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Perdido - Das Amulett des Kartenmachers

Titel: Perdido - Das Amulett des Kartenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Stevens
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Gestalt aus der Klamm treten, die ganz und gar nicht wie ein neuer Freund aussah. Der Ankömmling war doppelt so groß wie Pigasus, sein Fell war entschieden zottiger und er sah nicht halb so gutmütig aus.
    Hugo konnte sich vor Schreck nicht rühren. Das bärenähnliche Geschöpf trampelte über die Lichtung, ohne ihn zu bemerken. Es war etwa zweieinhalb Meter groß, ein wahrer Berg mit zottigem Silberpelz. Es besaß lange, kräftige Arme und stämmige Beine, die den ungeschlachten Körper trugen. Von dem runden Kopf standen kleine Puschelohren ab, die lange Schnauze lief in einer braunen Stupsnase aus.
    Hugo konnte die ledrigen Nüstern beben sehen. Das Tier reckte zweimal witternd die Schnauze, sträubte das Fell wie eine wütende Katze und wandte ruckartig den Kopf nach Hugo. Der Junge konnte die Augen unter den silbrigen Stirnfransen nicht erkennen, aber er wusste, dass sie auf ihn gerichtet waren. Das Untier zog die Lefzen zurück und entblößte die scharfen Fangzähne. Ein rasselndes Knurren hallte von der Felswand wider.
    War das etwa ein Büffeloger?
    Starr vor Schreck machte sich Hugo auf das Schlimmste gefasst. Gleich würde ihn das Vieh anfallen.
    Doch das Geschöpf tat nichts dergleichen, sondern langte schwerfällig mit einem Arm nach hinten über den Kopf. Die Innenflächen seiner gewaltigen Tatzen waren schwarz und ledrig, es hatte kurze, dicke Finger – eine Art Kreuzung aus Hand und Pfote. Ehe Hugo noch überlegen konnte, was es vorhatte, förderte das Tier aus einer Lederscheide auf seinem Rücken ein breites Schwert zutage. Es richtete das Schwert auf Hugo, Arm und Klinge bildeten eine gerade Linie. Die Spitze der Klinge streifte beinahe Hugos Nasenspitze.
    Leise, fast flüsternd sagte das Wesen wie im Selbstgespräch etwas wie: »Nicht schon wieder.«
    Dann packte es das Schwert mit beiden Pranken und holte aus.

17. Kapitel
    N
ICHT!«
    Hugo hörte den Ruf, wusste aber nicht, wer ihn ausgestoßen hatte. Er konnte den Blick nicht von dem Schwert wenden, das ihn jeden Augenblick zu durchbohren drohte. Dicht über dem Knauf erkannte er auf der Klinge eine eingravierte Eichel.
    »Er ist doch noch ein Kind. Er führt bestimmt nichts Böses im Schilde.«
    Hugo wagte immer noch nicht, die Waffe aus den Augen zu lassen, aber die Stimme gehörte ganz bestimmt weder Pigasus noch Herkules, sondern klang eher nach einem jungen Mädchen.
    »Wir wissen nicht, wer das ist«, knurrte der silberpelzige Riese, ohne das Schwert sinken zu lassen.
    »Warum fragst du ihn dann nicht?«, fragte das Mädchen.
    Das Untier rührte sich nicht und stellte auch keine Frage.
    Hugo traute sich, zu der näher kommenden Gestalt hinüberzuschielen.
    Er hatte sich nicht geirrt: Es war ein Mädchen. Sie war ungefähr so groß wie er, mit einem nahezu menschlichen Gesicht, nur dass sie weder Nasenlöcher noch Augenbrauen hatte. Dafürbesaß sie langes, glänzendes Haar, das ihr bis auf die Hüften fiel, und riesengroße grüne Augen. Ihre glatte Haut war hellblau wie der Himmel an einem klaren Wintertag.
    »Hallo«, sagte sie.
    »Hallo«, erwiderte Hugo und fixierte wieder angstvoll das Schwert.
    »Du brauchst dich nicht zu fürchten«, sagte das Mädchen. »Der tut dir nichts.«
    Hugo spürte, dass sie vertrauenswürdig war. Sie lächelte ihm flüchtig zu und ihre schönen Augen leuchteten wie knackige grüne Äpfel.
    »Wie heißt du?«, fragte sie.
    »Hugo.«
    »Tag, Hugo. Ich bin Delfina und das ist Snowdon.« Hugo nickte beiden zu, wobei er Snowdon weiterhin argwöhnisch im Auge behielt.
    »Wie bist du hierhergekommen?«, wollte Delfina wissen.
    »Mit einem Entdecker, auf einem Schiff.« Snowdon knurrte und ließ die Muskeln spielen, aber Delfina legte ihm die Hand auf die Pranke, was ihn zu besänftigen schien. Dabei sah Hugo, dass sie Schwimmhäute zwischen den Fingern hatte. »Der Entdecker«, fuhr er fort, »na ja, der will noch nicht mal selbst auf eure Insel kommen. Wahrscheinlich fürchtet er sich, aber vielleicht ist er auch einfach nur zu faul. Oder beides.«
    »Furchtsam und faul«, wiederholte Delfina. »Keine besonders gute Mischung für einen Entdecker.«
    Hugo feixte. »Da hast du allerdings recht. Ich glaube, er ist der unfähigste Entdecker der Welt. Er hat mich und meinen Onkel vorgeschickt, damit wir eine Karte eurer Insel anfertigen. Er hat nämlich Angst, sich hier zu verlaufen.«
    »Und wo ist dein Onkel?«
    »Den haben die Skavagoren verschleppt.« Mit einem Mal war Hugo todtraurig. Snowdon ließ sein

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