Per Anhalter (German Edition)
ab. Es dauerte nur ein paar Sekunden, da erklang das Geheul einer Hupe.
Durch die Dunkelheit war dieses Geräusch so extrem laut, dass er sich tierisch erschreckte. Vorsichtig lugte er um den Baum und versteckte sich sofort wieder dahinter.
Er hörte, wie jemand eine Autotür öffnete und ins Schloss fallen ließ. Jeden Moment würde Brittas durchdringende Stimme erklingen… Doch weit gefehlt. Es war die Stimme eines Mannes die erklang.
„Eeh. Hälloo?“ Sein Herz schlug bis zum Hals. Der Kerl war allein. Und es war definitiv kein Bulle. Bullen fuhren auch in Schweden nicht allein auf Streife.
„Hällo? Aaaah, Skit man! Idiot! Wo sinn Sie? Hällo? Ick ääh, hab gesehen wie du laufst weg. Fahr den Auto weg, Mann.“
Mario blieb hinter dem Baum. Er konnte vor lauter Anspannung kaum schlucken. Einerseits war er zutiefst erleichtert, dass er sich mit seiner Annahme (die fast schon paranoide Sicherheit für ihn war), es würde sich um Britta oder die Polizei handeln, geirrt hatte, andererseits gefiel ihm der Ton des Mannes und die Tatsache nicht, dass er hier nachts entlang fuhr. Er fing an, irgendwas auf Schwedisch zu brüllen. Mario verstand kein Wort davon. Er nahm an, dass der Typ sich wahnsinnig darüber aufregte, dass irgend so ein Scheißdeutscher daher kam und mitten im Weg parkte, so dass er nicht vorbei kam.
Er tastete nach seiner Pistole. Nicht, dass er vorhatte ihn abzuknallen, aber für den Fall der Fälle war es sicherer. Er schlich sich dichter an die Straße heran. Das Auto des Mannes (ein Pick-up wie es aussah) stand mit angeschaltetem Licht hinter dem Corsa. Der Schwede totterte noch immer rum. Er hat mich noch nicht bemerkt. Jetzt machte er sich direkt am Auto zu schaffen. Man gut, ich hab das Geld mit rausgenommen , dachte er.
Der Schwede war riesig. Bestimmt so groß wie Mario selbst. Ein Gegner auf Augenhöhe also.
Doch Mario hatte keine Angst.
Vielleicht sollte er ihn doch einfach umlegen, die Kennzeichen tauschen, sich die dicke Karre krallen und den alten Corsa abfackeln. Auf die Art würde ihm auch der Gestank der Kotze erspart bleiben.
Und bis jemand den ausgebrannten Wagen fand, wäre er schon längst über alle Berge.
Der Schwede hatte den Leerlauf eingelegt und schob den kleinen Opel beiseite.
Das also hatte er vor.
Mario haderte noch mit sich, ob er es wirklich riskieren sollte, den Kerl abzuknallen. Doch wenn er es genau nahm, musste er das sogar tun.
Wer weiß, was der Typ gesehen hat. Vielleicht hat er ein Funkgerät an Bord und meldet den Bullen gleich, dass ein Deutscher im Wald nahe Åseda war, der eine Person hinter sich her geschleift hat.
Hinzu kam auch noch, dass Sonja allmählich wieder anfing zu wimmern. Der Typ hielt inne und schaute sich um. Weil bereits wieder der Morgen graute, konnte Mario ihn ziemlich genau erkennen.
Ich sehe dich. Aber du hast mich noch nicht gesehen.
Der Schwede brummte wieder irgendetwas vor sich hin. Mario ging ein paar Schritte.
Das trockene Holz knackte irrsinnig laut unter seinen Füßen.
„Hällo?“, rief der Schwede wieder. Gehört hat er mich also. Doch er musste noch dichter an ihn heran um sicher zu treffen. So hell war es nun auch wieder nicht, dass er auf diese Distanz einen sicheren Treffer landen konnte. Dumm nur, dass der Kerl es jetzt eilig hatte. Er ging mit großen Schritten zu seinem Pick-up zurück. Mario sprintete los, bewältigte die Anhöhe mit einem gewaltigen Sprung und stürmte auf das Auto zu, in das der dicke Schwede gerade eingestiegen war. Im letzten Moment bekam er die Tür zu fassen und riss sie auf. Der Mann brüllte irgendwas und versuchte, die Tür zuzuziehen.
Ohne Erfolg, doch war Mario von der Bärenkraft des Mannes ziemlich überrascht.
„Aussteigen!“ befahl er ihm. „Mach das Auto aus und raus!“
Der Mann glotzte ihn aus leeren Augen an und stammelte irgendwas, dass sich nasal anhörte. Irgendwas wie „Ei-ei. Eijeijei“
„Schnauze halten und raus. Und keine Mätzchen. Und damit das klar ist: Ich weiß, dass du mich verstehst, Alter. Raus da!“,
„Äääh, Auto aus?“,
„Ja. Auto aus. Und raus!.“,
„Was äääh…“,
„Schnauze halten und raus.“,
„Ja!“ Er tat wie geheißen. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte Mario das Gefühl, als ob er ihn nicht für ganz voll nahm. Ja, als würde er sich ins Fäustchen lachen und sich fragen, was ist das denn für ein Spinner?
Sowas konnte er ja leiden.
„Hände über den Kopf.“ ,
„Jawoll!“
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