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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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lief, und die Pistole fast seinen Kopf berührte.
    „Ich bin Gustav!“ sagte er trocken. Die Pranke war ungefähr doppelt so groß wie seine eigene. Fast wäre Mario so blöd gewesen, hätte sie genommen und freundlich gesagt, „Hi, ich bin Mario!“ Er verkniff es sich sprichwörtlich in letzter Sekunde noch, sagte nichts und starrte Gustav nur mit weit offenem Mund an. Was hätte er auch sagen sollen?
    Der verarscht mich wirklich. Ich fass es nicht.
    Gustav ließ seine Hand hinunter. Betont langsam, beinahe lallend, sagte Mario:
    „Du solltest besser ganz schnell laufen, Gustav! Wenn ich dir in den Kopf baller, dann ist finito. Ende im Gelände.“,
    „Nimm die Waffe runter. Du ballern sowieso nickt in mein Kopf.“,
    „Oooh, doch. Das werde…“,
    „Nä-nä-nä! Probier!“,
    „Wa?“ Das letzte Wort, probier , verwirrte ihn so sehr, dass er es erst einmal sacken lassen musste. Nächster Punktsieg für Gustav! Noch während Mario wa sagte, rammte der unverwüstliche Schwede ihm mit voller Wucht die Faust in den Magen. Ehe Mario das wiederum begriff, lag er schon auf dem Boden. Eine Vision von glühend heißem Schmerz fraß sich durch seinen Körper. Gustav stand über ihm. Er sah aus, als könnte er mit bloßen Händen den Himmel berühren. Er stellte sich breitbeinig über ihn, als ob er vorhatte ihn anzupinkeln. „Und nun ist es meine Tour!“ verkündete er, und das mit einer so unverhohlenen Fröhlichkeit in der Stimme, als würde er gegen einen kleinen Jungen kämpfen. Praktischerweise kam Mario sich genau wie ein solcher vor. Er versuchte verzweifelt, sich von rechts nach links zu rollen, aufzustehen, doch Gustav quetschte ihn zwischen seine Beine ein, so dass er darin feststeckte wie in einer Zange.
     
    „Bist du bereit, Kneckt?“,
    „Alter, ich…“,
    „Bist du BEREIT?“,
    „Wofür denn? Ich…“ Rein rhetorische Frage – es war egal, was er ihm antwortete. Gustavs Riesenhände gruben sich in den Stoff seines T-Shirts, und er zerrte ihn nach oben. Prompt stand er wieder auf den Beinen, direkt vor ihm und starrte in die blutunterlaufenen, müden und zugleich wachsamen Augen eines… was? Eines Ungeheuers? Eines Übermenschen?
    „Be a good boy, sonny!“ griente Gustav, und der nächste Hieb war wieder ein Volltreffer. Mario taumelte rückwärts, diesmal in den Wald auf der anderen Seite. Er verlor das Gleichgewicht und rutschte den sanften Abhang hinunter. Sofort kam der Dicke hinterher. Er hatte die Hände an den Seiten und spuckte. Dies kam derart lässig rüber, dass nur noch Musik zum Untermalen fehlte, um ihn wie einen Superhelden erscheinen zu lassen. Er setzte zum Sprung an und landete breitbeinig über ihm. Wäre er auf ihm drauf gelandet, wäre wohl nicht sehr viel an inneren Organen ganz geblieben.
    „Eijeijeijei“ schnaubte er, dann grunzte er und sagte wieder, „Ich bin Gustav. Wer sind Sie unge Mann?“
    Mario wollte sich wieder los winden, doch Gustav ließ ihn nicht.
    „Wie heißen Sie?“ fragte er mit seinem schwedischen Akzent (und gut gelaunt klingend), dann presste er die Beine zusammen und quetschte ihn fest.
    „Mario!“ schrie er, „Wie?“,
    „MARIOOO!“,
    „Aaah. Mario! Gut, gut, gut!“ er löste die Umklammerung wieder.
    „Schöner Name. Wie Sjuper Mario. Oder Marionett.“ Er kicherte. Offenbar fand er seinen Humor echt dufte!
    Dieser Gustav war sogar auf eine Art ziemlich ähnlich gestrickt wie Britta.
    Und es wurde noch viel schlimmer. Nicht nur, dass aus dem durchlöcherten Körper Blut auf seinen Kopf sickerte, viel schlimmer war, was Gustav als nächstes sagte.
    „Stand up, Baby. Aufstehen!“ forderte er. Gerade am Nachmittag hatte Mario noch darüber nachgedacht, wie unauffällig er im Vergleich zu jenen Hinterwäldlergestalten war, auf die man in Schweden traf. Jetzt sah er sich auf prekäre Weise bestätigt. Als er Gustavs Aufforderung nicht auf der Stelle nachkam, riss dieser ihn hoch. Mario selbst war schon ein echter Pfundskerl, aber Gustav war der helle Wahnsinn!
    „So, wollen vi sehen, was du machst als mein Marionett!“ Seine riesige Hand umschloss seinen Hals mit Leichtigkeit. Auf einmal streckte Gustav, der über seinen Marionettenwitz erneut kicherte, die Zunge heraus und leckte über Marios Gesicht. Seine Hand drückte immer weiter zu und er bekam keine Luft mehr. Würgend versuchte er, sich zu befreien - erfolglos!
    Gustavs Zunge war weich und sein Atem roch nach Blut und irgendetwas anderem, undefinierbaren.
    „Mund auf!“,

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