Percy Pumpkin 02 - Der Mumienspuk
auch nur Angst einjagen. Aus der Eisernen Jungfrau hätten sie mir jedenfalls wieder hinausgeholfen, wenn sie es geschafft hätten.«
»Wie bitte?« Johns Stimme zitterte. Sie hatten wieder den Kellerraum erreicht, und es war ihm anzusehen, dass er kurz davor war, die Nerven zu verlieren.
»Jetzt bleib mal ruhig«, sagte Claire. »Sieh es doch als Kompliment für uns.«
»Als Kompliment?!«, kreischte John.
»Schrei nicht so, es reicht, dass Jim bellt wie verrückt.« Claire setzte sich wieder auf ihren Stuhl. »Der Spion hat offensichtlich Angst, dass wir ihn enttarnen könnten, sonst würde er uns nicht nachschleichen und versuchen, uns aus dem Weg zu räumen.«
»Warum redet ihr dauernd von Mord und Aus-dem-Weg-Räumen?« John begann, panisch auf und ab zu gehen.
»Weil es so ist, verdammt!« Claire schenkte sich eine Tasse Tee ein und trank sie mit betont trotziger Miene aus. »Der Spion will, dass wir hier unten verhungern, und es spricht eine Menge dafür, dass sein Plan aufgeht. Wir sind nicht die Ersten, die in Darkmoor Hall verschwinden, angeblich ist unserem Onkel Allan ja genau dasselbe passiert. Bis uns hier unten jemand findet, sehen wir so aus wie das Skelett, das auf Onkel Allans Ölgemälde im Hintergrund baumelt …«
Linda hielt ihrer Schwester die Hand vor den Mund und funkelte sie ärgerlich an. Dann ging sie zu John. »Keine Sorge. Papa weiß, dass es diese Kammer gibt, und wenn wir zum Abendessen nicht im Speisesaal erscheinen, wird er sich denken, wo er uns suchen muss. Wir kommen hier schon wieder raus. Jetzt futterst du erst einmal einen Keks.« Sie stopfte ihrem Cousin eine Makrone in den Mund.
»Ist das dein Ernst?«, zischte Claire.
»Nein, natürlich nicht«, wisperte Linda. »Papa war zuletzt vor über einem Jahr mit mir im Keller und das mit dem
strengstens verboten
hat er nur so nebenbei gesagt. Das hat er längst vergessen. Ich selbst habe mich nur daran erinnert, weil ich über ein geeignetes Hauptquartier für die Knochenbande nachgedacht habe und etwas finden wollte, was das Gegenteil von unserem letzten Treffpunkt in den höchsten Höhen des Turmzimmers ist …«
»In den tiefsten Tiefen«, sagte Percy. Er war jetzt dazu übergegangen, Jim das Maul zuzuhalten, was tatsächlich wirkte. Der Hund schaute sein Herrchen zwar vorwurfsvoll an, hörte aber endlich auf zu bellen.
»In den tiefsten Tiefen«, wiederholte Percy und gab sich große Mühe, nicht genauso in Panik zu geraten wie John. Leider fielen ihm gleich zwei Romane ein, in denen Menschen in Kellerräumen ein grausiges Ende fanden:
Die Schreckensgruft des Grafen
und
Horror im Hungerverlies.
Er holte tief Luft. Wenigstens konnten sie hier unten richtig atmen, was in der Schreckensgruft nicht der Fall gewesen war. Der Held des Romans hatte sich seitenlang über den Verwesungsgeruch beschwert.
Das brachte Percy auf eine Idee. »Es muss hier doch so etwas wie einen Luftschacht geben«, sagte er. »Vielleicht können wir durch ihn nach oben klettern?«
»Gute Idee«, erwiderte Claire schnippisch. »Wie ging noch gleich dieser Zauberspruch, der Menschen in Mäuse verwandelt?«
Linda zeigte auf ein Gitter, das über dem Esstisch in der Gewölbedecke angebracht war.
»Das schaue ich mir genauer an.« Percy kletterte auf den Tisch und stellte sich auf die Zehenspitzen, konnte aber die Decke nicht erreichen. Also kletterte Claire auf seine Schultern, gestützt von Linda, die ihre Schwester an den Knöcheln festhielt.
Obwohl Claire nicht gerade schwer war, schwankte Percy hin und her. Schließlich schaffte er es aber, sich so unter das Gitter zu stellen, dass Claire an einer kleinen Schraube drehen konnte, mit der es verschlossen war.
»Mist, das Gewinde ist verrostet«, stieß Claire zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Hier bewegt sich gar nichts.«
»Probier’s mal damit.« John schien sich wieder etwas beruhigt zu haben. Er hielt den Metallzylinder in der Hand, den er von Onkel Adalbert zu Weihnachten bekommen hatte.
»Was soll ich denn jetzt mit dem komischen Ding anfangen? «, beschwerte sich Claire.
»Aber das ist von Onkel Adalbert«, sagte John beleidigt.
»Na und?«
»Könnt ihr das nicht später diskutieren?«, ächzte Percy unter ihr. Vor Anstrengung standen ihm Schweißperlen auf der Stirn und seine Beine begannen zu zittern.
»Nicht genug zum Frühstück gegessen, wie?«, meinte Claire und versuchte erneut, die verrostete Schraube zu lösen.
Linda nahm John den Metallzylinder aus der Hand
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