Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)
Mailands auf, um den perfekten niederträchtigen Ausdruck für Judas zu finden, aber er hatte kein Glück. Der Herzog akzeptierte die Erklärung, und kurz darauf fand Leonardo das Vorbild, das er gesucht hatte.
Mit derselben Disziplin studierte er Körper in Bewegung. Nach seiner Philosophie wurde Leben durch ständige Bewegung und ständigen Wandel definiert. Der Künstler musste in der Lage sein, den Eindruck dynamischer Bewegung in einem Bild darzustellen. Bereits als junger Mann war er von den Strömungen des Wassers besessen gewesen, und er war inzwischen sehr gut darin, das Aussehen von Wasserfällen, Kaskaden und rauschendem Wasser einzufangen. Für sein Studium der Menschen setzte er sich stundenlang an den Straßenrand und beobachtete die vorbeigehenden Fußgänger. Er skizzierte hastig ihre Umrisse und hielt so ihre Bewegungen in einer Abfolge von Zeichnungen fest, ähnlich einem Stop-Motion-Film. (Er konnte inzwischen unglaublich schnell zeichnen.) Zu Hause füllte er die Umrisse aus. Er entwickelte ganze Übungsreihen, um seinen Blick für Bewegungen zu trainieren. So schrieb er eines Tages in sein Notizbuch: »Stelle morgen einige Silhouetten in verschiedenen Formen aus Pappe her und wirf sie oben von der Terrasse; zeichne dann die verschiedenen Bewegungen während des Fallens.«
Sein Verlangen danach, zum Kern des Lebens vorzustoßen, trieb ihn zur gründlichen Erforschung der menschlichen und tierischen Anatomie. Er wollte sich in die Lage versetzen, einen Menschen oder eine Katze von innen heraus zu zeichnen. Er selbst sezierte Kadaver, sägte durch Knochen und Schädel und beobachtete Autopsien, um die Struktur von Muskeln und Nerven so genau wie möglich kennenzulernen. Seine anatomischen Zeichnungen übertrafen alles, was es damals gab, an Realismus und Exaktheit.
Andere Künstler hielten Leonardo wegen seiner Aufmerksamkeit für Details für verrückt, aber in den wenigen Gemälden, die er tatsächlich fertigstellte, kann man die Ergebnisse seiner rigorosen Übungspraxis sehen und fühlen. Die Landschaften im Hintergrund seiner Gemälde wirken lebendiger als bei jedem anderen Künstler seiner Zeit. Jede Blume, jeder Zweig, jedes Blatt und jeder Stein ist mit äußerster Detailtreue dargestellt. Aber diese Hintergründe waren nicht einfach nur dekorativ. Bei der sogenannten sfumato -Technik, die typisch für Leonardos Arbeiten ist, schwächte er die Konturen des Hintergrundes teilweise so stark ab, dass der Hintergrund mit der Figur im Vordergrund verschwamm und ein traumartiger Effekt entstand. Diese Technik war Ausdruck seiner Vorstellung, dass alles Leben eng miteinander verbunden war und auf einer höheren Ebene miteinander verschmolz.
Die Gesichter der Frauen, die er malte, hatten eine besonders starke Wirkung auf die Betrachter, vor allem Männer, die sich oft in die weiblichen Figuren verliebten, die er in religiösen Szenen malte. Sie waren nicht offensichtlich sinnlich gemalt, aber die Männer fanden ihr mehrdeutiges Lächeln und ihre wunderschön dargestellten Körper äußerst verführerisch. Immer wieder hörte Leonardo, dass Männer sich in verschiedenen Häusern seinen Bildern genähert und die Frauen auf den Bildern heimlich gestreichelt und ihre Lippen geküsst hatten.
Leonardos Mona Lisa wurde durch Reinigungen und Restaurationen in der Vergangenheit beschädigt, sodass man sich nur schwer vorstellen kann, wie das Bild ursprünglich aussah und wie sehr es die Öffentlichkeit damals überraschte und schockierte. Glücklicherweise ist eine Beschreibung des Kunstkritikers Vasari erhalten, bevor das Bild völlig verunstaltet wurde: »Die Brauen, an einer Stelle voll, an der anderen spärlich, wie sie aus den Poren der Haut hervorkommen, sind so natürlich, als nur zu denken ist. Die Nase mit den rosig zarten Öffnungen ist das Leben selbst. Der Mund erschien, wo das Rot der Lippen sich mit der Farbe des Gesichts sich vereint, nicht wie gemalt, sondern wie Fleisch und Blut. Wer die Halsgrube aufmerksam betrachtete, glaubte das Schlagen des Pulses zu sehen.«
Viele Jahre nach Leonardos Tod bewegen und verstören seine Gemälde immer noch die Betrachter. Zahlreiche Wachleute in Museen weltweit verloren ihren Job wegen ihrer obsessiven Beziehung zu seinen Arbeiten, und Leonardos Gemälde wurden öfter zerstört als jedes andere Gemälde in der Geschichte der Kunst. Dies beweist, wie stark seine Arbeiten unsere tiefsten Emotionen aufwühlen.
Zu Leonardo da Vincis Lebzeiten standen
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