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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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nähernde Schritte beispielsweise...
    Nervös schaute er sich um. Nein, eine Wohlfühlatmosphäre wollte hier nicht aufkommen, beim besten Willen nicht.
    Er hatte das Gefühl, als käme gleich, wenn er die Tür aufschloss, etwas auf ihn zu, dass ihm ganz und gar nicht gefallen würde. Schließlich stellte sich der gerade einmal einen Meter achtundfünfzig große Mann auf Zehenspitzen, riss das verflixte Windspiel herunter und warf es über die Schulter ins Gras. Jetzt konnte er wenigstens klar und deutlich hören was vor sich ging. Schritte waren nicht zu vernehmen und auch sonst kein befremdlicher Laut. Nur die Tropfen die aufs Dach prasselten, das war alles. Ein heimelig anmutender Klang den sie erzeugten, diese Regentropfen. Aber ihm war alles andere als wohl oder heimelig zumute. Um diese Uhrzeit sollte man nicht allein an einem Ort wie diesem sein. Es sei denn man war zum Angeln hier, aber selbst dann war man in der Regel nicht allein. Er zumindest nicht.
     
    Er brauchte ewig bis er den Schlüssel endlich in das vermaledeite Schlüsselloch bekam. Eine Taschenlampe hatte er klugerweise nämlich nicht mitgenommen. Inzwischen war der Regen, der zuvor etwas abgeklungen war, wieder bedeutend stärker geworden. Als er die Tür endlich öffnete goss es wieder wie aus Kübeln. Das beinahe einschläfernde Prasseln der Tropfen war zu einem einzigen lauten Rauschen geworden. Wenn man bei Nacht und Dunkelheit allein in einem abgelegenen Wald steckt, im Kopf ein schweres Verbrechen, dass möglicherweise genau hier geschehen war, dann ist jenes Rauschen ein Geräusch, dass einen wahnsinnig macht. Man kann es nicht abstellen wie ein Windspiel, indem man es von der Wand reißt. Man kann nichts dagegen tun. Und es wird mit jeder Sekunde lauter und lauter, ob es einem passt oder nicht. Es wird sogar dann immer lauter, wenn man weiß, dass es nur im Kopf immer lauter wird…
     
    Die Tür knarrte beim Öffnen passender Weise auch noch wie in einem dieser alten Schinken von Alfred Hitchcock oder Edgar Allan Poe. Immerhin funktionierte das Licht, was Lolle mit nie geahnter Freude, die sich in Form eines Stoßseufzers äußerte, zur Kenntnis nahm.
    Schon immer roch es in dem alten Gebäude nach modrigem Holz und dem Muff feuchter Räume. Es dauerte eine gewisse Zeit, bis man sich daran gewöhnt hatte. Als erstes schaute Lolle in die Küche.
    Ein Raum mit rustikalem Charme wie er immer fand, doch der war im Augenblick nicht mehr vorhanden. Ein alter Holztisch, ein noch älterer Kachelofen und die wahrscheinlich ältesten Hängeschränke weltweit befanden sich darin.
    Die Teekanne, die er zuletzt mit Oskar benutzt hatte um sich „Rum mit Tee“ zu machen, stand noch immer auf der Herdplatte. Die Flasche Rum, bei der nur noch der Boden mit Inhalt bedeckt war, stand sich direkt daneben.
    Der hochbetagte und von zahlreichen Brandlöchern und Flecken verunstaltete Linoleum Fußboden, schien fast an seinen Schuhsohlen zu kleben.
    Schhhlip, Schhhlip machte es wenn er darauf ging. Mitten im Raum blieb er stehen und lauschte wieder einmal. Besser, wenn er auf dem Laufenden blieb.
    Wenn ihn jetzt schon jemand (zum Beispiel Uwe oder Mario) hier überraschte, dann wollte er zumindest darauf vorbereitet sein. Doch noch immer war nichts zu hören, außer dem konstanten Rauschen des Regens. Kurz darauf machte er eine ziemlich ekelhafte Entdeckung. Die paläolithische Rowenta Kaffeemaschine war an beiden Seiten mit Schimmel angelaufen. Außerdem hatte ein grünlicher Algenbefall (oder weiß der Geier was das war) angefangen, sich darauf auszubreiten. Kein Wunder dachte er, als er sie öffnete. In der Maschine steckte noch der letzte Kaffeefilter… Na ja, oder besser gesagt das, was noch davon übrig war.
    Eigentlich sah der ehemalige Kaffeefilter eher aus wie Zuckerwatte unter der irgendwo ganz weit unten Schokolade steckte. Aber deswegen war er nicht gekommen, richtig? Er war nicht hier um Aufzuräumen, sondern nur, um Dinge, die an ihn erinnern könnten, zu entfernen oder zu vernichten, und gegebenenfalls ein bisschen Geld abzusahnen. Aber letzteres erschien ihm gerade reichlich utopisch. Es gab schlichtweg keinen logischen Grund, warum Britta hier ausgerechnet Geld hätte liegen lassen sollen. Vielleicht hatte sie es hier kurzfristig deponiert, aber ganz bestimmt hatte sie es nicht einfach hier liegen lassen.
    Was hast du denn erwartet, Schwachkopp , konnte er Oskar lachen hören. Hast du gedacht, du schließt die Hütte auf und Cliff Richard

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