Percy Pumpkin (Bd. 3) - Fluch der Toteninsel (German Edition)
Linien tanzten vor seinen Augen. »Dann mach du es doch besser«, murmelte er unwirsch. Ihm war kalt, und er wollte jetzt endlich zu Onkel Adalbert, damit sie etwas unternehmen konnten, um seine Eltern zu retten. Und vor allen Dingen wollte er aus diesem schrecklichen Ostflügel heraus.
»Mach ich auch«, sagte Linda gereizt. Ihre Hände zitterten, als sie sich die Karte vor die Nase hielt.
»Aber so wird das nichts«, mischte sich nun John ein. Er strich fröstelnd über seine Arme. »Du hältst die Karte falsch rum.«
»Quatsch«, sagte Linda und drehte das Pergament um. Dann warf sie John einen wütenden Blick zu. »Kannst du mal mit deinem Gezappel aufhören? Du machst einen damit ganz nervös.«
»Mir ist kalt!«, sagte John.
»Ich denke, Dicke frieren nicht so schnell«, erwiderte Linda leise, aber nicht leise genug.
»Ich kann diese dämlichen Witze nicht mehr hören«, sagte John und wollte die Karte zu sich ziehen. Dabei riss sie oben ein.
»Pass doch auf!«, beschwerte sich Linda.
»Pass
du
doch auf«, blaffte John sie an. »Das ist
deine
Schuld!
Ich
lese jetzt die Karte.«
»Mach doch, was du willst!«, rief Linda. »Ich habe keine Lust mehr auf dieses ziellose Herumgerenne.«
»Wieso ziellos?«, fragte Percy und erschrak selbst über seinen aggressiven Tonfall. »Ich denke, wir haben ein Ziel. Wir kommen dort bloß nicht an.«
»Selbstverständlich kommen wir an«, meinte John. »Aber vielleicht könnte Jim mal ein bisschen weniger laut bellen. Bei dem Krach hier kann man sich ja überhaupt nicht konzentrieren.«
»Jim bellt nicht laut«, entgegnete Percy. »Wahrscheinlich muss er einfach mal vor die Tür.« Trotzdem beugte er sich zu seinem Hund herunter, sagte »Aus!« und kraulte ihn dann fahrig hinter den Ohren.
»Du könntest ruhig etwas liebevoller mit ihm umgehen«, sagte Linda.
Claire nickte zustimmend. »Das arme Tier kann doch nichts dafür, dass du die Karte nicht richtig gelesen hast. Jim hat schon genug durchgemacht.«
Percy hatte Jim eigentlich etwas Beruhigendes ins Ohr flüstern wollen und ärgerte sich über sich selbst. »Ihr braucht mir ganz bestimmt nicht zu sagen, was Jim schon alles durchgemacht hat«, zischte er, während sie den Raum mit dem zugemauerten Kamin wieder verließen. »Das weiß ich
selbst.«
»Stopp!«, rief John hinter ihnen. »Wir gehen nicht zurück. Wir nehmen die Tür da vorn. Durch die kommen wir zu diesem Gang hier.« Er tippte mit dem Knöchel seines Zeigefingers auf die Karte. »Das ist eine Abkürzung.«
»Abkürzung hört sich doch gut an«, meinte Claire, warf Percy dabei aber einen unfreundlichen Blick zu – jedenfalls kam es ihm so vor.
Percy und die Zwillinge folgten John in einen schmalen Gang mit vergilbten Tapeten an den Wänden. Er wurde nur von dem Licht erhellt, das durch die offene Tür des Kaminzimmers drang.
»Gibt es hier keinen Lichtschalter?«, fragte Percy.
»Sieht nicht so aus«, erwiderte Linda. Sie suchte die Wände ab und verschwand dann plötzlich in der Dunkelheit.
»Komm zurück«, rief John. »Das ist die falsche Richtung.«
»Was nützt uns die richtige Richtung, wenn wir die Hand vor Augen nicht sehen«, rief Linda zurück.
»Jetzt stell dich doch nicht so an«, sagte Claire. »Bis du einen Lichtschalter gefunden hast, lässt der Osterhase hartgekochte Eier den Hügel runterrollen.«
»Wer stellt sich hier denn bitte an?« Linda tauchte wieder auf und kratzte mit ihren Fingernägeln ärgerlich über die alte Tapete.
»Muss das sein?«, fragte Percy, dem sich bei dem Geräusch die Nackenhaare aufstellten.
»Stört es dich?«, kam Lindas Gegenfrage.
»Von mir aus kannst du hier so viele Tapeten von den Wänden schaben, wie du willst«, antwortete Percy so gereizt, dass ihm seine eigene Stimme fremd vorkam. »Es hat mich bloß an diese elektrische Gliederpuppe erinnert, die es letzte Woche auf mich abgesehen hatte, hast du das schon vergessen?«
»Ganz bestimmt nicht«, entgegnete Linda kühl. »Wie könnte ich je vergessen, dass unserem kleinen Prinzen der Hosenboden stramm gezogen werden sollte, während wir anderen damit beschäftigt waren, Rosinenkuchen zu essen und Kissen zu besticken.« Sie stürmte an Percy, Claire und John vorbei und verschwand auf der anderen Seite des Flurs in der Finsternis.
»Blöde Ziege«, flüsterte John und folgte ihr. Dabei stolperte er, weil ihm Claire ein Bein gestellt hatte. »Blöder Teppich«, murmelte er, da er wegen der Dunkelheit den Fußbodenbelag für den
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