Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)
und Unterstützung zu sichern. Auf dem Land hatte er einen jungen Mann entdeckt, der auf seiner linken Brusthälfte mehrere Rippenbrüche erlitten hatte. Durch ein Loch in der Brust konnte man das Herz sehen und sogar berühren. Diesen jungen Mann brachte er an den königlichen Hof und demonstrierte Karl an ihm, wie das Herz sich zusammenzog und wieder ausdehnte, das heißt seine Funktion als Blutpumpe.
Im Jahr 1628 veröffentlichte Harveyschließlich die Ergebnisse seiner jahrelangen Arbeit und fügte am Anfang des Buches eine sehr clevere Widmung an Karl I. ein: »Durchlauchtigste Majestät! Das Herz der Tiere ist der Urquell ihres Lebens, ihr wichtigstes Organ, es ist die Sonne ihres Mikrokosmos, von ihr hängt alles Wachstum ab, von ihr stammt alle Kraft. Ebenso ist auch der König die Quelle seines Reiches, die Sonne seines Mikrokosmos, das Herz seines Staates, von ihm geht alle Macht und alle Gnade aus.«
Das Buch erregte natürlich Aufsehen, insbesondere auf dem europäischen Festland, wo Harvey weniger bekannt war. Die Anfeindungen kamen in erster Linie von älteren Ärzten, weil sie sich mit einer Theorie, die all ihre anatomischen Kenntnisse über den Haufen warf, nicht so leicht abfinden konnten. Auf die zahlreichen Publikationen, die seine Ideen diskreditierten, reagierte Harvey aber kaum. Nur gelegentlich antwortete er auf den Angriff eines bedeutenden Arztes mit einem persönlichen Brief, in dem er sehr höflich, aber bestimmt dessen Meinung zurückwies.
Wie er es vorausgesehen hatte, fand seine Theorie zunehmend Anerkennung: einerseits aufgrund seiner hervorragenden Stellung innerhalb der Ärzteschaft und bei Hofe und andererseits wegen der zahlreichen Beweise, die er über die Jahre gesammelt und in seinem Buch präzise dargestellt hatte. Bei Harveys Tod 1657 war seine Arbeit zu einer anerkannten medizinischen Lehre geworden, die überall Anwendung fand. Sein Freund Thomas Hobbes schrieb dazu: »Harvey war der einzige mir bekannte Mann, dem es zu Lebzeiten gelungen ist, den Neid zu besiegen und eine neue Lehre zu etablieren.«
Die historischen Berichte, die wir für gewöhnlich über Semmelweis und Harvey lesen, ignorieren oft, welch entscheidende Rolle soziale Kompetenz in allen Lebensbereichen spielt, auch in der Wissenschaft. Die meisten Versionen von Semmelweis’ Lebensgeschichte betonen die Kurzsichtigkeit von Männern wie Klein, die den jungen, edelmütigen Ungarn letztendlich ruinierten. Bei Harvey wird meist seine theoretische Brillanz als einziger Grund für seinen Erfolg hervorgehoben. In beiden Fällen spielte jedoch die soziale Kompetenz eine Schlüsselrolle. Semmelweis ignorierte ihre Bedeutung völlig; derartige Überlegungen waren ihm lästig, für ihn zählte nur die Wahrheit. Doch in seinem Eifer stieß er Klein vor den Kopf. Dieser hatte vor ihm auch schon mit anderen Studenten Auseinandersetzungen, aber nie so heftige. Mit seinen ständigen Angriffen brachte Semmelweis Klein schließlich so weit, dass er ihn entlassen musste. Damit verlor er den wichtigen Posten an der Universität, von wo aus er seine Ideen hätte verbreiten können. Völlig absorbiert von seinem Streit mit Klein, gelang es ihm nicht, seine Theorie klar und logisch zu formulieren. Daran zeigt sich auch, wie unwichtig es letztendlich für ihn war, andere zu überzeugen. Hätte er seine Zeit ausschließlich darauf verwendet, seine Ansichten schriftlich zu formulieren, dann hätte er auf lange Sicht viel mehr Leben retten könnten.
Im Gegensatz dazu ist Harveys Erfolg größtenteils seinem Geschick im Umgang mit anderen Menschen zuzuschreiben. Ihm war klar, dass auch ein Wissenschaftler den Höfling spielen muss. Er bezog andere in seine Arbeit mit ein und verschaffte ihnen so einen emotionalen Bezug zu seiner Theorie. Seine Ergebnisse veröffentlichte er in einem gut durchdachten, überzeugend argumentierten und einfach zu lesenden Buch. Dann zog er sich zurück und ließ das Buch für sich selbst sprechen. Er wusste, würde er gleich nach Erscheinen der Schrift damit anfangen, sich zu rechtfertigen, würde sich alle Aufmerksamkeit nur auf seine Person und nicht auf seine Arbeit richten. Auf belanglose Machtkämpfe ließ er sich gleich gar nicht ein, um die törichten Angriffe der anderen nicht auch noch anzustacheln, und so löste sich der Widerstand gegen seine Theorie von ganz alleine auf.
Machen Sie sich Folgendes klar: Ihre Arbeit ist das einzige und beste Mittel, um Ihre soziale Kompetenz zum Ausdruck zu
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