Percy Pumpkin 02 - Der Mumienspuk
dass er Angst hatte, mit den Zähnen zu klappern, wenn er etwas sagen würde. Er holte tief Luft und blickte in den Tunnel. Es war ein Grubengang, dessen raue Wände aus Stein und Lehm in regelmäßigen Abständen von dicken Holzbalken und Stützdecken abgesichert wurden. Während seine Cousinen und John sich darüber unterhielten, zu welchem Zweck jemand wohl so einen Stollen unter dem Schloss angelegt hatte, taumelte Percy benommen hinter ihnen her. Nach einer Weile hatte er jedes Zeitgefühl verloren und hätte nicht mehr sagen können, wie lange sie schon unter der Erde unterwegs waren. Weil er nicht auf den Weg achtete, stieß er sich mehrfach schmerzhaft an Gesteinsbrocken und stolperte über Geröll, das auf dem unebenen Boden lag. Bei einer Gabelung schlug er mit dem Kopf gegen einen niedrig hängenden Querbalken und löste dadurch eine kleine Steinlawine aus.
»Meine Güte, Percy, musst du uns so erschrecken?« Claire stemmte ihre Hände in die Hüften. »Und welchen Tunnel sollen wir jetzt nehmen? Jim ist offenbar für den dort.«
»Lasst uns bloß schnell machen«, sagte John verzagt. »Je eher wir hier herauskommen, desto besser.« Er kramte einen Karamellbonbon hervor und blickte nervös kauend um sich. Der Teil des unterirdischen Gangs, in dem sie sich nun befanden, war besonders eng und stickig. Sie bekamen kaum noch Luft und selbst die Zwillinge hatten Schweißperlen auf der Stirn. Percy konnte sich nur noch mit letzter Kraft auf den Beinen halten.
»Was ist los mit dir?«, fragte Linda ihn.
»Ich spüre … wieder dieses Kribbeln«, erklärte er stockend. »Es ist ganz besonders stark, wenn ich mich dem Gang rechts von uns nähere … und außerdem habe ich das Gefühl, dass dort etwas Gefährliches auf uns lauert …«
»Mir reicht’s!«, rief John und seine Stimme überschlug sich dabei. »Ich will jetzt hier raus! Warum folgen wir nicht einfach weiter Jim? Der Hund scheint ja zu wissen, wo es langgeht.«
»Mag schon sein«, sagte Claire, »aber der Hund kann leider nicht sehen, dass da ein Totenkopf an die Wand gemalt ist. Mit einem Pfeil in die Richtung, in die er will.«
Jim bellte und John starrte Claire einen Augenblick lang mit offenem Mund an. Dann schluckte er und ließ den Schein der Gaslaterne die Wand entlanggleiten, bis alle den Totenschädel erkennen konnten.
Percy schnappte nach Luft.
»Wisst ihr, was?«, sagte Claire. »Ich glaube, wir sollten zuerst Punkt drei und vier aus Lindas Notizbuch klären.«
»Du meinst, die Tatsache, dass mit mir etwas nicht stimmt?« Percy rieb sich über die Arme. Trotz der stickigen Luft fror er auf einmal.
»Allerdings.« Claire nickte. »Das scheint der Schlüssel zu allen Geheimnissen zu sein.«
»Wir müssen herausfinden, wann genau ich diese Kribbel-Anfälle habe«, überlegte Percy, »also, ich meine, in welchen zeitlichen Abständen sie auftreten. Daraus lässt sich dann vielleicht ein Muster erkennen, das …«
»Ach, Quatsch«, unterbrach ihn Claire. »Viel zu kompliziert. Der
Ort
ist entscheidend, nicht die Zeit.«
»Warum könnt ihr nicht an einem
anderen
Ort darüber reden?« John leuchtete Claire und Percy in die Gesichter. »Ich will jetzt endlich hier
raus!
«
»Eben«, sagte Linda, die unterdessen die Wände in dem Gang rechts von ihnen untersucht hatte. »Percy wird uns mit seinem Kribbel-Kompass hier herausführen, da bin ich mir sicher. An dieser Seite befindet sich übrigens auch ein Bild. Leuchte mal, John.«
John tat, was Linda verlangt hatte. »Noch ein Totenkopf«, stöhnte er.
»Nein, das ist kein Totenkopf.« Percy fuhr sich durch die dichten blonden Locken. »Das ist der Schädel einer einbalsamierten Mumie.«
»Du musst es ja wissen«, sagte Claire und kicherte.
»Könnt ihr mir zwischendurch auch mal erklären, was das Ganze soll?«, fragte John mit zunehmender Verzweiflung in der Stimme.
»Ganz ruhig«, sagte Linda. »Du wirst gleich die frische Luft des Schwarzwalds einatmen.« Sie schob John in den linken Gang. »In dieser Hinsicht hat sich mein Schwesterherz nämlich geirrt.«
»Ich habe nur zu bedenken gegeben, dass da ein Totenkopf an der Wand ist, mehr nicht.« Claire nahm John die Gaslaterne aus der Hand und ging voran.
»Und warum seid ihr euch jetzt plötzlich alle so sicher, dass das der Ausgang ist?«, protestierte John.
»Wegen Percy«, erklärte Linda. »Wir wissen zwar nicht, wieso, aber Percy kennt sich an verschiedenen Orten hier im Schloss besser aus als wir. Das heißt, sein
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