Percy Pumpkin 02 - Der Mumienspuk
hier aufgetaucht ist?«, entgegnete John.
»Das meine ich nicht«, sagte Percy. »Ich hab das Gefühl, dass die beiden mit einer Art telepathischen Verbindung zueinander ausgestattet sind. Wenn Linda etwas vorschlägt, vollendet Claire ganz oft ihre Gedanken. Und umgekehrt.«
John zuckte mit den Schultern. »Sind halt Zwillinge.«
Sie ließen Jim vor dem Kamin schlafen und gingen in den Flur.
»Wo sollen wir anfangen?«, fragte Claire.
Percy dachte kurz nach und erklärte dann: »Also, als wir letzte Woche alle geglaubt haben, dass Brenda tot im Keller liegt, hat uns doch eure Mutter in den Wintergarten gelotst, um uns auf die Ankunft von Tante Agatha aus London vorzubereiten. Dann seid ihr in eure Zimmer zurück, um euch umzuziehen, und ich wollte mit einem der Haustelefone meine Eltern im Wirtschaftsflügel anrufen. Ihr meintet, dass rechts durch die Tür ein Apparat wäre …«
»Dann beginnen wir doch unsere Suche oben im Wintergarten. « Linda schob Percy vor sich her. »Nun mal los. Ein bisschen mehr Begeisterung, schließlich ist die Knochenbande gerade auf einer heißen Spur.«
Als sie den Wintergarten erreicht hatten, malte John mit einem Stück Kreide aus seinem Murmelbeutel einen Kreis auf die Dielenbretter, und jeder von ihnen legte zwei kleine Murmeln in dessen Mitte. Als Startposition wählten sie die Kante eines Läufers, der vor den drei Türen lag.
»Durch welche bist du damals gegangen?«, fragte Linda.
»Durch die rechte«, sagte Percy leise, obwohl sich bis jetzt keiner ihrer Verwandten hatte blicken lassen.
»Gut«, sagte Claire schnell. »Dann wollen wir uns mal die Gänge entlangmurmeln.«
Kaum betraten sie den Korridor, umfing Percy der muffige Geruch, an den er sich noch zu gut erinnern konnte. Auch diesmal hatte er sofort wieder das Gefühl, unter Wasser zu sein, weil der dicke Teppich fast alle Geräusche verschluckte. Zunächst war Percy sich noch relativ sicher, welchen Weg er genommen hatte. Doch nachdem er einmal links abgebogen war und eine Treppe nach unten gewählt hatte, blieb er abrupt stehen. »Ich weiß nicht mehr genau, wie ich von hier aus weitergelaufen bin …«
»Ein Gedächtnis von zwölf bis Mittag.« Claire zwinkerte ihm zu, um deutlich zu machen, dass sie es nicht so meinte. »Du warst wahrscheinlich etwas durcheinander. Auch abgebrühte Gruselgeschichtenleser wie du bekommen nicht jeden Tag eine tote Köchin zu sehen.«
Percy nickte benommen. Er fühlte sich von Minute zu Minute elender. Einerseits, weil sein Widerstreben, die anderen zu den geheimen Räumen hinter der Tapetentür zu führen, immer größer wurde – und andererseits, weil er sich eben dieses Widerstreben nicht erklären konnte. Zunächst hatte er einfach angenommen, dass er Angst davor hatte, die Räume mit dem Sarkophag und der Mumie erneut zu betreten, aber jetzt wurde ihm klar, dass es etwas anderes war. Irgendetwas
in ihm
wollte, dass die Geheimräume auch geheim blieben.
»Was habt
ihr
denn hier zu suchen?«
Percy wurde von Lord Eric aus seinen Gedanken gerissen, der mit einem riesigen Hirschgeweih auf dem Arm aus einer Seitentür des Flurs kam. Es war ihm sichtlich unangenehm, die Kinder anzutreffen.
»John hat meine Murmeln hier irgendwo hingekickt«, sagte Claire und kroch vor Percy auf dem Boden herum. Sie musste sich blitzschnell fallen gelassen haben, als Onkel Eric die Tür geöffnet hatte.
»Ach, da ist sie ja.« Sie hielt eine grüne Murmel in die Luft.
»Und was machst du hier?«, fragte Claire. »Ist das nicht genau so ein Hirschgeweih, wie es Onkel Monty für seinen Film braucht?«
»Das geht dich gar nichts an.« Als Claire Onkel Monty erwähnte, machte Lord Eric ein Gesicht, als hätte ihn der Hirsch gerade mit einer Geweihspitze in den Hintern gepikt. Dann drehte er sich um, bugsierte die unhandliche Jagdtrophäe durch eine Tür am Ende des Gangs und schlug diese hinter sich zu.
Claire und Percy sahen sich an.
»Da will wohl einer die Dreharbeiten sabotieren«, kicherte Claire.
Um ihre Tarnung nicht auffliegen zu lassen, begannen sie ein neues Murmelspiel, während Percy eine Weile ratlos in der Mitte des Flurs stand. Schließlich ging er zur nächsten Treppe und spähte in die stickige Dunkelheit des langen Korridors, den er letzten Sonntag allein entlanggeirrt war und der in ein Gewirr von weiteren Gängen führte.
»Aha, also hier geht’s lang«, sagte Claire, die plötzlich hinter ihm stand. Percy bekam einen solchen Schreck, dass er beinahe die Treppe
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