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Perdido - Das Amulett des Kartenmachers

Titel: Perdido - Das Amulett des Kartenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Stevens
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möchte nicht, dass ihr alle rumsteht und trinkt, und ich finde, wo er recht hat, hat er recht. Setzt euch doch zum Saufen einfach aufs Deck.«
    »Ein dreifaches Hurra auf den Admiral«, rief jemand. Unter allgemeinem Jubel ließen sich die Männer aufs Deck plumpsen.
    Das war zwar nicht ganz das, was Rupert beabsichtigt hatte, aber es schmeichelte ihm, dass er sich bei seiner Besatzung dermaßen beliebt gemacht hatte, und so ließ er die Angelegenheit auf sich beruhen.
    »Ach, übrigens, Matrose Muddel«, fuhr er fort, »wofür sind eigentlich die Hühner gut?«
    »Für die Eier«, antwortete Oliver Muddel schmunzelnd. »Die Männer essen gern Eier zum Frühstück. Das verleiht ihnen Bärenkräfte.«
    »Schön und gut, aber ich dulde keine Faulheit, verstanden? Ihre Leute mögen ihre Humpen meinetwegen austrinken, aber in zehn Minuten will ich sie zur Lagebesprechung in Zweierreihen vor mir stehen sehen.«

    Eine Stunde danach schlurfte ein wüster Haufen Seeleute aufs Hauptdeck. Walter und Hugo standen geschniegelt auf der Steuerbordseite, Rupert erschien oben im Heck und nahm seine Besatzung in Augenschein. Sein Gesicht war frisch gepudert, sein Hut mit einem aufwendigen Kunstwerk aus knallbunten Federn geschmückt.
    »Hat der ’nen Papagei auf dem Hut sitzen?«, raunte ein Matrose, worauf die anderen in hemmungsloses Gekicher ausbrachen.
    Rupert warf sich in die Brust und strich sich mit dem angewinkelten Zeigefinger das Schnurrbärtchen.
    »Männer!«, hob er an. »Als euer Admiral möchte ich euch davon in Kenntnis setzen, wie ich mir unsere Entdeckungsfahrt vorstelle. In einer Stunde segeln wir los. Wir schlagen zunächst einen westlichen Kurs ein und dann …« Rupert merkte mit einem Mal, dass sich sein Plan damit bereits erschöpft hatte. Er rang nach Worten: »… dann werden wir einen nagelneuen Erdteil entdecken. Oder ein unbekanntes Land. Oder eine Insel … oder so.«
    Als die Besatzung wieder davonschlurfte, ärgerte sich Rupert, dass er seine Ansprache nicht besser vorbereitet hatte.
    Das Schiff legte um zwei Uhr nachmittags ab. Oliver Muddel stand am Steuer, während die Mannschaft die Leinen einholte und die Segel setzte. Rupert hatte sich im Bug aufgebaut und spähte demonstrativ durch sein Fernrohr. Doch bald wurden ihm die Arme lahm. Er setzte das Fernrohr ab, stemmte die Hände in die Hüften und setzte eine entschlossene Miene auf, wobei er sich dann und wann den Schnurrbart strich.
    Walter und Hugo standen auf dem Oberdeck im Heck des Schiffes und sahen zu, wie England immer kleiner wurde. Als Hugo die Küste nicht mehr erkennen konnte, wurde er abermals von Furcht gepackt. Er hatte England noch nie verlassen. Walter legte ihm die Hand auf die Schulter und zog ihn an sich.
    »Keine Bange, Hugo. Der Heimat passiert nichts, bis wir wieder da sind. Jetzt wollen wir aber mal unsere Karten vorbereiten.«
    Unten in der Kajüte breiteten sie eine riesige Karte auf dem Eichenfußboden aus. Ganz rechts war der allerwestlichste Rand Europas eingezeichnet. Sonst war das Blatt bis auf ein feines Gitter aus großen Rechtecken leer.
    »Glaubst du, dass wir irgendwann auf Land stoßen, Onkel Walter?«, fragte Hugo und setzte vorsichtig einen Stechzirkel auf die Karte.
    »Das wird sich zeigen. Aber wir müssen einen klaren Kopf behalten. Ich könnte mir denken, dass die Besatzung unsere Unterstützung beim Navigieren brauchen wird, um sich auf dem Meer zurechtzufinden!«

    Als Walter und Hugo nach einer Weile wieder hochgingen, begegneten sie Rupert, der im Bug auf und ab schlenderte. Er zog sein Fernrohr aus und schob es wieder zusammen und gab sich überhaupt Mühe, einen äußerst beschäftigten Eindruck zu machen.
    »Irgendwelche Änderungen bezüglich Ihrer Pläne, Admiral?«, erkundigte sich Walter.
    »Mitnichten! Der geplante Plan wurde mit sorgfältiger Planung geplant. Es besteht kein Anlass, etwas daran zu ändern.«
    »Verstehe«, sagte Walter taktvoll.
    »Warum segeln wir dann nach Süden?«, fragte Hugo weniger taktvoll. »Haben Sie nicht vorhin gesagt, Ihr Plan sieht vor, dass wir nach Westen fahren?«
    »Sei nicht albern, Kleiner!«, blaffte Rupert. »Wie kommst du drauf, dass wir nach Süden segeln?«
    »Weil da drüben die Sonne untergeht.« Hugo deutete nach Steuerbord, wo am Himmel rötliches Licht durch die Abendwolken sickerte.
    »Das sehe ich!«
    »Wenn die Sonne zu unserer Rechten untergeht, segeln wir aber nicht nach Westen.«
    »Was plapperst du da?«
    »Das weiß doch jeder, dass

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