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Perdido - Das Amulett des Kartenmachers

Titel: Perdido - Das Amulett des Kartenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Stevens
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sieht der Schatten aus, den der Berg wirft?«
    »Wie ein großes schwarzes Dreieck«, sagte Pigasus.
    »Und wie sieht das nächste Zeichen auf Pedros Karte aus?«
    »Wie ein schwarzes Dreieck!«, jubelte Herkules.
    »Und jetzt seht euch beide Zeichen zusammen an«, fuhr Hugo fort. »Sie stehen für den Berg – und seinen Schatten!«

    »Die Eichel ist zwar oben am Gipfel«, er grinste verschmitzt, »aber am Gipfel des Schattens.«
    Snowdon sah sich um und überlegte. Der Schatten des höchsten Gipfels lag unweit der hufeisenförmigen Flussbiegung. Wenn Pedro den Fluss dort überquert hatte und auf direktem Wege zur Lilabucht unterwegs gewesen war, musste er an dem Schatten vorbeigekommen sein, ehe er wieder im Wald Schutz gesucht hatte.
    »Wenn der Mond mittig über diesem Berg steht, zeigt der Schatten auf die silberne Eichel«, verkündete Hugo.
    Snowdon malte sich aus, was in Pedro vorgegangen sein mochte, als er die Eichel versteckt hatte. Ihm musste klar gewesen sein, dass er verfolgt wurde, darum hatte er rasch einen Lageplan angefertigt, damit er eines Tages zurückkommen und die Eichel holen konnte.
    »Eigentlich ist es eine ziemlich simple Karte«, fuhr Hugo fort. »Sie führt uns in den Wald und an die Spitze des höchsten Bergschattens, der in die Nähe der hufeisenförmigen Flussbiegung fällt.«
    »Logisch!«, sagte Snowdon. »Endlich ergibt das Ganze einen Sinn.« Er klopfte Hugo so kräftig auf den Rücken, dass der Junge beinahe zusammenbrach.
    »Worauf warten wir dann noch?«, fragte Pigasus und schlitterte auch schon den steilen Abhang hinunter.
    Snowdon und Hugo folgten ihm mit langen, entschlossenen Schritten. Herkules klammerte sich mit beiden Vorderpfoten an Hugos Umhang, sein Körper und sein Schwanz wehten wie ein Pelzwimpel hinterher. Bei jedem Schritt polterte loses Gestein bergab. Hinunter ging es wesentlich schneller als hinauf – und es machte auch viel mehr Spaß.
    Sie schrien und lachten wie Kinder, die eine riesengroße Sanddüne hinunterschlittern. Das Ziel war in Sicht, bald war die Gefahr ausgestanden. Vampirkäfer, dreiköpfige Schlangen und fleischfressende Wasserschnecken waren vergessen. Sie dachten nicht einmal mehr an die dreifach gehörnten gefräßigen Ungeheuer, die im Bergesinneren Vorbereitungen für ihren Festschmaus trafen.
    Und dann liefen sie einer Herde Büffeloger geradewegs in die Arme, die ihnen entgegengestapft kam.

39. Kapitel
    P
igasus begegnete den Scheusalen als Erster. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, nicht auf dem Geröll auszurutschen, um darauf zu achten, wo er hinlief. Am vordersten Büffeloger schlitterte er ahnungslos vorbei, in den zweiten lief er geradewegs hinein. Er krachte gegen das Vieh wie gegen eine zottige Mauer und plumpste benommen zu Boden. Snowdon konnte nicht mehr anhalten und nahm den gleichen Weg, Hugo schlitterte zwischen den Beinen des vordersten Büffelogers hindurch und prallte gegen Snowdon. Herkules wurde durch die Luft geschleudert und landete mit leisem Rums! auf dem Bauch.
    Die Büffeloger stellten sich im Kreis um die Gefährten auf. Manche ließen sich auf alle viere fallen und lauerten geduckt wie Katzen, andere blieben auf den Hinterläufen stehen. Snowdon, Pigasus und Hugo standen Rücken an Rücken und behielten die Ungeheuer im Auge, Herkules huschte zu ihnen hinüber und baute sich zwischen Hugos Beinen auf.
    Die Ungeheuer grunzten, geiferten und verdrehten vor Gier die rosafarbenen Augen. Manche legten die Köpfe in den Nacken und stießen gellende Schreie aus, von denen man eineGänsehaut bekam, denn es klang, als kratzte man mit dem Fingernägel über eine Schiefertafel, nur hundertmal schriller. Andere fielen in das Gejaul ein, bis die ganze Herde in einem schauerlichen Chor vereint war.
    »Ich bin ja kein Fachmann für die Viecher«, rief Pigasus aus voller Kehle, »aber mir schwant, dass sie uns mit ihrem Geheul nicht einladen wollen, als Gäste an ihrem Festschmaus teilzunehmen.«
    »Du denkst natürlich wieder mal nur ans Essen«, tadelte ihn Herkules.
    »Was machen wir denn jetzt bloß?«, krächzte Hugo. Er hatte so einen trockenen Mund, dass er kaum ein Wort herausbrachte.
    »Ich würde sagen, der Augenblick ist gekommen, zu den Waffen zu greifen«, erwiderte Snowdon und zückte das Breitschwert, das er auf dem Rücken trug. Hugo zog sein Schwert und Herkules seinen Kaktusstachel. Nur Pigasus rührte sich nicht.
    »Du auch, Pigasus!«, mahnte Snowdon. »Spann deinen Bogen und schieß, wie du noch

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