Perdido - Das Amulett des Kartenmachers
Gewässern. Mit der Zeit entstand eine Gemeinschaft, der ein gewisser Fudschi vorstand, ein entfernter Vorfahr von Fürst Erebus. Die Tierelernten, sich miteinander zu verständigen, und ließen sich am Saum des Hedderwaldes nieder. Aber eines Tages wagten sich ein paar unbedarfte Wasserschnecken in die Höhle vor, angelockt von dem Geruch, der aus dem Inneren des Berges kam. Sie krochen bis hinunter in das Labyrinth.«
»Was geschah dann?«, fragte Hugo mit gesenkter Stimme.
»Die Schnecken weckten die schlafenden Büffeloger«, erwiderte Delfina. »Es gab ein grausiges Gemetzel. Die meisten Schnecken wurden sofort gefressen oder im Höllenfeuer gebraten. Nur wenige entkamen, indem sie ihrer eigenen Schleimspur hinaus ins Freie folgten. Unseligerweise wurden sie von den Büffelogern und anderen abscheulichen unterirdischen Geschöpfen verfolgt – von Vampirkäfern und dreiköpfigen Schlangen. In jener Nacht war Halbmond. Aus diesem Grund veranstalten die Büffeloger bei jedem Halbmond ein Gelage. Um die Nacht zu feiern, in der die Wasserschnecken sie aus ihrer Gruft befreiten.«
»Und seither lebt eure Insel in beständiger Furcht?«
Delfina nickte. »Als die Sonne aufging, ertrugen die Unterweltungeheuer das Licht nicht. Die Schlangen und Käfer flohen in den dunklen Wald, die Büffeloger aber verweilten auf einer Lichtung und taten sich an ihrer reichen Beute gütlich. Dafür hat sie das Sonnenlicht nahezu blind gemacht.«
»Und was ist mit den Skavagoren?«, warf Hugo ein. »Warum dienen sie den Büffelogern?«
»Aus Feigheit. Als die Büffeloger aus dem Berg kamen, schien es, als würde kein Tier die Nacht überleben. Fudschi kämpfte wie ein wahrer Krieger, aber er konnte nicht alle seine Schützlinge retten. Die Skavagoren beschränkten ihre Verluste, indem sie die Partei der Büffeloger ergriffen.«
Hugo spürte, dass Delfina aus der Fassung gebracht war. Darum sagte er erst einmal gar nichts, sondern dachte über die Büffeloger, Pedro und die silberne Eichel nach, bis ihm der Kopf schwirrte.
»Warum hat Pedro die Eichel denn auf der Insel versteckt?«, fragte er schließlich doch. »Warum hat er sie nicht einfach in seine Tasche getan oder so?«
Delfina zuckte die Achseln. »Das weiß niemand. Es ist ein Rätsel. Genauso wie die Frage, wohin das Holzstück verschwunden ist.«
»Welches Holzstück?«, fragte Hugo.
»Habe ich das nicht erzählt? Als Pedro den Fürsten bat, ihn zu retten, zeigte er ihm ein Holzstück. Er behauptete, darauf sei das Versteck der Eichel verzeichnet. Vor seinem Tod kehrte Erebus an den Strand zurück und verbrachte seine letzten Tage damit, nach dem Holzstück zu suchen. Aber es war nicht aufzufinden. Vielleicht hat das Meer es fortgespült.«
Hugo packte sie in heller Aufregung am Arm. »Vielleicht hat das Meer das Holzstück aber auch in einen Felsspalt in der Klippe gespült, wo es seither unentdeckt liegt!«
»Sicher, das könnte auch sein«, entgegnete Delfina verwundert.
Hugo sprang auf und stürmte bergab. »Los, komm!«
»Was hast du denn auf einmal?«, fragte Delfina, rannte aber hinterher.
»Ich glaube, ich weiß, wo das Holzstück mit der Inschrift geblieben ist!«
»Wo denn?«
Hugo blieb stehen und grinste Delfina breit an. »In meinem Tornister.«
21. Kapitel
H
ugo und Delfina legten den ganzen Weg zur Lichtung im Sturmschritt zurück und hätten beinahe Snowdon umgerannt, der eben losgehen wollte, um Brennholz zu sammeln.
»Wo wart ihr denn?«, blaffte er.
»Hugo glaubt, dass er Pedros Aufzeichnungen gefunden hat!«, rief Delfina über die Schulter.
Als sie auf dem taufeuchten Gras der Lichtung schlitternd zum Stehen kamen, schlummerte Pigasus immer noch tief und fest am heruntergebrannten Lagerfeuer. Obwohl Hugo und Delfina völlig außer Atem waren, brachen sie vor lauter Aufregung in Gelächter aus.
»Wo ist dein Tornister?«, japste Delfina.
»Irgendwo hier.« Hugo sah sich suchend um.
Pigasus setzte sich laut grunzend auf und blinzelte ins helle Sonnenlicht. Das Ohr, auf dem er gelegen hatte, stand ein bisschen ab.
»Was soll der fürchterliche Lärm?«, beschwerte er sich. »Was fällt euch ein, mich so grausam früh zu wecken?«
Hugo legte den Kopf in den Nacken. Durch das Laubdachsah er die Sonne senkrecht über sich stehen. »Aber es ist fast Mittag.«
»Ach ja? Meine Güte, dann stehe ich wohl lieber auf, sonst muss ich ja hetzen, wenn ich vor dem Mittagessen noch in Ruhe frühstücken will.«
»Wir würden es nie drauf
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