Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)
von dem, was Sie dabei lernen. Wiederholtes Scheitern wird Ihren Geist abhärten und ihnen glasklar aufzeigen, wie es funktionieren wird. So ist es im Grunde ein Fluch, wenn alles schon beim ersten Versuch klappt, denn das verleitet zu der Annahme, dass Sie dafür ein Händchen haben. Wenn Sie dann doch irgendwann einmal scheitern, wird Sie das so sehr verwirren und entmutigen, dass nicht mehr dran zu denken ist, aus der Sache zu lernen. Während der Lernphase als Unternehmer sollten Sie sich auf alle Fälle so früh wie möglich an die Ausführung Ihrer Ideen machen, diese der Öffentlichkeit vorstellen und ein klein wenig auf einen Misserfolg hoffen. Sie können davon nur profitieren.
7. Verbinden Sie das »Wie« mit dem »Was«
Schon früh erkannte Santiago Calatrava (geb. 1951) seine Vorliebe für das Zeichnen. Immer trug er Bleistifte bei sich. Bald war er beim Zeichnen von einem gewissen Paradoxon wie besessen. Wenn er in seiner Heimatstadt Valencia Dinge wie Felsen, Bäume, Gebäude oder Menschen zeichnete, dann gab ihnen das helle, mediterrane Sonnenlicht scharfe Umrisse. Schritt der Tag aber voran, wurden die Umrisse immer weicher. Nichts, was er zeichnete, blieb wie es war; alles war ständig im Wandel, blieb in Bewegung, denn so war das Leben. Aber wie sollte er diese Wandelbarkeit auf Papier bannen, in einem völlig statischen Bild?
Er belegte Kurse und lernte dort die verschiedenen Zeichenkniffe, um die Illusion zu erzeugen, etwas sei im Augenblick der Bewegung festgehalten, aber die Resultate befriedigte ihn nicht. Als Teil seiner unmöglichen Aufgabe brachte er sich mathematische Kenntnisse beispielsweise in darstellender Geometrie bei, die ihm dabei halfen, seine Gegenstände in zwei Dimensionen darzustellen. Seine Fertigkeit wuchs und sein Interesse am Thema wurde größer. Offenbar war ihm eine Laufbahn als Künstler bestimmt, und im Jahr 1969 begann er in Valencia ein Kunststudium.
Er studierte erst seit einigen Monaten, als sein Leben durch eine eigentlich unbedeutende Begebenheit eine ganz andere Wendung nahm. Beim Stöbern in einem Schreibwarenladen fiel sein Blick auf ein hübsch aufgemachtes Büchlein über die Werke des Architekten Le Corbusier. Diesem Architekten war es irgendwie gelungen, völlig eigenständige Formen zu erschaffen. Selbst etwas Alltägliches wie ein Treppenhaus wurde unterseinen Händen zu einer dynamischen Skulptur. Die von ihm erdachten Gebäude schienen der Schwerkraft zu widersprechen und vermittelten in ihren ruhigen Formen einen Eindruck von Bewegung. Die Lektüre erweckte in Calatrava eine weitere Leidenschaft – er wollte dem Geheimnis der Entstehung solcher Gebäude auf den Grund gehen. So schnell wie möglich wechselte er zum einzigen Institut für Architektur in Valencia.
Bei seinem Abschluss im Jahr 1973 hatte Calatrava eine solide Ausbildung erhalten. Alle wichtigen Gesetzmäßigkeiten und Prinzipien der Architektur waren ihm vertraut. Er war mehr als bereit, in ein Architekturbüro einzutreten und sich nach oben zu arbeiten. Er spürte allerdings, dass seinem Wissen noch etwas Entscheidendes fehlte. Bei all den Gebäuden, die er am meisten bewunderte – dem Pantheon in Rom, den Bauwerken Gaudís in Barcelona oder den Brücken von Robert Maillart in der Schweiz – hatte er das Gefühl, dass er ihre Konstruktion und Statik nicht vollkommen verstand. Er wusste mehr als genug über ihre Form, ihre Ästhetik und ihre Funktion als öffentliche Gebäude, aber er hatte keine Ahnung, was sie fest stehen ließ, wie die einzelnen Teile zusammenwirkten und wie Le Corbusiers Bauwerke diesen Eindruck von Bewegung und Dynamik erzeugten.
Es war, als konnte man einen hübschen Vogel zeichnen, verstand aber nicht, warum er fliegen konnte. Wie beim Zeichnen auch wollte er unter die Oberfläche oder das Designelement blicken und zur Realität vordringen. Er spürte, dass sich die Welt veränderte; etwas lag in der Luft. Durch den technischen Fortschritt und neue Baumaterialien hatten sich der Architektur revolutionär neue Möglichkeiten erschlossen, aber um diese wirklich auszuschöpfen, musste er Baustatik erlernen. So traf er eine schicksalhafte Entscheidung: Er wollte ganz von vorn anfangen und an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich ein Bauingenieurstudium beginnen. Es würde ein beschwerlicher Weg werden, aber dann würde er denken und zeichnen können wie ein Ingenieur. Das Wissen, wie Gebäude konstruiert waren, würde ihm neue Freiheit geben
Weitere Kostenlose Bücher