Nur wieso ging der Typ noch immer nicht wenigstens zu Boden? Das war nicht mehr normal!
Der letzte Schuss hatte ihn erneut bis an die Heckscheibe des Opels katapultiert, und trotzdem hatte die Kugel offensichtlich nicht einmal genügend Schmackes, das Fleisch zu durchbohren und auf der anderen Seite wieder auszutreten. Alle Kugeln, von denen der Kerl getroffen worden war, steckten noch in ihm drin. Mario fing an, eine Mischung aus faszinierter Bewunderung und Angst gleichermaßen zu empfinden, als die Gestalt erneut auf ihn zu watete, als wäre sie soeben mit einer Handvoll Wattebäuschchen abgeworfen worden.
„Soll ich Sie zeigen wie das geht mit ein Waffen zu schießen?“,
„Fresse!“ Mario brachte das Wort nur noch im Flüsterton heraus. Ihm stellten sich die Nackenhaare auf.
Der Typ grinst… Das gibt’s gar nicht. DAS GIBT ES NICHT!!!
Inzwischen war das vormals weiße Donald-Duck-T-Shirt des unzerstörbaren Subjektes durch und durch rosa-rot gefärbt. Wie viel konnte noch fehlen, bis er ihn endlich ausgelöscht hatte? Vielmehr war die Frage – konnte er mit den Mitteln über die er verfügte, diesen Herkules überhaupt ausradieren? Er bezweifelte dies inzwischen stark, zumal er sich nicht sicher war, wie viele Kugeln er überhaupt noch zur Verfügung hatte, bis er das Magazin nachladen musste. Unbemerkt war Mario selbst ein paar Schritte rückwärts gegangen. Sein Hintern streifte den Kühler des Pick-ups, und unterdessen schlenderte der Schwede unbeirrt weiter auf ihn zu. Ohne Leidenschaft. Mit hängenden Schultern. Und vollkommen unbeeindruckt. So wie jemand einherschlendert, der nur rasch am Kiosk ein paar Zigaretten holen will. Mario lud nach. Dann blieb der Typ stehen. Hinter ihm zeigte sich die Sonne hinter ein paar roten Nachtwölkchen, die sich Stück für Stück verzogen. Eine abstrakte Szene, wie eine Filmreklame.
Mario bereute, dass er nicht einfach im Wald geblieben war, bis der Kerl sich verzogen hatte. Wieso musste er sich auch mit ihm anlegen? Alles hätte so perfekt sein können. Die Waffe befand sich auf den Dicken gerichtet in seiner Hand. Er brauchte nur noch abzudrücken. Das wussten sie beide. Doch inzwischen hatten auch beide kapiert, dass es Zeitverschwendung war. Genauer gesagt, hatte der Schwede dies von vornherein gewusst, oder? Schließlich machte er zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise einen ängstlichen Eindruck.
Hat der ´ne kugelsichere Weste an oder so? … Aber das Blut… Nein, hat er nicht. Er ist einfach fett und dadurch bestens gepanzert. Und da stand der Bär auch schon vor ihm. Mario brachte es nicht fertig einfach abzudrücken. Er wusste auch nicht, was er noch sagen sollte. Den Hut hätte er ziehen können, sich vor ihm verneigen oder so… Denn das war mit Abstand das Unglaublichste, was er je im Leben zu sehen bekommen hatte. Ein durchlöcherter Typ, der ihm wortlos sagte: Hast noch ´n paar Kugeln übrig? Wenn ja, dann schieß ruhig. Ist ja nichts dabei. Ich werde dir dann hinterher zeigen, wie man es richtig macht wenn du magst. Aber beeil dich bitte ein bisschen, wird sonst langweilig. Okay?
Jetzt standen sie sich Auge in Auge gegenüber. Auf einmal streckte der Kerl ruckartig die Hand aus und lächelte schief, während saftpressenartig noch mehr Blut aus seinem Mund hinaus
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