Percy Pumpkin 02 - Der Mumienspuk
Wenn er jetzt hinabrutschte, waren sie alle verloren. Er würde es nicht noch ein zweites Mal bis hierher schaffen.
Verzweifelt versuchte Percy, neuen Halt zu finden, aber vergebens. Gerade als er begann, langsam, aber stetig nach unten zu gleiten, traf seine rechte Hand auf einen Griff in der Schachtdecke. Er hielt sich daran fest, tastete mit der anderen Hand nach vorne und fand auch dort einen Griff. Er war auf eine Leiter gestoßen! Mit neuem Mut hangelte er sich an den Sprossen nach oben.
Plötzlich stieß er mit dem Kopf an etwas Hartes. Das musste die Falltür sein! Percy hatte das Ende der Rutsche schneller erreicht als gedacht. Aber wie sollte er die Klappe öffnen? Und was, wenn er sich geirrt hatte und er gar nicht auf dem Flur mit dem Feuerwehrschlauch herauskam? Bis er dann Hilfe geholt hätte, wären die anderen längst erstickt. Oder verbrannt. Oder beides.
Er fischte Onkel Adalberts Messer aus der Hosentasche, ließ die Klinge herausfahren und stocherte damit wie besessen am Rand der Klappe herum. Und wieder hatte er Glück. Nach drei vergeblichen Versuchen traf er auf den Sperrriegel, der sich erstaunlich leicht zur Seite schieben ließ, und die Falltür über ihm schwang auf.
Hustend und keuchend zog er sich auf den Gang. Neben sich erblickte er die schwarze Ritterrüstung auf dem roten Sockel. Seine Theorie über die Geheimrutschen hatte gestimmt.
Er atmete tief durch und rappelte sich auf. Hastig zog er den Schlauch aus dem Wandschrank, rief »Wasser marsch!« in die Stille des Flurs und drehte den Hahn auf. Nichts geschah!
Percy starrte fassungslos auf das Strahlrohr am Ende des Schlauchs, aus dem es nicht einmal tröpfelte. Von unten drangen die Schreie seiner Freunde zu ihm herauf. Er konnte ihre Worte nicht verstehen, aber das war auch gar nicht nötig. Er wusste, dass er sie nicht mehr würde retten können.
Percy schlug vor Wut und Enttäuschung mit der Faust gegen den Wasserhahn. Plötzlich hörte er ein lautes Knacken, und aus dem Strahlrohr schoss mit solcher Gewalt Wasser hervor, dass ihm der Schlauch aus der Hand glitt. Wie eine verrückt gewordene Schlange zischte der inzwischen pralle Feuerwehrschlauch am Boden hin und her. Percys Hände zitterten vor Anstrengung, während er versuchte, den Wasserstrahl durch die Falltür zu lenken.
Schließlich hatte er Erfolg. Kurz darauf hörte er von unten wieder Schreie, aber diesmal waren es Jubelrufe.
Percy atmete tief ein und hielt die Luft an. Dann ließ er sich die Rutsche hinuntergleiten. In einem zischenden Gemisch aus Qualm und Wasser sauste er hinab und landete kurz darauf auf dem Bücherschrank. Sofort fing er an, den Wasserstrahl auf die Flammen zu lenken. Der ganze Raum brannte lichterloh, nur zu der Tapetentür und in die Ecke, in die er die Bücher geworfen hatte, waren die Flammen noch nicht vorgedrungen. Dort standen Claire, Linda, John und Jim. Sie winkten ihm erleichtert zu, während er seinen Kampf gegen das Feuer aufnahm. Und als Percy Onkel Monty mit dem Wasserstrahl am Kopf traf, bemerkte auch der endlich, dass seine Rettung aus einer ganz anderen Richtung kam, und hörte abrupt mit dem Hämmern und Wimmern auf.
Auf einmal öffnete sich die Tapetentür und Onkel Tobys erschrockenes Gesicht starrte zu ihnen herein.
»Mon Dieu, mon Dieu«
, sagte er und sein Schnurrbart zitterte wie noch nie. »Ich habe doch gleich gesagt, dass es hier nicht nur nach verbranntem Schokoladenpudding riecht!«
»Wer von euch ist auf die Idee gekommen, Detektiv zu spielen? Raus mit der Sprache!« Lord Darkmoor sah die Kinder der Reihe nach streng an. Er hielt seine Pfeife in der Hand, aber sie war nicht angezündet – ein schlechtes Zeichen.
»Der ist
richtig
sauer«, flüsterte Claire Percy ins Ohr.
Linda versuchte es mit einem Gegenangriff. »Wir haben es einzig und allein Percy zu verdanken, dass nicht das ganze Schloss in Flammen aufgegangen ist«, sagte sie mit vor der Brust verschränkten Armen und einem Blick, der mindestens ebenso zornig war wie der ihres Vaters.
»Ihr habt euch in Lebensgefahr gebracht, weil ihr wieder nicht auf mich gehört habt«, erwiderte Lord Darkmoor.
Er ging vor Percy, Claire, Linda und John auf und ab. Sie saßen frisch gebadet und umgezogen im Büro des Familienoberhaupts. Jim war mit Brenda draußen im Park. Es hatte zwar wieder heftig zu schneien angefangen, aber der Hund musste natürlich trotzdem ausgeführt werden.
»Auch Samuel Jackberry hat euch gewarnt«, fuhr Lord Darkmoor fort. »Hat
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