Percy Pumpkin 02 - Der Mumienspuk
und inspizierte ihn genauer. Sie drehte ihn ein paarmal herum und drückte dann auf ein kleines Kreuz, das sie in dem Metallmantel entdeckt hatte. Ein leises Surren ertönte. Kurz darauf erschien am Rand des Zylinders eine Vielzahl von kleinen Einkerbungen.
»Sieh mal einer an, wer hätte das gedacht. Onkel Adalbert lässt uns nicht im Stich. Das scheint mir so eine Art Super-Taschenmesser zu sein.« Sie reckte sich nach oben. »Halt mal die Hand auf, Claire.«
»Ich kann nicht mehr lange«, keuchte Percy. Er schielte zu dem Metallzylinder, den Linda ihrer Schwester gerade in die Hand drückte.
»Sehr raffiniert«, sagte Claire. »Eine Mini-Spraydose für Schmieröl.«
»Schmieröl?« Percy schwankte mittlerweile wieder gefährlich hin und her.
»Jetzt mach nicht kurz vor dem Ziel schlapp, ja?«
Er konnte nicht genau sehen, was Claire oben an dem Gitter machte, aber plötzlich fiel die verrostete Schraube neben ihm herunter und landete mit einem Klacken auf dem Tisch. Dann gab es ein schrecklich quietschendes Geräusch und Claire sprang von seinen Schultern. Percy atmete erleichtert auf. Von der Decke baumelte das Gitter, das nur noch von einem rostigen Scharnier gehalten wurde. Der Lüftungsschacht war offen – und verengte sich nach wenigen Metern so sehr, dass keiner von ihnen hindurchpassen würde.
»Tja, einen Versuch war es wert«, seufzte Claire und schlug Percy auf die Schulter. Doch der hörte ihr gar nicht mehr richtig zu. Ihm war nämlich aufgefallen, dass Jim auf einmal wieder zu jaulen angefangen hatte und mit den Vorderpfoten an einer der Wände herumkratzte.
»Oje«, meinte Linda betrübt, »ich glaube, unseren armen Jim hat es erwischt. Der ist gerade dabei überzuschnappen.«
»Vielleicht hat er etwas entdeckt«, überlegte John.
»Aber sicher!«, rief Claire unvermittelt. Sie rannte an Percy und John vorbei und begann, ebenfalls an der Wand zu kratzen. »Denkt doch mal an unseren Kampf mit dem Borger!«
John und Linda sahen sich an und Linda tippte sich mit dem Finger gegen die Stirn. Aber Percy hatte verstanden, worauf Claire hinauswollte.
»Natürlich!«, lachte er auf und kniete sich neben seine Cousine. »Als wir gegen den Borger gekämpft haben, da ist doch Jim wie aus dem Nichts aufgetaucht«, erklärte er über die Schulter.
»Na und?«, fragte Linda.
»Er ist
im Keller
wieder aufgetaucht, nachdem er
im Wald
verschwunden war.«
»Ja, ja, das ist er, aber was hat das denn jetzt mit dieser Wand zu tun? Er hat eben den Weg zurück gefunden und ist in den Keller gelaufen …«
»Aber nein!« John gab Linda einen Stoß. »Jim ist im Keller wieder aufgetaucht, weil er einen
Geheimgang
gefunden hat, der vom Wald direkt zum Schloss führt. Er hat bestimmt noch einmal am Galgenbaum zu buddeln angefangen und ist dann auf eine unterirdische Verbindung gestoßen.«
»Genau!«, schnaufte Claire.
»Es muss ein Tunnelsystem geben.
Unter
dem Schloss«, keuchte Percy, während er auf die Wand einschlug. »Fragt sich nur, für wen …« Weiter kam er nicht, denn im selben Augenblick rutschte er nach vorne. Die Kinder hörten ein Klicken und ein Rasseln, als würde ein schweres Gewicht an einer Kette hinabgelassen. Dann öffnete sich ein Teil der Wand vor ihnen wie eine Tür. Für einen Moment waren alle sprachlos, dann brachen sie in Jubel aus.
»Sieht ganz so aus, als wäre die Knochenbande durch nichts aufzuhalten«, sagte Claire zufrieden und duckte sich, um in den Geheimgang zu spähen.
»Ganz schön finster«, sagte sie und zog den Kopf zurück.
»Hoffentlich haben wir uns nicht zu früh gefreut«, meinte Percy. Er hatte auf einmal ein eigenartiges Gefühl. Als ob in dem Gang etwas auf ihn wartete, mit dem er lieber keine Bekanntschaft machen würde. Das merkwürdige elektrische Kribbeln überkam ihn diesmal so plötzlich, als hätte ihm jemand einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf gekippt.
»Nun mal nicht gleich wieder schwarzsehen«, erwiderte Claire. »Etwas Schlimmeres als der Borger wird uns schon nicht begegnen.« Sie zwinkerte ihrer Schwester zu, während Percy angestrengt überlegte, ob er den anderen von dem Kribbeln erzählen sollte.
John holte Lindas Gaslampe, die noch auf dem Tisch gestanden hatte. »Immerhin werden wir uns nicht tastend voranbewegen müssen«, sagte er erleichtert.
»Auf geht’s!«, rief Claire und schob John zu dem Loch in der Wand.
»Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Linda an Percy gewandt.
Er nickte. Das Kribbeln war inzwischen so stark,
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