Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens
Fenster bezahlte, hörte ich eine leise Stimme sagen: „Gib ihm den Dollar, den du übrig hast.“ Klipp und klar, einfach so. Kein Paukenschlag, kein Orchester im Hintergrund – nur schlicht und einfach: „Gib ihm deinen Dollar.“
Ich weiß auch nicht, wieso ich auf die Stimme hörte, aber ich tat es einfach. Ich sah den Jungen an und sagte: „Das wird Ihnen jetzt vielleicht merkwürdig vorkommen, aber ich möchte, dass Sie den Dollarschein hier nehmen und ihn an die Rechnung des Wagens hinter mir heften.“ Dabei deutete ich auf den Wagen hinter mir in der Schlange. „Und dann möchte ich, dass Sie den Leuten in dem Wagen frohe Weihnachten wünschen.“
Das Gesicht des Jungen leuchtete vor Aufregung, als er sagte: „Cool!“
So weit, so gut. Ich setzte einfach meinen ganz normalen Alltag fort und dachte nicht weiter an die ganze Geschichte. Warum weiß ich auch nicht. Ich nehme an, Sie denken vielleicht, dass es etwas seltsam ist, einfach so Geld zu verschenken … einfach nur, weil eine Stimme es einem gesagt hat. Aber aus irgendeinem Grund kam mir das richtig vor.
Und wie gesagt, ich setzte einfach meinen ganz normalen Alltag fort – keinen Gedanken mehr an das Gebet oder den Dollar … bis Donnerstagmorgen.
Ich begleitete meine Kinder noch bis zum Ende unserer Auffahrt, genau wie an jedem anderen Schultag auch – und brachte für meinen Mann gleich die Zeitung mit herein. Obwohl ich das blöde Ding selten lese (das soll keine Beleidigung sein), bringe ich sie immer mit herein, damit sie nicht nass wird oder kaputtgeht, bevor mein Mann sie zu sehen bekommt. Ich winkte den Kindern noch, als sie in den Schulbus stiegen, und ging mit der Zeitung unter dem Arm wieder ins Haus zurück. Das Baby war noch nicht aufgewacht, und im Fernsehen gab es auch nichts, also beschloss ich, die Zeitung aufzuschlagen und nachzusehen, ob es an diesem Tag gute Prospekte mit Sonderangeboten gab.
Und dann, was soll ich sagen, war da diese Überschrift: MCDONALDS SUCHT HELDIN DES TAGES. Die Überschrift fiel mir auch nur deshalb ins Auge, weil ich erst ein paar Tage zuvor dort gegessen hatte. Und dort stand dann die Geschichte darüber, wie ein kleiner Akt der Freundlichkeit einer sechsköpfigen Familie in einer verzweifelten Situation weitergeholfen hatte.
Sehr geehrter Herausgeber, wie hätte ich denn ahnen können, dass die Frau hinter mir in der Schlange mein Geschenk nicht annehmen wollte, sondern stattdessen den Betrag verdoppelte für das nächste Auto in der Schlange. Ich hatte ja keine Ahnung, dass jeder Kunde, der an dem besagten Tag dort aß, den Geldbetrag angeboten bekam, aber nicht annehmen wollte, und der Betrag dadurch stetig anwuchs! Aus dem einen Dollar waren (so las ich) am Ende des Geschäftstages 2500 geworden! Dem Bericht in unserer Tageszeitung zufolge kamen auch Menschen dort vorbei, die einfach nur Geld zu dem Betrag dazutun wollten, und das, ohne zu wissen, wozu sie überhaupt ihr Geld gaben. Sie taten es einfach so, weil Weihnachten war. Und währenddessen war ich zu Hause und schrubbte unseren Badezimmerfußboden!
Stellen Sie sich nur vor, wie überrascht ich war, als ich von der Familie hörte, die fünf Minuten vor Geschäftsschluss das Lokal betrat … Ihr Auto sei fünf Meilen entfernt an der Autobahn liegen geblieben … und ob es schon zu spät sei, sechs Hamburger und sechs Wasser zu bestellen? Seit ich Ihren Artikel las, habe ich oft an die vier Kinder mit ihren verschmierten Gesichtern denken müssen, wie sie aßen, was ihnen vermutlich wie ein extravagantes Menü vorgekommen sein wird – an diese sechs Personen, die kein Zuhause hatten und ohne Hoffnung für die bevorstehenden Feiertage waren.
In Ihrer Zeitung war auch ein Foto von dem Teenager am Drive-in-Schalter, wie er übers ganze Gesicht grinste … Sein Manager hatte den Reisenden den Betrag gegeben, der an dem Tag zusammengekommen war. Das Geld reichte für eine richtige Mahlzeit, die Reparatur des Autos, eine Übernachtung, die erste Monatsmiete (ich habe daraus geschlossen, dass sie in dieser Gegend bleiben wollen) sowie ein paar Weihnachtsgeschenke für die Kinder. Der Junge sei gefragt worden, wie er sich jetzt nach der ganze Geschichte fühle, und er habe geantwortet: „Cool.“
Aber im Gegensatz zu dem, was Sie in Ihrem Artikel berichtet haben, lieber Herausgeber, macht das aus mir noch längst keine Heldin … sondern es ist nur der Beweis für ein erhörtes Gebet. Wie das eine Erhörung meines Gebets sein konnte?
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