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Perdido - Das Amulett des Kartenmachers

Titel: Perdido - Das Amulett des Kartenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Stevens
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Gestalt. Auch sie hielt ein Schwert in der Hand und schien sich jeden Augenblick auf ihn stürzen zu wollen.
    Aber Hugo steckte sein Schwert wieder weg und wandte sich seelenruhig ab. Pigasus hatte sich hinter den kichernden Snowdon geflüchtet.
    »Das ist doch bloß mein Schatten!«, sagte Hugo. »Er ist so groß, weil ich so dicht am Feuer stehe. Siehst du?«
    Hugo trat vom Feuer zurück, und sein Schatten wurde immer kleiner, bis er genauso groß war wie er selbst. Als Hugo aber wieder auf die Flammen zuging, wuchs auch der Schatten an der Wand wieder.
    »Ach, so ist das gemeint!«, rief Pigasus aus. »Was ist durchlässig und doch nicht licht? Na ja, Dunkelheit ist nicht licht, sondern das Gegenteil. Und durchlässig ist sie auch.«
    »Aber wer wirft mit Dunkelheit?«, sinnierte Snowdon.
    »Überleg mal. Wir alle werfen etwas Dunkles.«
    »Einen Schatten!«, platzte Hugo heraus. »Wir werfen alle einen Schatten, und ein Schatten ist nicht licht, aber trotzdem durchlässig!«
    Er hatte noch nicht ausgesprochen, da hörte man es am Eingang der Höhle fauchend knistern. Ein letzter blauer Blitz, dann erlosch das gelbe Licht.
    Snowdon warf noch ein Steinchen. Das Steinchen flog ins Freie hinaus und verschwand im Dunkeln.
    »Pigasus, du bist ein echter Geistesriese«, sagte Snowdon.
    »Tja, Schönheit ist eben nicht alles«, gab Pigasus grinsend zurück.
    »Schönheit? Wie kommst du denn darauf?«, neckte ihn Herkules.
    »Das ist ja alles ganz nett, aber Noahs Rätsel zu lösen, hat wertvolle Zeit verschlungen«, unterbrach Snowdon das Geplänkel. »Vielleicht will er uns doch Böses?«
    Alle liefen ins Freie. Dort drang ein dumpfes Ächzen aus dem Boden, als beklagte sogar der Berg ihre verzweifelte Lage.
    Am pechschwarzen Himmel leuchtete ein strahlend weißer Halbkreis. Hinter dem Berg war der Halbmond aufgegangen und zog seine Bahn. Hugo spähte über den Hedderwald hinweg in Richtung Lilabucht. Im Mondschein konnte er die Klippe ausmachen, ja man erkannte sogar die Nebelwand – hinter der hoffentlich die El Tonto Perdido geduldig ausharrte, bis er und Onkel Walter wieder an Bord kamen.

37. Kapitel
    A
dmiral Rupert Lilywhite stand auf dem Achterdeck der El Tonto Perdido, bewunderte den strahlenden Halbmond und fragte sich, wann Hugo und Walter endlich mit der Kokosnuss zurückkommen würden, oder was immer es wäre, das ihn berühmt machen würde. Nur ein fernes Ächzen störte den ungebrochenen Frieden dieses Abends.
    »Wunderschöner Abend, was, Admiral?«, knurrte ihm jemand ins Ohr.
    Rupert kreischte auf wie ein Schulmädchen und fuhr erschrocken herum. Muddel und der größte Teil der Mannschaft hatten sich mit finsteren Mienen hinter ihm zusammengerottet.
    »Grundgütiger, Matrose Muddel!«, sagte Rupert. »Was hat das denn zu bedeuten?«
    Oliver Muddel griente. »Ich und meine Leute haben uns überlegt, ob Sie nicht Lust auf ’nen kleinen Spaziergang hätten.«
    »Einen Spaziergang? Ja, wohin denn, um Himmels willen?«
    Oliver Muddel zückte sein Entermesser und richtete es auf Rupert. »Ans Ende einer Planke.«
    Admiral Lilywhite fiel die Kinnlade herunter, seine Unterlippe bebte. »Soll das eine Meuterei darstellen, Matrose Muddel?«
    »Keineswegs, Sir. Ich und meine Mannschaft haben bloß grade beschlossen, Sie von ihrem Kommando freizustellen.«
    »Aber das ist doch dasselbe wie eine Meuterei!«, erwiderte Rupert verunsichert.
    Verdutztes Raunen.
    »Ach so«, sagte Oliver Muddel. »In diesem Fall, Sir, betrachten Sie es einfach als Meuterei.«
    Rockford packte Rupert und drehte ihm die Arme auf den Rücken, Rusty und Swipe fesselten ihn, und Muddel dirigierte ihn mit dem Entermesser zu der Planke, die sie schon an die Reling des Hauptdecks gebunden hatten. Das Brett ragte ungefähr anderthalb Meter über das Wasser hinaus.
    Rupert stieg hinauf. Muddel stupste ihn mit dem Entermesser an und der Admiral machte ein paar vorsichtige Schrittchen. Die Planke knarrte und knackte unter seinem Gewicht. Das Meer darunter schwappte wie schwarze Tinte gegen den Schiffsrumpf. Rupert brach in Tränen aus. Zwei rosa Spuren zogen sich über sein weiß gepudertes Gesicht.
    »Warum macht ihr das?«, schluchzte er und drehte sich um. »Ich dachte immer, wir verstehen uns alle ganz prächtig!«
    »Wir mussten leider erfahren, dass Sie vorhaben, den ganzen Ruhm für diese Unternehmung allein einzuheimsen. Und wir haben die Nase voll davon, auf den Kartenzeichner zu warten. Wir wollen endlich nach Hause.«
    »Mir ist

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