Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Perdido - Das Amulett des Kartenmachers

Titel: Perdido - Das Amulett des Kartenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Stevens
Vom Netzwerk:
also alle zusammenrücken lassen?«
    »So könnte man es nennen«, erwiderte Delfina. »Wir mögen zwar alle ganz verschieden aussehen, aber wir kommen im Allgemeinen recht gut miteinander aus.«
    Herkules reckte gähnend die Pfötchen. »Ich glaub, ich leg mich aufs Ohr«, verkündete er. »Nacht, Hugo. Schlaf gut. Lass dich nicht von den fleischfressenden Wasserschnecken beißen.« Er trippelte durchs Moos und schlüpfte in einen hohlen Baumstumpf.
    »Ich geh dann mal wieder in meinen Fluss«, erklärte Delfina. »Bis morgen.«
    Als sie fort war, erklärte Pigasus Hugo, dass Delfina eine Wassernixe war und im Fluss schlafen musste, weil sie eigentlich Wasser statt Luft atmete.
    »Aber du darfst bei mir am Feuer pennen, Kumpel«, brummte Pigasus. »Ich bin todmüde und du bestimmt auch.«
    Hugo war tatsächlich fix und fertig, aber er hielt immer noch drei Marmeladenbeerkerne in der Hand. Während Pigasus es sich auf einem Laubhaufen bequem machte, scharrte Hugo verstohlen mit dem Fuß eine Kuhle in den Boden, ließ die Kerne hineinkullern und schob die lose Erde wieder drüber. Dann legte er noch seinen Tornister auf die kleine Erhebung, holte die andere Decke heraus und gesellte sich zu Pigasus auf das Laublager. Als er noch einmal zum Himmel emporblickte, gingen ihm viele Fragen durch den Kopf.
    Wo war Onkel Walter? War er wohlauf? Wer war dieser Erebus, von dem Delfina gesprochen hatte, und was war ihm seinerzeit zugestoßen? Was hatte es mit der silbernen Eichel auf sich und weshalb war sie verloren gegangen?

19. Kapitel
    A
ls Hugo die Augen aufschlug, sah er sich zwei Triefnüstern gegenüber. Im ersten Augenblick freute er sich unbändig, dass er nicht bloß geträumt hatte, er hätte sich mit einem Schwein angefreundet, das sprechen und fliegen konnte. Dann fiel ihm wieder ein, dass sein Onkel verschwunden war, und ihm wurde das Herz bleischwer.
    Pigasus schlief noch, als Delfina kam, um nach Hugo zu sehen. Ihre schimmernde Haut war noch feucht vom Flusswasser.
    »Morgen, Hugo. Wie hast du geschlafen?«, erkundigte sie sich.
    »Wie ein Murmeltier. Und du?«
    »Eher wie ein Fisch im Wasser.«
    »Hast du vielleicht Lust, mich ein bisschen herumzuführen?«, regte Hugo an, denn er wollte sich endlich richtig orientieren und sich im Kopf eine Karte der sonderbaren Insel zurechtlegen.
    »Aber ja. Komm mit.«
    Delfina führte ihn einen belaubten Pfad entlang und anschließend einen steilen Hang hinauf. Sie mussten sich an Baumwurzeln festhalten, um nicht abzurutschen. Unterwegs erzählte sie ihm, dass sie sich nur jeweils ein paar Stunden auf dem Trockenenaufhalten könne, dann müsse sie zum Atmen wieder im Wasser untertauchen. Als sie den Kopf wandte, fielen Hugo zum ersten Mal die Kiemen an ihrem Hals auf.
    Als sie den steilen Hang erklommen hatten, stieg der Boden noch weiter an, allerdings sanfter, und war bald mit saftigem Gras bewachsen. Nach einer Weile standen sie auf einer Hügelkuppe, von der aus man einen prachtvollen Blick auf den ›Schlupfwinkel‹ hatte. Die Halbinsel reichte weit ins Meer hinaus, wie ein grüner Arm, der sich nach dem blauen Himmel reckt.
    »Hier ist es so friedlich«, meinte Hugo.
    Delfina nickte. »Wenn es nur so bliebe.«
    »Du klingst nicht besonders zuversichtlich.«
    »Bin ich auch nicht.« Delfina lächelte traurig. »Diese Halbinsel ist seit vielen Jahren unsere Heimat und bis vor Kurzem war es hier immer herrlich ruhig und friedlich. Aber vorgestern hat ein Büffeloger die Klamm entdeckt. Zum Glück hat Snowdon ihn verjagt, ehe er sich ein Opfer suchen konnte. Jetzt tut Snowdon so, als sei die Sache damit erledigt, aber ich spüre, dass er uns nur beruhigen will. Wenn die Büffeloger irgendwo einen neuen Jagdgrund auftun, fackeln sie nicht lange.«
    »Warum zieht ihr dann nicht alle woanders hin?«
    »Der Schlupfwinkel ist der einzige Teil der Insel, den die Büffeloger noch nicht verwüstet haben. Sonst kann man sich hier nirgends verstecken.«
    »Und was glaubst du, wann der Büffeloger wiederkommt?«
    »Bald. Und er wird Verstärkung mitbringen. Für eine ganze Horde Büffeloger sind wir eine leichte Beute.«
    Sie schwiegen lange.
    »Eine Frage beschäftigt mich noch«, sagte Hugo schließlich. »Wie hat dieser andere Mensch euch hintergangen, und was istFürst Erebus zugestoßen und was hat es mit der silbernen Eichel auf sich?«
    »Du mogelst – das sind drei Fragen!«, entgegnete Delfina. »Aber ich glaube, ich kann alle drei mit derselben Geschichte

Weitere Kostenlose Bücher