Percy Pumpkin (Bd. 3) - Fluch der Toteninsel (German Edition)
sagte sie und stieß einen erleichterten Seufzer aus. Die anderen folgten ihr.
Tatsächlich hätte der Kontrast zwischen dem Raum, in den sie nun kamen, und der Halle, die sie eben verlassen hatten, nicht größer sein können. Vor ihnen lag ein behaglich eingerichtetes Zimmer, dessen Wände mit dunklem Teak-Holz getäfelt waren. Links und rechts von einem gemauerten Kamin hingen Ölgemälde, die Segelschiffe und Meeresansichten zeigten, und gerade als die Kinder eintraten, schlug eine runde Uhr aus Messing die volle Stunde. Über einem langen Esstisch war ein Kronleuchter befestigt, dessen Glühlampen auf die Speichen eines alten Schiffssteuerrads montiert waren, und im hinteren Teil des Raums stand eine Sitzgruppe aus Sesseln und Stühlen um einen kleinen Teetisch, mit einer großen Seemannskiste dahinter.
Vorsichtig näherten sich die Kinder dem Kamin. Die Wärme des Feuers und die behagliche Einrichtung sorgten dafür, dass sie sich augenblicklich besser fühlten.
»Und wo ist der Masken-Mann nun abgeblieben?«, flüsterte Linda und zog ihre Winterjacke aus. Percy und John folgten ihrem Beispiel.
»Vielleicht in der Küche«, wisperte Claire. »Teller und Besteck holen.« Sie wollte ihre Jacke ebenfalls abstreifen, als auf einmal ein lautes Klappern ertönte.
Alle zuckten zusammen und machten zugleich einen Satz zur Seite. Sie konnten sich gerade noch rechtzeitig hinter die große Seemannskiste ducken, bevor Piggy durch eine in der Täfelung versteckte Tür den Raum betrat. Er hatte seine Schweinsmaske abgenommen, aber weder die Zwillinge noch John oder Percy konnten sich auf sein Gesicht konzentrieren. Sie hatten nur Augen für die beiden großen Tranchiermesser, die er gegeneinanderrieb, um sie zu wetzen. Dabei brummte er mit einer tiefen Stimme vor sich hin: »Erst sind die Beine dran. Schöne, saftige Schenkel …«
Percy drehte den Kopf zur Seite und warf den anderen einen fragenden Blick zu.
»Das ist ein Menschenfresser«, keuchte John. »Wir sind einem Menschenfresser in die Falle gegangen.«
»Das kann einfach nicht sein«, sagte Percy, aber er war inzwischen selbst nicht mehr überzeugt, dass Piggy ihnen nichts antun würde.
»Saftige Beinchen, schön kross gebraten«, wiederholte der Mann.
»Er kommt direkt auf uns zu«, flüsterte Linda.
»Was machen wir denn jetzt?«, fragte Percy. Er hatte mit allem Möglichen gerechnet, aber nicht
damit
.
»Was wohl?«, zischte Claire. »Meinst du, ich lasse mich verspeisen? Wir müssen uns verteidigen!«
»Der geht an uns vorbei«, stellte John verwundert fest.
Tatsächlich hatte Piggy die Truhe mit der dahinter versteckten Knochenbande keines Blickes gewürdigt, sondern war direkt auf eine Tür zugelaufen, die sich schräg hinter ihrem Versteck befand. Er klemmte sich die Tranchiermesser unter den Arm, öffnete die Tür und verschwand.
»Nichts wie raus hier«, flüsterte Percy, aber gerade, als er aufspringen wollte, steckte Piggy seinen Kopf wieder ins Zimmer.
»Wollt ihr auch was?«, fragte er und kicherte.
Percy spürte, wie sein Magen sich zusammenzog. Er kannte den Mann, der ihn mit einem viel zu breiten Grinsen anstarrte. Er kannte ihn sogar sehr gut.
»Was sollen wir wollen?«, fragte Claire, die hinter Percy hockte und seine weit aufgerissenen Augen nicht sah.
»Na, etwas zu essen«, sagte der Mann. Er bleckte die Zähne und sah aus wie ein durchgedrehter Zirkusdirektor. »Leckere Hühnerschenkel. Lecker Happi-Happi, eigentlich ist es ja mitten in der Nacht, aber mir ist trotzdem nach etwas Herzhaftem zumute, euch nicht? Schön gesalzen muss es sein, fein, fein, fein.«
Während er noch mehrmals das Wort »fein« wiederholte, verschwand er hinter der Tür, wo sich offenbar eine Küche befand.
»Ich glaub, mich laust der Affe«, sagte Linda.
»Heiliger Bimbam«, sagte Claire.
»Wisst ihr, wer das ist?«, fragte Percy.
»Ja«, sagte John. »Der größte Spinner, dem ich je begegnet bin. Habt ihr gesehen, wie der gegrinst hat? Wie jemand, der …«
»Das meine ich nicht«, unterbrach Percy ihn.
John hörte auf zu reden und schaute seinen Cousin besorgt an. Auch die Zwillinge hatten inzwischen den verstörten Ausdruck in Percys Gesicht bemerkt.
»Alles in Ordnung?«, fragte Claire.
»Nein«, erwiderte Percy. »Hier ist gar nichts in Ordnung. Ich kenne den Mann.«
»
Was?
«, riefen die Zwillinge und John gleichzeitig.
Percy schloss die Augen und nickte. »Es ist Onkel Ernie«, sagte er mit gebrochener Stimme.
»Hier kommt Onkel
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