Percy Pumpkin (Bd. 3) - Fluch der Toteninsel (German Edition)
Extraeinladung?«, flüsterte sie. »Nichts wie weg!«
John kletterte nun ebenfalls hinter der Holzkiste hervor, lief aber nicht zu Linda, sondern schien wie magisch von den Hühnerschenkeln auf dem Tisch angezogen zu werden.
»Nein«, sagte Percy mit entschlossener Stimme. Er behielt die Küchentür argwöhnisch im Auge, doch sein Onkel hatte es offensichtlich nicht eilig, wieder aufzutauchen. »Ich
muss
jetzt wissen, was das alles zu bedeuten hat. Und da uns Onkel Ernie bislang nichts getan hat, wird er das während des Essens vermutlich auch nicht tun.«
»Sieht lecker aus, das Essen«, sagte John und schielte auf die Platte.
Doch Linda schüttelte ärgerlich den Kopf. »Habt ihr noch alle Tassen im Schrank? Der Typ ist ein
gemeingefährlicher
Irrer, ist euch das nicht klar?«
»Doch«, sagte Percy. »Natürlich. Mit Onkel Ernie stimmt irgendetwas nicht. Aber wir …«
»… können nicht verschwinden, bevor wir nicht herausgefunden haben, was hier gespielt wird«, vollendete Claire seinen Satz.
Linda sah so aus, als ob sie ihrer Schwester und den beiden Jungen am liebsten ein paar Ohrfeigen verpasst hätte. Aber dann seufzte sie und sagte resigniert: »Okay, wir essen jetzt jeder so einen Hühnerschenkel und versuchen, diese merkwürdige Gestalt auszuhorchen. Aber sobald es brenzlig wird, hauen wir ab!«
»Ja, klar«, versprach Claire.
Linda nickte und zog Jim zum Esstisch, dessen Fell sich immer noch sträubte.
»Von dir hätte ich mehr Unterstützung in der Sache erwartet «, flüsterte sie dabei John zu. »Aber sobald dir etwas zu futtern vor die Nase gesetzt wird, schaltet sich dein Verstand wohl schlagartig aus.«
»Pssst«, machte Percy. »Onkel Ernie kommt zurück. Am besten, ihr lasst
mich
mit ihm reden. Ich habe mal in einem Buch gelesen, wie man mit Irren umgeht.«
»Kann mir schon denken, was das für ein Buch war«, murmelte Linda.
»Der Schlitzer mit dem irren Blick
oder so etwas in der Richtung.«
Eine Antwort musste Percy ihr schuldig bleiben, denn tatsächlich betrat sein Onkel eine Sekunde später den Raum. Er trug ein zweites Tablett herein, auf dem mehrere kleine Cola-Flaschen standen. Daneben lagen Servietten und Bestecke. Percy bemerkte stirnrunzelnd, dass er hinkte, was er früher nicht getan hatte.
»Aber doch nicht mit den Händen!«, schimpfte Onkel Ernie und bedachte John mit einem strengen Blick.
Percy drehte seinen Kopf zur Seite und sah gerade noch, wie sein Cousin die ausgestreckte Hand blitzschnell zurückzog.
»Fröhliche Weihnachten«, dröhnte Onkel Ernies Stimme plötzlich in einer viel tieferen Tonlage, sodass er sich anhörte wie ein italienischer Opernsänger. Und tatsächlich trällerte er kurz darauf auch noch los, während er die Cola-Flaschen und das Besteck verteilte. Erst gab er »Jingle Bells« zum Besten und dann auch noch »We Wish You a Merry Christmas«.
Claire warf Percy einen durchdringenden Blick zu, als wollte sie sagen: »Wenn wir uns da mal nicht zu viel vorgenommen haben …«
Percy wischte sich kleine Schweißperlen von der Stirn. Dann räusperte er sich und sagte: »Äh, Onkel Ernie, wollen wir uns nicht erst einmal alle setzen?«
»Natürlich wollen wir das!« Onkel Ernie machte wieder einen kleinen Hopser in die Luft, dann ließ er sich auf einen Stuhl fallen.
Die Zwillinge, Percy und John nahmen ebenfalls Platz und Linda griff sofort nach einem Hühnerschenkel.
Auch Percy spürte nun, dass er unglaublichen Hunger hatte, und obwohl er krampfhaft nachgrübelte, wie er Onkel Ernie am besten ansprechen sollte, säbelte er sich zuerst ein Stückchen Fleisch vom Knochen und steckte es sich in den Mund. Es war ziemlich lecker – allerdings konnte er nicht sagen, ob das wirklich an der Zubereitung lag, denn sein Onkel hatte dem Essen eine Überdosis Worcestershire-Sauce verpasst, und sie war eigentlich alles, was man schmeckte.
Jim legte seinen Kopf auf Percys Bein und fiepte kläglich.
»Vorsicht mit den Schenkeln«, mahnte Onkel Ernie. »Für Hunde sind Hühnerknochen oft zu spitz. Nicht, dass eurem Wauwau noch etwas passiert.«
Bei dem Wort »passiert« grinste er wieder über beide Ohren und Percys Appetit war von einer Sekunde zur nächsten wie weggeblasen. Eine nervöse Übelkeit stieg in ihm auf, und er umklammerte den Griff seines Messers so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. »Ist doch toll, dass wir jetzt doch noch für ein gemeinsames Weihnachtsessen zusammenkommen«, zwang er sich trotzdem, so sorglos wie möglich
Weitere Kostenlose Bücher