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Perdido - Das Amulett des Kartenmachers

Titel: Perdido - Das Amulett des Kartenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Stevens
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Die Sonne hatte ihren höchsten Stand längst überschritten und wanderte in Richtung Horizont. Bald würde es dunkel werden. Hugo bekam Herzklopfen und ihm wurde flau im Magen.
    »Kommt endlich!«, mahnte er. »Die Zeit drängt.«

34. Kapitel
    W
eiter ging es über sattgrüne und ockerfarbene niedrige Hügel und Wiesen. Snowdon hielt Ausschau nach Büffelogern, Pigasus hielt Ausschau nach etwas Fressbarem, Herkules hockte auf Hugos Schulter und alle vier blickten immer wieder zum Himmel empor. Sie verfolgten, wie sich die Sonne um fünf, zehn, fünfzehn Grad auf ihrer Bahn weiterschob, und immer noch war nirgends ein Hinweis auf Pedros nächstes Zeichen zu entdecken. Hugo bekam es abermals mit der Angst zu tun. Nahm der Weg denn gar kein Ende?
    Da hörte der Weg plötzlich auf.
    Vor ihnen lag nichts als weites, offenes Gelände. Hugo kratzte sich seufzend den Kopf.
    »Was nun?« Er ging in die Hocke, um kurz zu verschnaufen.
    Die Antwort war ein ausführliches Schweigen. Snowdon und Pigasus grübelten, wie sie Hugo am schonendsten beibringen konnten, dass sie leider nicht die leiseste Ahnung hatten, wie es weitergehen sollte.
    »Ich geh mal eben ein paar Marmeladenbeeren pflücken«, wechselte Pigasus schließlich das Thema. Schon stand er unter ein paar Bäumen und schüttelte die Früchte herunter.
    »Pigasus betrachtet Essen als die Lösung aller Probleme«, stellte Snowdon gutmütig fest. »Lasst uns eine kurze Rast einlegen. In einem müden Körper wohnt ein müder Geist.«
    Hugo holte sein Notizbuch heraus und schlug die Seite mit der Karte der Insel auf. Er trug den runden Hedderwald ein und Noah Langs Baumstumpf. Er skizzierte die hufeisenförmige Flussbiegung, an der sie gegen die Wasserschnecken gekämpft hatten, und deutete mit einer gestrichelten Linie den Pfad an, den sie eingeschlagen hatten.
    »Ach übrigens, als ich euch erklärt habe, warum ich euch nachgekommen bin, habe ich gelogen«, sagte Snowdon da.
    Hugo blickte auf.
    »In Wirklichkeit hat mich das bewegt, was du übers Aufgeben gesagt hast«, fuhr Snowdon fort. »Ich musste an meinen eigenen Vater denken. Der hat mich gelehrt, wie wichtig es ist, nie aufzugeben, auch wenn es noch so unwahrscheinlich ist, dass ein Vorhaben gelingt.«
    »Ich bin froh, dass du mitgekommen bist«, sagte Hugo.
    Snowdon nickte. »Ich auch.«
    Hugo holte das Holzstück mit Pedros Karte aus dem Tornister. Herkules huschte seinen Arm hinunter, hockte sich auf seinen Handrücken und studierte mit bebenden Barthaaren die Inschrift.
    »Ich komm nicht drauf!«, befand der Mäuserich schließlich. »Wo ist der verflixte Noah, wenn man ihn mal braucht?«
    »Wenn es drauf ankäme, wäre er hier«, hielt Snowdon dagegen. »Dass er nicht hier ist, könnte bedeuten, dass wir der Lösung bereits auf der Spur sind.«
    »Ist das nicht Wunschdenken?«
    »Ich nenne es lieber positives Denken. Wahrscheinlich ist es eine Frage der Sichtweise.«
    Dabei musste Hugo an die Nacht denken, als er mit seinem Onkel an Deck der El Tonto Perdido gesessen und die Sterne betrachtet hatte. Walter hatte ihm gezeigt, wie man den Großen Wagen auch als Großen Bären sehen konnte, und hatte Hugo erklärt, dass gerade ein Kartograf nie vergessen dürfe, dass man alles von mehreren Seiten betrachten könne.
    Hugo schaute wieder auf Pedros Karte und drehte sie um, sodass die Inschrift auf dem Kopf stand. Anschließend hielt er das Holzstück hochkant, sodass die Zeichen nicht nebeneinander, sondern untereinander angeordnet waren.
    Hugo stutzte – dann sprang er mit einem Jubelschrei auf. Das Herz schlug ihm bis zum Hals und vor lauter Aufregung überschlug sich seine Stimme.
    »Snowdon! Herkules! Wir haben die Karte die ganze Zeit verkehrt herum gehalten. Man soll sie nicht von links nach rechts lesen, sondern von oben nach unten. Seht her!«

    Snowdon begriff sofort, wofür das nächste Zeichen stand.
    »Das ist ein Berg! Anscheinend hat Pedro die Eichel irgendwo im Gebirge versteckt.«
    Da kam Pigasus mit roten und blauen Marmeladenbeeren beladen vom Proviantsammeln zurück. »Welcher Berg?«
    »Das Zeichen hier steht für einen Berg«, weihte ihn Hugo ein. »Siehst du?« Er hielt Pedros Karte hochkant, sodass die Zeichen untereinander standen.
    »Aha. Ich bin ganz deiner Meinung und beglückwünsche dich zu der klugen Herleitung.« Pigasus schlang schmatzend eine Handvoll Beeren hinunter. »Trotzdem muss ich auf meiner Frage beharren, lieber Junge: Auf welchen der drei völlig gleich aussehenden

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