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Perdido - Das Amulett des Kartenmachers

Titel: Perdido - Das Amulett des Kartenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Stevens
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Schwert sinken und schob es wieder in die Scheide auf seinem Rücken, Delfina legte Hugo die schwimmhäutige Hand auf die Schulter. »Wie hast du uns gefunden?«
    »Pigasus hat mich hergeführt«, erklärte Hugo und fühlte sich schon besser. »Und Herkules.«
    »Tatsächlich? Wo sind die beiden denn?«, wollte Snowdon wissen.
    Ehe Hugo antworten konnte, hörte er Pigasus aus dem Unterholz rufen: »Hugo! He, Hugo! Tut uns leid, dass es länger gedauert hat … Wir wurden leider aufgehalten.«
    Schon kam Pigasus auf den Hinterläufen angewatschelt. Auf den Vorderläufen balancierte er einen Berg Pfirsiche. Obendrauf hockte Herkules und mümmelte gierig.
    Pigasus’ Schnauze war mit Saft und Fruchtfleisch verschmiert.
    »Die lagen gleich da drüben unter einem Baum und ich konnte nicht widerstehen«, verkündete er und verschlang den nächsten Pfirsich, dann bot er auch Hugo einen an, einen ganz besonders braunfleckigen. »Magst du auch einen?«
    Hugo rümpfte die Nase. »Der sieht ein bisschen vergammelt aus.«
    »Ja klar!«, erwiderte Pigasus. »So schmecken sie mir am besten. Appetit auf ’nen Pfirsich, Delfina?«
    Delfina schüttelte den Kopf. »Nein danke, Pigasus. Ich mache mir nichts aus matschigem Obst.«
    Pigasus zuckte die Achseln, warf den Pfirsich in die Luft und fing ihn mit dem Maul auf. »Offenbar hast du dich schon mitmeinem neuen Freund Hugo bekannt gemacht«, sagte er und besprühte die Umstehenden dabei mit Pfirsichsaft.
    »Er behauptet, die Skavagoren hätten seinen Onkel verschleppt«, warf Snowdon ein. Für so ein Riesengeschöpf sprach er sehr leise, aber seine Stimme hatte einen grollenden Unterton. Pigasus nickte teilnahmsvoll.
    »Glaubt ihr, er ist noch am Leben?«, fragte Hugo.
    Delfina legte ihm den Arm um die Schulter. »Bevor wir uns darüber unterhalten, schauen wir uns lieber erst nach etwas Essbarem für dich um, das nicht von Maden wimmelt.«
    Snowdon brummte etwas und ging ihnen durch den Wald voran.
    »Ich glaube, er ist nicht begeistert über mein Auftauchen«, raunte Hugo Delfina zu.
    »Nimm’s nicht persönlich«, raunte sie zurück. »Wenn man ihn näher kennt, ist er ein netter Kerl, aber er ist schon länger keinem Menschen mehr begegnet.«
    »Soll das heißen, dass vor mir schon andere Menschen hier waren?«
    »Nur einer. Aber der hat unser Vertrauen missbraucht.«
    »Wie denn?«
    Delfina schüttelte lachend den Kopf. »Du fragst einem ja Löcher in den Bauch! Bestimmt erzählen dir Pigasus und Snowdon die ganze Geschichte beim Abendessen. Aber es wird bald dunkel. Wir müssen Feuer machen, ehe die Nacht anbricht, sonst bekommen wir womöglich ungebetenen Besuch.«
    »Ich dachte, hier kann einem nichts passieren, weil das Gebirge davorliegt.«
    Delfina seufzte. »Auf dieser Insel ist man nirgends ganz und gar vor bösen Überraschungen sicher.«

18. Kapitel
    H
ugo saß im Schneidersitz auf dem Boden und blickte auf den Teller in seinem Schoß. Das Abendessen bestand aus einem riesigen gebratenen Aal und einem eigenartigen Gemüse, das Pigasus aus der Erde gebuddelt hatte. Es war faustgroß und hatte eine dicke braune Schale, innen drin war es aber weich und weiß. Snowdon nannte es Kartoffel.
    »Also«, Hugo räusperte sich und stellte seinen Teller ab, »glaubt ihr, es besteht irgendeine Hoffnung, dass mein Onkel noch am Leben ist?« Er forschte in den Mienen der ums Feuer Versammelten nach einem noch so leisen Anflug von Zuversicht.
    »Pass auf, Hugo«, erwiderte Pigasus sanft, »ich erklär dir mal, wie die Skavagoren vorgehen.«
    Hugo wartete gespannt.
    »Die Skavagoren sind auf dieser Insel sozusagen das Ungeziefer. Sie fliegen nachts auf der Suche nach Beute umher, die sie in den Hedderwald schleppen können. Für gewöhnlich haben sie es eher auf Jungtiere abgesehen – darum nehme ich an, sie wollten eigentlich dich schnappen und haben versehentlich deinen Onkel erwischt.«
    Hugo schluckte schwer. »Wozu haben sie ihn in den Wald geschleppt?«
    »Weil es Feiglinge sind.« Pigasus biss kräftig in seinen Aal und sprach kauend weiter. »Die Skavagoren sind hässlich und fies, aber eins haben sie mit uns anderen Inselbewohnern gemein – sie leben in beständiger Furcht vor den Büffelogern. Sie opfern ihnen ihre ganze Beute. Wenn der Halbmond am Himmel steht, schlachten die Büffeloger alles, was sie selbst erbeutet haben, und alles, was ihnen die Skavagoren bringen. Wird ein Skavagor dabei ertappt, dass er seinen Fang selbst frisst, steht beim nächsten Festschmaus

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