Percy Pumpkin 02 - Der Mumienspuk
konntest?«, fragte Claire hinter ihm.
Percy sah sich nervös um und begann, die Regale abzusuchen. Eigentlich war er sich ganz sicher gewesen, dass das Buch mit dem Schakalkopf in dem schmalen Bücherschrank gleich hinter dem Durchgang gestanden hatte.
»Ich kann es nicht finden«, sagte er und zog einen Band nach dem anderen hervor. »Die Bücher hier haben entweder etwas mit Pferden oder mit Rosen zu tun …«
»Scheint mir keine besonders außergewöhnliche Bibliothek zu sein, für einen englischen Haushalt.« Claire ließ ihren Blick umherschweifen.
»Jemand muss die Bücher ausgetauscht haben.« Percys Herz hämmerte jetzt noch stärker. »Als ich hier war, standen auch noch andere merkwürdige Bücher im Regal. Da, wo jetzt die Pferdebücher sind. Auf dem einen war zum Beispiel ein Totenkopf abgebildet, aus dessen Augenhöhlen so etwas wie Strahlen kamen.«
Claire nickte. »Jemand scheint nach deinem letzten Besuch ziemlich aufgeräumt zu haben. Möchte bloß wissen, was hinter diesem ganzen Zauber steckt.«
Sie ging in den nächsten Raum und schaute um die Ecke. »War hier der Sarkophag?«
»Nein, zwei Räume weiter«, sagte Percy.
»Dann wollen wir doch mal sehen, ob der auch beim Staubwischen entfernt wurde.« Sie nahm Percys Hand und sah ihm in die Augen. Percy wurde rot und senkte den Blick.
»Brauchst nicht gleich anzulaufen wie eine Tomate.« Claire kitzelte ihn mit den Fingern am Handrücken. »Ich wollte nur mal fühlen, ob sich dein Kribbeln auch auf andere überträgt. Ist es jetzt besonders stark?«
Percy schüttelte den Kopf. »Vorhin war es das, kurz bevor wir die Tapetentür gefunden haben. Aber jetzt ist es weg.«
»Merkwürdig«, sagte Claire. »Vielleicht ist die Kribbel-Energie aufgebraucht.«
»Wie meinst du das?«
»Weiß ich auch nicht so genau.« Neugierig musterte Claire die Wände und Möbel in dem Raum. »So ähnlich wie bei einer Aufziehpuppe vielleicht. Die noch einmal richtig doll herumzappelt, bevor sie schlappmacht.«
»Meine Arme haben vorhin wirklich herumgezappelt«, sagte Percy. »Als ob sie gar nicht mehr zu meinem Körper gehörten.«
Claire kniff ihn aufgeregt in die Seite und hinderte ihn am Weitersprechen. »Meine Güte, das gibt es doch gar nicht! Schau mal, da!«
Sie zeigte auf das kleine Ölgemälde, das Percy schon bei seinem ersten Besuch aufgefallen war.
»Das ist doch deine Mutter!«, rief sie.
»Na ja«, meinte Percy und folgte Claire zu dem Bild. »Ich denke, dass das wohl eher
deine
Mutter ist …«
»Ach Quatsch«, sagte Claire. »Das ist Tante Leonore.
Meine
Mutter hat grüne Augen und Tante Leo blaue – und
so
ähnlich sehen sie sich nun auch wieder nicht. Das ist
deine
Mutter, gar kein Zweifel.«
»Du hast recht.« Percy ging noch einen Schritt näher an das Bild heran. »Als ich das erste Mal hier war, bin ich wohl ganz automatisch davon ausgegangen, dass es nur deine Mutter sein
kann
, denn wie sollte …«
»Ganz genau«, unterbrach ihn seine Cousine. »Wie sollte! Mensch, Percy, merkst du denn gar nicht, dass wir dem Geheimnis ganz dicht auf der Spur sind? Onkel Allan war verliebt in deine Mutter!« Sie zwinkerte Percy zu. »So ein Porträt hängt man sich nicht in seine Privaträume, wenn man nicht verliebt ist.«
Schlagartig erlosch das Licht in dem Raum. Durch das schmale Fenster mit den schweren Samtvorhängen fiel noch ein wenig trübes Tageslicht, aber das machte die plötzliche Dunkelheit nur noch unheimlicher. Eine finstere Gestalt war in dem Durchgang zum nächsten Raum erschienen.
»Die Mumie!«, schrie Percy entsetzt. Er packte Claire am Arm und wollte mit ihr zurück ins Arbeitszimmer fliehen.
»Das ist doch nur Onkel Monty«, winkte seine Cousine ab und raunte ihm zu: »Scheint beim Rumschnüffeln im Schloss auch auf die Geheimräume gestoßen zu sein.«
Dann wandte sie sich an die Gestalt. »Falls du hier nach dem Geweih suchst, bist du auf der falschen Fährte. Den Zwölfender hat Onkel Eric irgendwo oben im dritten Stock versteckt.«
Die Mumie blieb stocksteif stehen und starrte Percy und Claire wortlos an. Percy entspannte sich wieder ein wenig, aber sein Herz hämmerte weiter wie verrückt.
»Wo dreht ihr denn nun den Film?«, fragte Claire und ging auf ihren Onkel zu, der sich noch immer nicht rührte.
Percy bemerkte, dass die Mumie langsam ihren rechten Arm hob, von dem sich einige Stofffetzen gelöst hatten. Ihre Hand ruckelte nach vorne und für einen kurzen Moment blitzte eine Klinge auf. Sie zielte
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