Per Saldo Mord
Eisenwarenhandel erst geknipst und dann gewählt wird. Die Fotos kommen auf jeden Fall zuerst.«
»Natürlich«, erklärte Bernice. »Das hätte ich Ihnen gleich sagen können. Ich kenne mich aus, weil ich mich auch mal um so einen Titel beworben habe. Man muß dem Bewerbungsschreiben ein Foto im Badeanzug beilegen. Damit fängt es an.«
»Hatten Sie Erfolg?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Weil ich blöd war. Ich dachte, der Badeanzug auf dem Foto müßte derselbe Badeanzug sein, den ich später bei der Wahl tragen würde. Ein paar von den Mädchen waren freigebiger mit ihren Reizen.«
»Was hatten die an? Einen Bikini?«
Sie nickte. »Sicher. Mein Badeanzug war ja auch nicht der Rede wert; aber die anderen hatten eben noch weniger an als ich.«
»Hören Sie, Bernice, ich muß irgendwie ins >Caltonia< reinkommen, und zwar möglichst so, daß kein Mensch davon erfährt. Sie wissen im Hotel Bescheid und kennen auch den Boy, der heute nacht Dienst hat. Ich würde gern mit ihm sprechen.«
»Aber warum gehen Sie nicht einfach hin und...«
»Die Polizei ist doch hinter ihm her, kapierst du das nicht?« sagte Ernestine. »Wenn sie ihn schnappen, ist er geliefert, Bernice.«
Ich sah sie an und unterdrückte ein Lächeln. Sie sprach mit erstaunlicher Sachkenntnis. Man brauchte nur einen Blick auf ihr glühendes Gesicht und ihre funkelnden Augen zu werfen, um zu begreifen, daß sie mit Feuereifer bei der Sache war. Über den spannenden Erlebnissen des Tages hatte sie ihre Minderwertigkeitskomplexe völlig vergessen.
Bernice zögerte. »Ich kenne den Boy. Er... ich war ein paarmal mit ihm aus.«
»Fein. Dann wird er bestimmt tun, was Sie wollen.«
»Also, ich weiß nicht recht. Ich hab’ nicht getan, was er... ich meine, er wollte was von mir, und ich hab’s ihm abgeschlagen.«
»Um so besser. Dann wird er bestimmt sanft wie ein Lamm sein. Rufen Sie ihn an. Ich möchte mit ihm sprechen.«
Bernice wählte die Nummer des Hotels und verlangte den Boy, der Nachtdienst hatte. Nach einer kurzen Pause nickte sie, reichte mir den Hörer und flüsterte: »Er heißt Chris.«
»Hallo, Chris«, sagte ich. »Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten.«
»Wer spricht dort, bitte?«
»Ein Freund von Bernice.«
»Ja?« sagte er, und seine Stimme klang plötzlich sehr kühl.
»Ich hab’ sie seit Jahren nicht mehr gesehen. Ich bin aus Los Angeles und habe sie aufgesucht, weil ich mir Ihren Namen verschaffen wollte.«
»O wirklich?« fragte er. Seine Stimme klang beinahe herzlich.
»Ich möchte unbemerkt in das Hotel schlüpfen, und ich habe fünfzig Dollar, die mir zuflüstern, daß Sie mich hineinschmuggeln werden.«
»Fünfzig Dollar sind verdammt beredt«, meinte er. »Was soll ich tun?«
»Kommen Sie in Bernices Wohnung und bringen Sie eine Boyuniform mit. Ich werde sie anziehen und mit Ihnen ins Hotel zurückkehren.«
Pause. Nach einer Weile murmelte er: »Das kann mich in Teufels Küche bringen.«
»Es braucht ja niemand was davon zu erfahren.«
»Solche Sachen kommen immer raus. Kein Mensch weiß, wie.«
»Na schön. Es war ein ’Vorschlag, mehr nicht. Ich bin Journalist und schreibe eine Story über den Mord. Der Artikel bringt mir gut und gern fünfhundert Dollar ein. Ich hab’ gegen ein paar Spesen nichts einzuwenden. Aber mehr als zehn Prozent lasse ich nicht springen. Wie komme ich dazu, Ihnen womöglich die Hälfte des Profits in den Rachen zu werfen und dann noch Einkommensteuer dafür zu blechen. Das ist mir der Spaß nicht wert. Also, wenn Sie’s nicht tun wollen, dann vergessen wir das Ganze.«
»Aber ich will ja«, sagte er hastig.
»Okay. Bringen Sie eine Uniform in Bernices Wohnung. Können Sie sich eine Uniform beschaffen?«
»Das ist meine geringste Sorge. Aber ich kenne Ihre Größe nicht.«
»Moment mal. Das kann Ihnen Bernice sagen.« Ich wandte mich zu Bernice um. »Kennen Sie einen Jungen, Bernice, der ungefähr meine Größe und meinen Umfang hat?«
Sie betrachtete mich abschätzend. »Chris soll einen Anzug mitbringen, der Eddie passen würde.«
Ich sagte in den Hörer: »Bernice meint, ein Anzug in Ed...«
»Ich hab’ sie gehört. Sie ist also zu Hause, he? Wie lange sind Sie schon dort?«
»Bin gerade erst gekommen.
»Okay. Mach’ mich sofort auf den Weg.«
Bernice machte einen nachdenklichen und etwas beunruhigten Eindruck. Ernestine hingegen konnte vor lauter Aufregung nicht stillsitzen. Sie hopste alle paar Minuten von ihrem Stuhl hoch, rannte in die Küche und trank
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