Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)
aus. Er trug ein Brillengestell mit unten eingeklebten Pappestücken, damit er den Ball beim Dribbeln nicht sehen konnte. So gewöhnte er sich daran, sich immer umzusehen und nicht auf den Ball zu starren – eine Schlüsselqualifikation beim Passen. Auf dem Feld aufgestellte Stühle verkörperten die Gegenspieler. Diese umdribbelte er, vorwärts und rückwärts, stundenlang, bis er mit einer flinken Richtungsänderung geschmeidig an ihnen vorbeiglitt. Mit solchen Übungen brachte er Stunden zu, jenseits aller Langeweile oder Schmerzen.
Wenn er die Hauptstraße seiner Heimatstadt in Missouri hinunterging, schaute er stur geradeaus und versuchte, die Auslagen der Geschäfte zu betrachten, ohne dabei den Kopf zu drehen. Auch dies übte er endlos und verbesserte so sein peripheres Sehen, damit er auf dem Spielfeld mehr wahrnehmen konnte. Zu Hause in seinem Zimmer übte er bis spät in die Nacht Drehbewegungen und Finten – auch dies sollte ihm helfen, seine mangelnde Schnelligkeit zu kompensieren.
Bradley legte seine ganze schöpferische Energie in das Ersinnen neuer und wirkungsvoller Trainingsmethoden. Einmal reiste seine Familie mit dem Linienschiff nach Europa. Nun würde er sein Trainingsprogramm wohl oder übel einmal unterbrechen müssen, dachten die Eltern, denn einen geeigneten Ort zum Üben gab es nicht an Bord. Unter Deck gab es allerdings zwei annähernd 300 Meter lange und recht schmale Korridore – gerad breit genug für zwei Personen. Dies war der perfekte Ort, um das Dribbeln bei hoher Geschwindigkeit zu üben und dabei die vollkommene Kontrolle über den Ball zu behalten. Um es noch schwieriger zu machen, trug er dabei eine spezielle Brille, die sein Sehfeld einschränkte. So dribbelte er täglich stundenlang den einen Gang hinauf, den anderen wieder hinunter, bis die Überfahrt geschafft war.
So arbeitete Bradley jahrelang, bis er sich langsam zu einem der größten Basketballstars gewandelt hatte – zunächst als All-American [eine Auszeichnung für die besten Spieler des Landes, Anm. d. Übers.] an der Universität von Princeton, dann als Profi bei den New York Knicks. Seine Fans erstaunte er immer wieder mit seinen atemberaubenden Pässen – als hätte er Augen am Hinterkopf und den Seiten –, mit seinen unglaublichen Dribblings, seinem unerschöpflichen Arsenal an Finten und Drehungen und der Eleganz und Geschmeidigkeit insgesamt, mit der er sich auf dem Spielfeld bewegte. Niemand ahnte, dass diese scheinbare Leichtigkeit auf jahrelangem, intensivem Training beruhte.
B. John Keats (1795–1821) war acht Jahre alt, als sein Vater bei einem Reitunfall starb. Seine Mutter kam nie über den Verlust hinweg und starb sieben Jahre später; damit waren John, seine beiden Brüder und eine Schwester als obdachlose Waisen in London praktisch auf sich gestellt. Der bestellte Vormund nahm John als Ältesten der Kinder aus der Schule und schickte ihn bei einem Wundarzt und Apotheker in die Lehre; er sollte so schnell wie möglich Geld verdienen, und dies schien der geeignetste Berufsweg dafür zu sein.
Während der letzten beiden Schuljahre hatte John seine Liebe für die Literatur und das Lesen entdeckt. Um seine Erziehung fortzusetzen, kehrte er in seiner freien Zeit zur Schule zurück und las in der Bücherei so viele Bücher er nur konnte. Später verspürte er den Wunsch, sich am Abfassen von Poesie zu versuchen, aber da er auf keinen Lehrer oder literarischen Kreis zurückgreifen konnte, musste er sich das Schreiben beibringen, indem er die Werke der größten Dichter des 17. und 18. Jahrhunderts las. Dann schrieb er eigene Gedichte nach der Form und dem Stil des betreffenden Künstlers, dem er nacheiferte. In der Stilimation hatte er großes Geschick und schuf schon bald Verse in Dutzenden verschiedener Stilrichtungen, die er immer mit eigenen Beigaben würzte.
Nach einigen Jahren traf Keats eine folgenschwere Entscheidung: Er wollte sein Leben ganz dem Schreiben von Gedichten widmen. Dies war seine Berufung und er würde es schaffen, damit sein Auskommen zu verdienen. Zum Abschluss der harten Lehrzeit, die er durchlaufen hatte, wollte er ein sehr langes Gedicht von genau 4000 Zeilen verfassen. Es sollte den antiken Mythos von Endymion zum Thema haben. »Endymion«, schrieb er einem Freund, »wird ein Versuch sein, eine Probe meiner Einbildungskraft und insbesondere meiner Erfindungsgabe […] – durch die ich aus einigen Umständen 4000 Zeilen erschaffen und diese mit Poesie anfüllen muss.«
Weitere Kostenlose Bücher