Percy Pumpkin 02 - Der Mumienspuk
entlang, stieß dann gegen den Sockel einer Ritterrüstung und bog in einen schmalen Seitengang ab, dessen Wände mit einer roten Seidentapete bespannt waren. Mitten im Flur blieb sie liegen.
Percy war zuerst bei seiner Murmel. Er hob sie auf und hatte im gleichen Augenblick wieder das Gefühl, unter Strom zu stehen. Seine Haut kribbelte, als ob tausend Ameisen darüberlaufen würden, und seine Arme schlackerten durch die Luft wie Aale durchs Wasser. Die Murmel entglitt ihm erneut. Diesmal war es John, der sie stoppte und vom Boden nahm.
»Hast du wieder dieses Kribbeln gespürt?« Claire sah Percy besorgt an.
»Ja, so stark wie in dem Moment …«
»… als du die Geheimräume entdeckt hast.« Claire vollendete den Satz und schlug Percy auf die Schulter. »Mensch, gut gemacht, Percy. Scheint so, als ob mein Schwesterherz doch recht hatte. Mit Murmeln kommt die Knochenbande weiter.«
Percy rieb seine Hände gegeneinander, die ihm nun wieder gehorchten.
»Natürlich«, sagte er erleichtert, weil das Kribbeln aufgehört hatte und er den Gang erkannte, in dem sie standen. Durch die Tür dort hinten war er letzte Woche hierhergelangt und ein Stückchen weiter befand sich die Nische mit der Standuhr. Genau hier hatte er sich an die Wand gelehnt. Percy drückte mit beiden Händen gegen die Tapete. So geräuschlos und schnell wie beim letzten Mal schwang die Tür auf und er stolperte zusammen mit Claire und John in die Geheimräume.
»Das ist ja unglaublich!« Claire deutete auf einen Blumenstrauß, der in einer Vase auf dem Mahagonischreibtisch stand. John war im Türrahmen stehen geblieben und wusste anscheinend nicht so recht, ob er sich in das Zimmer wagen sollte.
»Letzte Woche standen da auch schon frische Blumen«, sagte Percy. »Das heißt, dass …«
»Das heißt, dass wir hier ganz gewaltig verschaukelt werden. « Claire stemmte wütend die Hände in die Hüften. »Es gibt in diesem Schloss nämlich nicht nur einen Spion, sondern auch jemanden, der eine ganze Menge mehr über Onkel Allan weiß, als er zugibt.«
»Über Onkel Allan?«, fragte Percy. »Wie meinst du das?«
»Na, das hier ist sein Schreibtisch. Es gibt ein Foto von ihm, wie er daran sitzt. Hängt unten bei Papa im Büro. Ist dir das nicht aufgefallen, als uns Papa letzte Woche dort eine Gardinenpredigt gehalten hat?«
»Ich weiß nicht«, sagte Percy. »Seit ich hier bei euch im Schloss bin, passiert alle fünf Minuten etwas Schreckliches, da habe ich nicht auf die Fotos an der Wand im Arbeitszimmer deines Vaters geachtet. Was ist denn nun mit diesem Onkel Allan? Du rückst ja nie mit der Sprache raus, wenn er erwähnt wird.«
Claire seufzte. »Linda und mir ist von klein auf eingetrichtert worden, dass man über Onkel Allan nicht spricht«, erklärte sie dann. »Natürlich haben wir uns auf eigene Faust schon oft darangemacht, mehr über ihn zu erfahren. Es ist uns allerdings nicht gelungen. Er war wohl eine Art Forscher oder Archäologe und außerdem eine ziemliche Leseratte. Linda hat einmal vor vielen Jahren in der Bibliothek eine alte Zeitung gefunden, in der ein Foto abgedruckt war, das Onkel Adalbert, Onkel Allan und Tante Annie in Ägypten zeigt.«
»Was? Die Tante Annie von Aunt Annie’s Worcestershire-Sauce?«, fragte Percy.
»Ja genau, die mit dem Geheimrezept.« Claire wischte mit ihrem Finger über die Schreibtischplatte. »Kein Staub! Hier kommt nicht nur jemand her, der frische Blümchen in die Vase stellt, sondern auch jemand, der regelmäßig Staub wischt. Ganz so geheim können die Geheimräume also nicht sein.«
»Vielleicht ist es gefährlich, hier zu sein«, sagte John an der Tür.
»Willst du schon wieder kneifen?«, fragte Claire.
»Nein, aber …« John zögerte. »Wir sollten vorsichtig sein. Wenn uns jemand hier erwischt, gibt es Ärger.«
»Da hast du natürlich recht«, stimmte Claire ihm zu. »Bestimmt wolltest du gerade vorschlagen, dass du die Tapetentür von außen schließen und davor die Weltmeisterschaft im Murmeln abhalten könntest, bis Linda mit Jim zurück ist.«
»Äh, na ja, das wäre doch …«
»… eine gute Idee. Genau.« Sie schob ihn in den Flur und machte ihm die Tür vor der Nase zu.
Percy war indessen in den angrenzenden Raum mit den Bücherregalen gegangen. Eigentlich hatte er erwartet, dass nun jede Sekunde wieder das Kribbeln einsetzen würde, aber das Einzige, was er spürte, war sein klopfendes Herz.
»Ist hier das Buch mit der Hieroglyphenschrift, die du lesen
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