Per Anhalter (German Edition)
stellte sich neben den Mann und die Töle und schob sich eine Fluppe in den Mund. Unterdessen hatte David das ungute Gefühl, dass seine Blase tatsächlich geplatzt war, denn zwischen seinen Beinen fühlte es sich feucht und unangenehm warm an. Der Mann zog seinerseits ein Päckchen Zigaretten aus der Hosentasche. Er rauchte Prince, genau wie Britta. „Ich will echt keinen Streit haben“ brach es aus David plötzlich heraus. „Ich bin froh dass ihr mich bis hierhin mit genommen habt, ehrlich. Ich wollte euch keine Unannehmlichkeiten machen.“
Der große Mann hob den Kopf, er wechselte einen Blick mit Lasse. Und da war sie - die erste gesichtsmäßige Gefühlsregung bei dem Mann. Er griente, verschränkte die Arme vor dem Körper und schien zu überlegen. Lasse tat genau das Gleiche, nur ohne die Arme zu verschränken. Seine Arme baumelten an ihm herunter. Er sah aus wie eine Puppe, die gerade von niemandem bespielt wurde.
„Du hältst uns für bescheuert, oder David? Du hältst uns für total beschränkt richtig?“,
„Hä, wieso?“,
„Für dich ist die Sache vielleicht geklärt, aber für uns nicht.“,
„Welche Sache?“,
„Du hast dich mit Lasse auseinandergesetzt und ihm gesagt was dein Problem ist. Jetzt ist er an der Reihe. Nun kann er dir sagen, worin seine Probleme mit dir liegen. Wir wollen doch die Probleme aus der Welt schaffen. Schon vergessen? Wir stehen halt nicht so auf Probleme, Dö-Dö-David.“ Genüsslich zog der Riesentyp an seiner Zigarette. Das war das einzige, was David im Augenblick realisierte. Seine Beine fühlten sich wie Gummi an und er musste sich an einem Baum abstützen um nicht umzukippen.
„Also Lasse, erzähl. Was ist dein Problem mit ihm?“,
„Aaalso dass er lügt finde ich zum Beispiel nicht so guuut. Und das er meint, er ist was Besseres.“,
M-hm. Und weiter? Was noch?“,
„Ich find, er hätte sich mal bedanken können anstatt sich einfach zu verziehen. Er wollte grad abhauen, obwohl wir ihn mitgenommen haben. Das tut voll weh so behandelt zu werden!“, „WAS?“ brüllte David dazwischen, „Das tut weh? Das ist doch wohl nicht dein Ernst. Ich bin dankbar dass ihr mich mitgenommen habt. Das einzige, was mich aufregt, ist, dass ihr mich in diesen Wald schleppt und ich nicht erfahren darf, wo ich hier bin!“ Lasse und der Mann - sein Vater? - sahen ihn an. „Du bist nicht an der Reihe, David“ sagte der Riese sanft. „Erzähl du weiter, Lasse.“, „Mir passt es auch nicht, dass er immer dazwischen redet. Und er ist immer gleich voll am Motzen.“,
„Ich bin genau deiner Meinung, Sohn.“ – Sein Vater! –
„Ich will doch einfach nur nach Hause“ jammerte David jetzt.
Er hätte auf alles verzichtet und alles dafür getan, wenn sie ihn nur endlich in Ruhe ließen. Seine Kräfte waren erschöpft. Er ließ die Arme hängen: „Sagt mir, was ihr von mir wollt. Ich will das jetzt klären, ehrlich.“ Plötzlich kam der Mann auf ihn zu gestapft und reichte ihm seine Hand. Sie war riesig, genau wie seine Füße riesig sein mussten, wenn er so auf die Schuhe starrte. „Ich bin Mario“ sagte er sanft. Zunächst hatte David Angst in die Hand hinein zu greifen, weil er fürchtete, er könnte genau so hart zugreifen, wie er ihn eben in den Bauch gehauen hatte. Aber er tat es doch. Diese Hand war riesig, doch sie war weder verschwitzt, noch hatte sie Wurstfinger oder war dreckig. Plötzlich legte Mario seinen Arm um ihn und zog ihn an sich heran. Er kapierte zwar nicht, was das jetzt wieder sollte, doch es war ohnehin müßig darüber zu spekulieren.
Seine Nase wurde gegen das untere Ende seiner Brust gedrückt. Er roch einen markant herben Männerduft. Es hätte mich wesentlich schlimmer treffen können , dachte David und war sich sicher, dass Lasse ganz bestimmt sehr viel intensiver und vor allem scheußlicher riechen würde. Er hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als ihn ein gleißender Blitz lähmte.
Ein Ziehen das in seinem Nacken setzte ein und erstreckte sich über seinen gesamten Körper. Sofort gaben seine Beine nach und er plumpste zu Boden wie ein nasser Sack, landete auf seinen Knien. Er stöhnte ohne es zu merken und sein ganzer Körper war steif von einer flächendeckenden Gänsehaut.
Mario betrachtete die Kippe, die er zwischen zwei Fingern hielt. Funken flogen und er sagte, „Danke Dö-Dö-David!“, und in diesem Moment wurde ihm klar: Er hat mich als Aschenbecher benutzt. Verdammt, er hat die Zigarette auf mir
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