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Perdido - Das Amulett des Kartenmachers

Titel: Perdido - Das Amulett des Kartenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Stevens
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sterbenslangweilig«, beschwerte sich Bandit. »Wenn ich gewusst hätte, dass wir so lange wegbleiben, hätte ich mir ein gutes Buch mitgenommen.«
    »Die viele Sonne schadet meinem Teint«, nörgelte Hawkeye. »Ich bin auf diesem Schiff um Jahre gealtert.«
    »Ich will wieder zu meiner Mama!«, schniefte Rockford, und seine Muskeln schwollen an, als er sich mit einem winzigen Taschentuch die Augen tupfte. »Wenn wir nun über den Rand der Erde purzeln und ich sie nie mehr wiedersehe?«
    »Von mir aus können wir sofort lossegeln«, erwiderte Rupert, der sich wieder gefasst hatte. »Wer übernimmt das Navigieren?«
    Die Matrosen sahen einander verdattert an.
    »Da habt ihr’s«, sagte Rupert. »Wir brauchen den Kartografen, um wieder heimzusegeln. Wir müssen wohl oder übel auf ihn warten.« In dem Gefühl, dem Tod noch einmal von der Schippe gesprungen zu sein zu sein, machte Rupert kehrt.
    Sogleich hob Oliver Muddel das Entermesser.
    »Nicht so eilig. Ich hab heute Nachmittag mit der ganzen Mannschaft gesprochen, und sie wollen, dass ich künftig das Kommando übernehme. Vielleicht entschließe ich mich ja dazu, auf den Kartenzeichner zu warten, aber diese Entscheidung treffe ich erst, wenn Sie von meinem Schiff verschwunden sind.«
    »Ihr habt also über meinen Kopf hinweg entschieden, mir den Boden unter den Füßen wegzuziehen?«, vergewisserte sich Admiral Lilywhite. »Wenn Ihr mich schon hinterrücks loswerden wolltet, hättet ihr mir das wenigstens ins Gesicht sagen können.«
    Oliver Muddel blickte betreten drein.
    »Die Sache ist die«, sagte Rusty Cleaver und fuchtelte mit einem Küchenmesser unter Ruperts Nase herum, »Sie halten sich für was Besseres, nur weil Sie ’nen Haufen Geld haben.«
    »Das stimmt doch gar nicht!«, widersprach Rupert vehement. »Ich halte mich für was Besseres, weil ich vornehmer gekleidet bin als ihr, weil ich eine vorzügliche Ausbildung genossen habeund weil ich peinlich auf meine Körperpflege bedacht bin …« Als er die Mienen der Matrosen sah, verstummte er.
    »Wir haben unsere Grundsätze«, entgegnete Muddel und hielt Rupert das Entermesser an die Brust. »Wir können uns nicht von jemandem befehligen lassen, den wir nicht achten. Und wir achten Sie nicht einfach so, bloß weil ihr Papi ’nen Haufen Geld hat. Achtung kann man nicht kaufen.«
    »Wenn ihr mich leben lasst, bekommt ihr daheim in England die doppelte Heuer«, erwiderte Rupert.
    Oliver Muddel drehte sich nach Rockford um und nickte ihm zu. Rockford beugte sich vor und packte Rupert am Kragen … dann zog er ihn wieder aufs Schiff.
    Oliver Muddel griente. »Willkommen an Bord, Admiral!«
    Da zerriss ein grässliches Geheul die nächtliche Stille.

38. Kapitel
    D
as schrille Ächzen unter Hugos Füßen schwoll zu einem markerschütternden Geheul an. Er begriff sofort, was da vor sich ging. In ihrem unterirdischen Labyrinth bereiteten die Büffeloger ihren Festschmaus vor und heulten vor ungestillter Gier.
    »Los, kommt weiter!«, drängte Hugo.
    Er schaute zum Gipfel empor. Sie kamen schon an die Schneegrenze. Von nun an würde der Aufstieg noch beschwerlicher und riskanter. Es konnte Stunden dauern, bis sie ganz oben waren. Wie hatte Pedro das seinerzeit nur angestellt?
    »Wartet mal einen Augenblick«, rief er. »Warum ist Pedro eigentlich damals auf den Berg gestiegen?«
    »Wie meinst du das?«, fragte Snowdon.
    »Pedro ist vor Erebus geflohen.« Hugos Gedanken wurden immer klarer. »Er wollte mit der Eichel von der Insel verschwinden. Wozu sollte er dann mühsam den Berg erklimmen, um seinen Schatz hier oben zu verstecken? Hätte er sich nicht eher zur Lilabucht durchschlagen müssen?«
    Snowdon war nicht überzeugt. »Niemand kennt Pedros Beweggründe. Warum hat er die Eichel überhaupt versteckt? Warumhat er sie nicht mitgenommen? Pedro ist und bleibt ein Rätsel.«
    »Außerdem hat uns Noah bestätigt, dass die Eichel hier oben ist«, sagte Pigasus.
    »Eben! Noah hat gesagt, die Eichel sei oben am Gipfel, aber seine Antworten sind immer verschlüsselt. Das ist oberstes Orakelgebot, wie er uns schon ganz zu Anfang erklärt hat.«
    »Nachdem uns der Bursche mit seinem albernen Schattenrätsel in der Höhle aufgehalten hat, ist mir die Lust vergangen, mich nach ihm zu richten«, knurrte Snowdon.
    »Das war kein albernes Rätsel«, widersprach Hugo. »Es war wieder einmal ein verschlüsselter Rat. Schaut mal nach unten!« Er wies auf das in bläuliches Mondlicht getauchte Tal zu ihren Füßen. »Wie

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