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Perdido - Das Amulett des Kartenmachers

Titel: Perdido - Das Amulett des Kartenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Stevens
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das wissen!«, brummelte Snowdon.
    »Wenn ich dich nicht so gut kennen würde, Snowdon, hätte ich jetzt den Verdacht, dass es dir ganz recht ist, wenn wir die Inschrift nicht entziffern können. Ich glaube, du bist froh, dass du dich nicht in den Wald wagen musst. Ich glaube, du bist ein riesengroßer Angsthase.«
    »Blödsinn!«, schnaubte Snowdon und tat so, als fände er Delfinas Beleidigung urkomisch.
    »Du kannst die Büffeloger nicht ewig von hier fernhalten«, gab Delfina zu bedenken. »Bald werden sie in Scharen anrücken und dann kannst nicht einmal du uns noch verteidigen. Dann sind wir alle erledigt.«
    Snowdon wollte widersprechen, doch Delfina, Herkules und Hugo waren schon gegangen. Darum wandte er sich an Pigasus.
    »Hier kann uns nichts passieren«, sagte er stur.
    »Ich hoffe ja auch, dass du recht behältst, Snowdon«, erwiderte Pigasus und wiegte bekümmert den Kopf. »Das hoffe ich um unser aller willen.«

22. Kapitel
    A
m Fluss war es kühl und still. Das klare Wasser strömte träge über runde Kiesel und der Flusslauf schlängelte sich in weiten Bögen mal nach links, mal nach rechts zwischen den Bäumen hindurch.
    Delfina bat Hugo und Herkules, am Ufer zu warten, während sie Kramer suchen ging. Die beiden sahen sie in den Fluss waten, bis das Wasser ihre Hüften umspielte. Dann tauchte sie unter und war mit einem flinken Schlag der Schwimmfüße entschwunden. Nur ein paar Kreise blieben im Wasser zurück.
    »Ist Kramer ein Wassermann?«, erkundigte sich Hugo.
    »Wart’s ab«, erwiderte Herkules lachend, und seine Barthaare kitzelten Hugo am Ohr.
    Hugo versuchte, sich diesen Kramer vorzustellen, aber bald schweiften seine Gedanken ab, und er dachte an seinen Onkel. Je länger er über die bevorstehende Befreiungsaktion nachgrübelte, desto mehr verzweifelte er. Er umklammerte sein Springerfigürchen, damit seine Hände nicht so zitterten.
    »Ich kann nicht einfach hier rumsitzen und nichts tun!«, rief er aus.
    »Was würdest du denn tun, wenn dein Onkel jetzt hier wäre«, fragte Herkules.
    »Dann würden wir eine Landkarte dieser hochspannenden Insel erstellen.« Hugos Miene hellte sich auf.
    »Warum probierst du es nicht einfach?«, schlug Herkules vor. »Vielleicht geht’s dir dann besser.«
    Hugo holte sein Notizbuch und ein Stück Zeichenkohle hervor und fing an, die Umrisse der Insel zu skizzieren. Aus dem Gedächtnis zeichnete er die Küstenlinie nach und schraffierte die Nebelwand. Er zeichnete ein kleines Schiff, um die Lage der vor Anker liegenden El Tonto Perdido zu bezeichnen, und trug die Höhle in der Lilabucht ein, in der er genächtigt hatte. Mit dickeren Strichen deutete er die Klippe am Strand an und zeichnete zwei rattenköpfige Vögel an die Stelle, wo die Skavagoren Onkel Walter entführt hatten.
    Dann skizzierte er die geschwungene Landzunge des ›Schlupfwinkels‹ und den Fluss mit seinen sanften Windungen. Den schroffen Gebirgsrücken trug er als schmale Ellipse ein, die Klamm als gepünktelte Linie. Auch die Bäume, die er aus der Luft gesehen hatte, durften nicht fehlen, wobei er unterschiedliche Symbole für jede Baumart benutzte. Bäume mit spitzen stacheligen Blättern bekamen gezackte Ränder, jene mit runderen Blättern glichen kleinen Wolken.
    »Du hattest recht«, sagte er schließlich. »Es tut mir irgendwie gut. Als ob Onkel Walter doch nicht so weit weg wäre.«
    Da streckte Delfina den Kopf aus dem Fluss. Erst dachte Hugo, sie sei allein, dann sah er noch jemanden aus dem Wasser steigen. Ihm blieb die Spucke weg.
    Da kam doch tatsächlich ein zweiköpfiges Krokodil die Uferböschung hochgetappt! Sein Rücken war mit rauen Schuppenbesetzt, die beiden Mäuler grinsten hinterhältig. Der spitz zulaufende Schwanz schleifte auf dem Boden und schlug bei jedem Schritt hin und her.
    »Darf ich dir Kramer vorstellen, Hugo?«, sagte Delfina.
    Hugo schluckte. »T-T-Tag Kramer.«
    »Keine Angst«, sagte der eine Krokodilskopf. »So schnell fressen wir dich nicht.«
    »Stimmt. Ich hab grade erst gefrühstückt«, bestätigte der andere Kopf. »Darum habe ich keinen Appetit … noch nicht.«
    »Er macht nur Spaß«, sagte der erste Kopf.
    »Klar mach ich nur Spaß!«, sagte der andere Kopf. »In Wirklichkeit bin ich am Verhungern!«
    Hugo lachte gezwungen.
    »Delfina hat mir schon alles über das rätselhafte Holzstück erzählt«, verkündete der erste Kopf. »Darf ich es mir mal ansehen? Normalerweise bin ich ziemlich gut im Rätsellösen, wenn ich die Köpfe

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