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Perdido - Das Amulett des Kartenmachers

Titel: Perdido - Das Amulett des Kartenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Stevens
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Berge dieser Insel verweist nun die Karte?«
    Hugo blickte an den Bergen empor. Alle drei bestanden aus dem gleichen schroffen schwarzen Gestein wie die Felswand in der Lilabucht. Alle drei waren steil, spitz und schneebedeckt. Der einzige Unterschied war die Höhe. Hugos Hochstimmung verflüchtigte sich schlagartig.
    Die Sonne wanderte unerbittlich weiter. Ehe es dunkel wurde, konnten sie höchstens noch einen der drei Berge erklimmen, für einen zweiten reichte die Zeit ganz gewiss nicht mehr, falls sich der erste als Fehlschlag erweisen sollte.
    »Oje …«, seufzte Herkules, und seine Barthaare bebten noch heftiger als sonst. »Die Berge sehen alle drei gleich aus. Alle drei sind oben spitz und tragen eine Schneekrone.«
    Hugo hob Herkules hoch und küsste ihn mitten auf die Schnauze. »Herkules, du bist der Größte! Das ist es! Der Schnee ist die Krone der Schöpfung.«
    Herkules blinzelte verdutzt, stellte aber trotzdem stolz die Ohren auf.
    »Laufen wir Gefahr, dass du uns an deiner Erkenntnis teilhaben lässt?«, erkundigte sich Pigasus.
    »Der Berg auf Pedros Karte hat einen verschneiten Gipfel«, lautete Hugos Erwiderung.
    Pigasus wechselte einen Blick mit Snowdon und verdrehte die Augen. »Auweia, der Kleine hat die anstrengende Wanderung nicht vertragen. Hugo, alter Kumpel, seh ich dreifach oder haben nicht alle drei Berge verschneite Gipfel?«
    Hugo nickte lächelnd. »Du hast vollkommen recht. Zurzeit sind alle drei verschneit.«
    »Sag ich doch!«
    Nur Snowdon konnte Hugo folgen. »Pedro musste irgendwie deutlich machen, auf welchen der drei Berge sich seine Karte bezieht. Darum hat er ihn mit verschneitem Gipfel gezeichnet.«
    »Jetzt reißt mir aber der Geduldsfaden!«, schimpfte Pigasus. »Wie oft muss ich das denn noch sagen? ALLE DREI BERGE SIND VERSCHNEIT!«
    Snowdon amüsierte sich köstlich über den Wutausbruch seines Freundes, aber er legte Pigasus trotzdem besänftigend die Tatze um die Schulter. »Welche Jahreszeit haben wir gerade, Pigasus?«
    »Anfang Frühjahr«, erwiderte Pigasus verständnislos.
    »Richtig. Im Winter fällt überall Schnee. Aber um diese Jahreszeit fängt der Schnee auf den Berggipfeln zu tauen an. Als Pedro die Eichel gestohlen hat, war es Frühsommer. Dann ist der meiste Schnee geschmolzen.«
    »Aber auf dem höchsten Berg bleibt der Schnee am längsten liegen«, nahm Hugo den Faden auf. »Darum ist er die Krone der Schöpfung.«
    Endlich umspielte ein Lächeln Pigasus’ Maul. Er stellte die Ohren auf und nickte bedächtig.
    »Als Pedro die Karte gezeichnet hat, war nur der höchste Gipfel schneebedeckt«, erklärte Hugo abschließend.
    »Demnach hat Pedro die Eichel auf diesem Gipfel versteckt.« Snowdon deutete auf den höchsten Berg. Die Sonne stand schon tief, es wurde kühl. Wolkenfetzen zogen über den Himmel und hüllten den Gipfel vorübergehend ein.
    »Irgendwie unheimlich«, meinte Pigasus beklommen.
    »Wenn wir oben sein wollen, ehe der Halbmond aufgeht, müssen wir uns aber ranhalten«, sagte Snowdon.
    »Wollen wir denn bis auf den Gipfel?«, fragte Pigasus.
    »Bis auf den Gipfel«, bekräftigte Snowdon.
    »Hausen im Gebirge denn nicht die Büffeloger?«
    »Scharenweise.«
    »Halten sie dort auch Onkel Walter fest?«, warf Hugo ein.
    Snowdon nickte.
    »Könnten wir ihn dann nicht befreien, wo wir schon mal dort sind? Und danach weiter nach der Eichel suchen? Bitte!«
    »Das ist nicht so einfach. Das unterirdische Labyrinth wird von den Büffelogern streng bewacht. Da kann man nicht einfach reinspazieren und einen Gefangenen mitnehmen. Die Suche nach der Eichel hat Vorrang. Haben wir sie erst gefunden, herrscht auf unserer Insel ohnehin wieder Frieden, und niemand hat mehr etwas zu befürchten.«
    »Ich meinte ja nur, falls wir zufällig dort vorbeikommen …«
    »Nein.«
    »Aber …«
    »Kein Aber«, sagte Snowdon. »Auf geht’s.«

35. Kapitel
    E
s war ein langer, beschwerlicher Aufstieg. Die Felshänge waren zu steil, um den Gipfel auf geradem Weg zu erklimmen, die Gefährten mussten sich einen Zickzackpfad suchen. Auf dem tückischen schwarzen Geröll konnte man leicht ausrutschen und in die Tiefe stürzen. Jeder Schritt verlangte den Wanderern ungeheure Anstrengung ab. Und der bitterkalte Wind, der ihnen entgegenblies, machte die Sache wahrhaftig nicht besser.
    Hugo war müde und er fror. Er schnitt einen Schlitz in eine seiner Decken und zog sie wie einen Kapuzenumhang über, aber der schneidende Wind drang trotzdem hindurch. Sein Gesicht und

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