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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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weiter gucken , dachte Lolle jetzt und schaltete das Licht im Badezimmer aus. Nun blieben nur noch zwei Räume übrig. Zum einen das Wohnzimmer und zum anderen der kleine Raum daneben, in dem Oskar immer schlief. Jener Schlafraum war nur unwesentlich größer als das Badezimmer. Und er war leer. Nicht einmal das Bett war bezogen und der Nachtschrank, das einzige Möbelstück im Raum, war bis auf eine verschlossene Packung Taschentücher frei von Inhalt.
    Als er die Tür schloss und wieder in den Flur trat, wurde ihm plötzlich ganz heiß. Ausgerechnet an der Tür, durch die er nun zuletzt hindurch musste, weil er dort noch nicht hineingeschaut und hatte und weil sein Angelschein höchstwahrscheinlich noch da lag, befand sich ein blutiger Fingerabdruck. Und auch auf dem Fußboden waren rote Flecken von getrocknetem Blut.
    „Scheißdreck“ stöhnte er. Und wieder war da dieses ungute Gefühl, dass ihm jemand zusah.
    Die Haustür stand noch offen und das Licht flackerte nicht. Also kein Hitchkock-Film! Und irgendwie war es doch einer. Der gute alte Hitchkock hätte das Ganze nicht besser in Szene setzen können.
    „Scheiß egal jetzt“, sagte er, schloss die Augen und drückte die Türklinke nach unten. Abgeschlossen! Die Tür war verriegelt! Er bekam eine Gänsehaut. Jetzt musste jeden Augenblick die Haustür ins Schloss fallen, das Licht ausgehen und ein unwirkliches Lachen erklingen. Er bekam Panik und stolperte auf die Haustür zu. Nur zur Sicherheit... Man konnte schließlich nie wissen. Als er da war, stieß er einen eigenartig klingenden Seufzer der Erleichterung aus.
    „Hallo?“ rief er. Noch im selben Moment fiel ihm auf, dass das vielleicht keine so gute Idee war. Seine Stimme hallte noch nach. Er bekam keine Antwort und darüber war er keineswegs traurig. Als er sich ein bisschen über das Blut und die abgeschlossene Tür beruhigt hatte, konnte er auch wieder klar denken. Irgendetwas war hinter der Tür. Wieso schließt die blöde Fotze die Tür ab? Entweder soll jemand nicht raus kommen oder rein. Aber ob die Tür nun abgeschlossen ist oder in Hamburg platzt ne Bratwurst. Ich trete einmal dagegen und die ist hin.
    Lolle stand hadernd auf der Türschwelle. Rechts über ihm im Türrahmen entdeckte er vier große Weberknechte. Ein fünfter hing tot und vertrocknet daneben. Der Regen prasselte unermüdlich weiter auf das Vordach. Der Mitsubishi stand da und war jederzeit bereit, dass er sich in ihn hineinsetzen und nach Hause fahren konnte, wenngleich das inzwischen eine noch sehr viel matschigere Angelegenheit werden würde als vorhin.
    Warum ist da Blut? fragte er sich wieder. Was zum Henker hat hier stattgefunden? Und was ist da im Wohnzimmer? Wenn ich doch nur wenigstens eine Waffe dabei hätte. Zumindest einen Knüppel oder so, muss ja keine Knarre sein. Ein Messer wäre auch gut. Vielleicht liegt ja in der Küche noch... Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen. Er zuckte zusammen. Der simple Grund: Ein Geräusch. Es kam von draußen. Hektisch drehte er sich zu allen Seiten um. Anstatt die Ursache des Geräusches zu lokalisieren, entdeckte er nicht weit entfernt vor sich auf dem Holzfußboden den Stock, mit dem David die „Fliegeneier“ aus seinen Beinstümpfen zu entfernen gedachte. Und er entdeckte noch mehr Blut. Es klebte auf dem Holzfußboden. Da jetzt drinnen Licht an war, konnte er es problemlos sehen.
    „Was geht hier vor“ brummte er vor sich hin und im nächsten Moment drang aus dem eintönigen Rauschen des Regens der nächste schmerzgepeinigte Laut an seine Ohren.
    Schmerzen. Das hört sich an, als ob jemand Schmerzen hat. Oder?
    Dieser Ort wurde immer unheimlicher und Lolle stand wie gebannt da und fixierte mit seinen Augen die Dunkelheit, als ob er davon ausgehen musste, dass jeden Moment von irgendwoher aus der unendlichen Schwärze der Finsternis eine Hand nach ihm greifen würde.
    Mario , schoss es ihm in den Sinn. Oder Uwe. Sie sind noch hier. Irgendwo ganz in der Nähe, da verwette ich meinen Arsch drauf.
    Und wieder hörte er das Stöhnen, dieses scheußlich erschütternde Geräusch.
    Und es wurde immer deutlicher, dass es sich um jemanden handelte, der  Schmerzen haben musste.
     
    „Mario? Uwe? Wenn ihr irgendwo hier seid… Verarscht mich nicht, klar?“ Er bekam keine Antwort. Wenn er ehrlich war, hatte er auch mit keiner gerechnet. Rückwärts wankte er von der Haustür weg. Die Bodenbretter knarrten unerhört laut unter seinen Schritten. Direkt hinter der Veranda begann

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